Bild – Waldbrand – Flickr.com CC BY-SA 2.0 |
Während sich in Portugals Dörfern und ruralen Gebieten dramatische Szenen abspielen und die meist von geringen Renten lebende Bevölkerung vor Ort alles an die Flammen verlieren, verdienen einige private Unternehmen Unsummen mit dem Verleih von Flugzeugen und Hubschraubern. Portugals respektierter Journalist und TV-Kommentator José Gomes Ferreira redet jetzt Klartext zu dem heiklem Thema.
Von Rui Filipe Gutschmidt
Der portugiesische Journalist und TV-Kommentator José Gomes Ferreira, nahm in der Sendung „Opinião pública“ kein Blatt vor den Mund und sprach klipp und klar über die Industrie des Feuers. Er nannte diese Leute, die sich auf Kosten der Jahr für Jahr schlimmer werdenden Wald- und Buschbrände bereichern, eine Mafia.
„Es ist ein Wirtschaftszweig des Feuers, eine Brandindustrie die viele gierige Mäuler stopft…“. Ohne direkt jemanden zu beschuldigen sprach der bekannte Kommentator von der Mafia, die in den Ländern Südeuropas und eigentlich weltweit, aus der Brandbekämpfung ein Geschäft mit Milliardenumsätzen macht.
So schreibt er auch auf seinem Blog, dass „das Land brennt, weil jemand will, dass es brennt! Oder besser, viele wollen, dass es brennt!“ So gäbe es eine „Industrie des Feuers“ in Portugal und viele Leute würden direkt oder indirekt von der verbrannten Erde profitieren. So würde offiziell noch die Version gelten, dass die meisten Feuer auf keine finanziellen Interessen zurückgehen. Die meisten Leute die Feuer legen, wären nur Pyromanen, die vom Anblick des Feuers fasziniert, nicht anders können als Brände zu legen.
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Doch die Tragödie passiert nicht zufällig. So stellt der Kollege vom „Expresso“ und dem TV-Sender SIC ein paar Fragen, die durchaus schon lange gestellt werden sollten.
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Warum die Brandbekämpfung aus der Luft in Portugal zu 100 Prozent an private Unternehmen vergeben wird, was in anderen Mittelmeerländern nicht der Fall ist?
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Warum wird den Berichten von Feuerausbrüchen an mehreren Stellen, kurz nach dem Überflug eines Löschflugzeugs, nach all den Jahren der Vorkommen, nicht nachgegangen?
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Warum hat Portugals Staat 700 Millionen Euro um zwei U-Boote zu kaufen, aber nicht halb so viel für ein Dutzend Cannadair?
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Warum sitzen die meisten Luftwaffe-Piloten mit Ausbildung im Löschen von Feuern, den ganzen Sommer über nichts tuend in den Kasernen und warum haben die Streitkräfte neue Hubschrauber bestellt, die nicht zum Löschen von Feuern ausgerüstet sind?
Rauch weithin sichtbar – Feuer bei Coimbra. Bild: Eveline Siegenthaler |
Des Weiteren erwähnt Ferreira noch andere Interessierte. Die Papierindustrie ist demnach nicht nur für die Eukalyptuspflanzungen verantwortlich, sondern hat auch ihre Finger… am Feuerzeug. Das äußerlich verbrannte Holz ist 1/3 billiger aber für die Zellulose-Produktion ist es absolut tauglich.
Es gibt auch Fälle, bei denen abgebrannte Waldgrundstücke – gegen geltendes Recht – urbanisiert und bebaut wurden. Wieso diese Fälle nicht bekannt werden? Weil Behörden und Immobilieninteressen sich überlappen, auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie dereinst. Auch das Niederbrennen von Buschland, um daraus Grasland für Vieherden zu machen, ist längst verboten, geschieht aber heimlich weiterhin. Selbst Jagdverbände drohten mit Feuer, wenn die Jagd nicht wieder Landesweit zugelassen würde. Feuerterroristen also!
Was soll man dazu sagen? Ich hab es geahnt? Nein! Die Frage sollte heißen: „Was kann ich tun?“Nun, jeder kann natürlich darauf achten, dass keine Brände durch Leichtsinn entstehen und man kann verdächtige Aktivitäten melden. Doch darüber hinaus können wir die Politiker, Zivilschützer, Militärs und andere Behörden auffordern, dem Treiben dieser Mafia ein Ende zu bereiten. In meinem nächsten Beitrag werde ich auf die Lösungsvorschläge meines Kollegen eingehen und selbst ein Konzept vorschlagen, mit dem Löschflugzeuge ihren Dienst am Bürger verrichten ohne dabei private Unternehmer damit zu bereichern. Schließlich wird dadurch einen Grund geschaffen, die Wälder jedes Jahr aufs neue brennen zu lassen. „…und führet mich nicht in Versuchung…“, heißt es schon in der Bibel.
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