Die Qual der Wahl – Deutschland im Strudel extremer Rhetorik

Wahlwahnsinn Die Partei (Satire) – Flickr.com CC BY 2.0
Die Deutschen gehen morgen also an die Urnen und wählen ihre Repräsentanten für die nächsten vier Jahre. Doch diese Wahl ist anders. Man konnte 2013 schon Veränderungen spüren, doch die Ereignisse der letzten Jahre und die Anonymität im Internet sorgen für eine nie dagewesene Aggressivität beim Wahlkampf!
Von Rui Filipe Gutschmidt

Die Wahlen sind ja eigentlich als ultimativer Ausdruck der demokratischen Werte gedacht, aber in Deutschland sind diese schon lange aus den Schulbüchern und, schlimmer noch, den Köpfen der Bürger verschwunden. Jetzt brachte das Internet immer mehr Menschen dazu sich auch politisch zu interessieren, zu informieren und zu engagieren. Die Anonymität im Netz fördert aber leider auch den Extremismus. Es ist „cool“ so richtig derbe Sprüche abzulassen und immer noch krasser und radikaler zu sein wie alle anderen. Ein Phänomen, dass erst kürzlich aufgefallen war, da Salafisten und andere Islamisten damit Jugendliche aus Europa nach Syrien und in den Irak lockten, mit dem Versprechen ein JEMAND zu sein und nicht länger als ein NIEMAND in unserer europäischen Ellenbogengesellschaft zu gelten.
Parteien wie die AfD, Deutsche Mitte oder auch alteingesessene links- und rechtsextreme Parteien bedienen sich einer aggressiven Rhetorik nach dem gleichen Prinzip. Nur wer so richtig drauf haut ist ein Jemand!
Auf den Bildern, die durchs Netz geistern, ließt man dann: „Völkermord an uns Deutschen – Die Völkermörder sitzen im Parlament…“ oder „Schulz will ganz Syrien nach Deutschland holen“, „Merkel islamisiert Deutschland“, „Immer auf Koks – Die Grünen“ und, mein Favorit, „AfD – Affen fi..en Deppen“! Jeden Tag kommen neue Sprüche und Bilder hinzu, in einer Propagandasprache die plumper kaum sein könnte!
Wäre es nicht mal an der Zeit etwas respektvoller miteinander umzugehen? Was soll das Ganze? Mit einigem Abstand zu dem ganzen Trubel sehe ich den Wahlkampf in Portugal, wo es für die Menschen ans Eingemachte geht, es durch Austeritätspolitik zu einer Armut kam, die man sich in Deutschland – trotz allem – kaum noch vorstellen kann, und sehe Respekt vor der Meinung des anderen. Wie tief ist Deutschland doch gesunken? Land der Denker, in der die Aufklärung die Menschheit aus dem Dunkel des Mittelalters holte?
Die Anonymität im Internet macht es möglich! Sicher! Aber wie bei den Islamisten tragen viele diesen aufgebauten Hass auf die Straße, sehen in jedem Flüchtling einen Terroristen und in deren Helfern einen Volksverräter, sehen in jedem der sagt, dass es zu viele Flüchtlinge sind einen NAZI oder in jedem Umweltbewussten einen Ökofreak der uns in die Steinzeit zurück wünscht. Ich frage nochmal, was soll der Wahnsinn? Respektiert einander endlich mal, bevor es zu spät ist, bevor wir uns wie in Venezuela, Syrien, Libyen und so weiter gegenseitig an die Kehle gehen.

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