Die Waldbrände an sich sind schon schlimm genug, aber das manche auch noch ein Geschäft daraus machen, ist erst recht ein Problem. Portugal hat keine eigenen Löschflugzeuge und muss diese Sommer für Sommer aufs neue teuer Mieten. Doch es gibt ein neues Löschverfahren, dass anderenorts auf den Widerstand der Lobbyisten stieß. Doch für Südeuropa – insbesondere Portugal – wäre es Ideal.
Von Rui Filipe Gutschmidt
Portugal wird abermals von Waldbränden heimgesucht. Es gibt viele Gründe dafür, warum es Jahr für Jahr schlimmer wird. Zum einen wird das Klima immer heißer und trockener. Die Tatsache, dass ich diesen Beitrag mitten in der Nacht schreibe, weil es bei 40 Grad im Schatten unerträglich – für mich und den Laptop – ist und das es nach Rauch riecht, unterstreicht meine Beobachtungen der letzten Jahre leider. Auch haben die Budgetkürzungen und die Rücknahme des Verbots für neue Eukalyptus-Anpflanzungen der ehemaligen Ministerin für Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und des Meeres, Assunção Christas (jetzt vorlaute Vorsitzende der Oppositionspartei CDS), ihren Teil zu dem Desaster beigetragen.
Ein paar Zahlen zur Verdeutlichung:
- Von Januar bis Juni 2017 brannten bereits 61.000 Hektar Wald und Buschland ab.
- Nur 2007 brannte eine größere Fläche, aber über die gesamten 12 Monate. Bis Jahresende kommt da noch einiges hinzu.
- Auf fast 500 Millionen Euro beziffert sich alleine das große Feuer von Pedrógão Grande, dass 46 Menschen das Leben kostete, 250 Verletzte und 21.000 Hektar Wald in Asche legte.
- In ganz Portugal sind 30.000 Frauen und Männer bei der Freiwilligen Feuerwehr und 15.000 in der Reserve, die sich im Sommer oft zum Dienst melden.
Im Europaparlament war die Brandkatastrophe in Portugals Wäldern Gegenstand einer Debatte. EU-Kommissar Christos Stylianges lobte den Mut und die Courage der portugiesischen Feuerwehr, bevor er dazu überging klar zu stellen, dass die EU selbstverständlich die Ausgaben von Portugals Regierung nicht zum Defizit dazurechnet. Besser wäre es natürlich, wenn man den Portugiesen die Zinsen erlassen würde, denn das überschuldete Land muss sich für die zusätzlichen Ausgaben weiter verschulden, ob es jetzt ins Defizit eingerechnet wird oder nicht.
Wäre es da nicht sinnvoller, wenn man einen Weg hätte solche Katastrophen, wenn schon nicht ganz zu vermeiden, wenigstens zu minimieren? Wir kennen gewisse Aktionen, die bei der Prävention helfen. Diese wurden und werden weiterhin diskutiert, doch bei aller Vorsicht ist es leider nicht möglich zu verhindern, dass es auch in Zukunft weiter zu Bränden kommt. Pyromanen und Leute die fahrlässig handeln wird es immer geben. Das zu leugnen heißt die Realität zu verkennen. So ist es unabdingbar eine bessere Brandbekämpfung zu haben. Ein System, dass ein Feuer schneller und effizienter löscht ist aber teuer… oder? Nein, nicht unbedingt.
Es gibt ein Verfahren, dass beides kann. Es ist effizienter und billiger wie herkömmliche Feuerlöschverfahren. Wald- und Buschfeuer werden seit langem aus der Luft bekämpft. Löschflugzeuge sind nicht billig und wie alle unregelmäßigen Staatsausgaben, gibt man auch diese Aufgabe an private Unternehmen. Das diese viel Geld damit verdienen ist klar und man darf auch nicht pauschal kritisieren, solange die Gegenleistung stimmt. So hat man im letztem Jahr Piloten kritisiert, weil sie in ihrem Urlaub Löschflugzeuge flogen. Man vergaß dabei, dass diese Piloten sich jeden Euro bitter verdient haben, in dem sie unter Risiko für Leib und Leben Großbrände löschten und so zum Schutz der Menschen und ihrer Habe beitrugen.
Das Verfahren, dass Portugal helfen könnte die Feuer schneller und effizienter zu löschen und dabei noch billiger ist als bisherige Löschverfahren, ist als CWFS-Verfahren bekannt. Es handelt sich essentiell um den Abwurf von „Wasserbomben“ über dem Brandherd, die mit größerer Präzision die Flammen Löschen und noch dazu einen geringeren Preis pro abgeworfener Tonne Wasser haben. Die USA hatten 2011, 56 Milliarden Dollar für die Waldbrandbekämpfung im Haushaltsbericht angegeben. 2012 waren es schon 112 Milliarden US Dollar. Interessant ist aber vor allem der Preis von 13.000 US Dollar pro Tonne Wasser. Mit dem CWFS kostet die abgeworfene Tonne nur 400 Euro. Die Frage ist jetzt nur, ob Portugal bereit ist alte Verfahren durch das neue System zu ersetzen.
Premierminister António Costa ist dafür bekannt, sich nicht allzu sehr um die bestehenden Verträge mit privaten Unternehmen und Lobbyisten zu scheren, wenn er medienwirksam einen besseren Deal für die Staatskasse herausholen kann. So bleibt zu hoffen, dass sich Portugals Regierung mit diesem Angebot auseinandersetzt, dass nebenbei auch noch von der EU finanziert werden kann und Arbeitsplätze im unterbevölkerten Landesinneren zu schaffen verspricht.
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