Spanier in weiß und ohne Fahnen fordern Dialog – Parlem, Hablemos

Hablemos, Parlem, Friedensappell in Spanien – Screenshot YouTube
Parlem, Hablemos“, zu Deutsch „lasst uns reden“, steht auf den Plakaten auf Katalonisch und Spanisch. Hunderttausende haben sich in Weiß gekleidet und gingen in Barcelona, Madrid und mehreren anderen Städten für einen friedlichen Dialog zwischen Katalanen und Spaniern auf die Straße. Doch sie stoßen bei der Politik auf taube Ohren…
Von Rui Filipe Gutschmidt
Die Katalanen – zumindest ihr Regierungschef, Carles Puigdemont und viele seiner Anhänger – sind bereit, einseitig die Unabhängigkeit zu erklären. Die meisten wollen jedoch nur frei sein von der spanischen Bevormundung, wobei dies nicht unbedingt auf diesem Wege sein muss. Bei der Demonstration in Barcelona sagte jemand, dass „die Menschen es satt haben, nicht erhört zu werden“.
Ein gutes Beispiel dafür ist Mariano Rajoy, der jetzt mit der Aussetzung der Autonomie der Region droht. In der Praxis wäre das eine Entmachtung des katalanischen Parlaments und der Regierung von Carles Puigdemont. Bezeichnend, dass Rajoy alles unternimmt, um sich als „starken Mann“ für Spaniens Einheit darzustellen. Doch es ist eben diese Machtdemonstration, die den Katalanen sauer aufstößt und selbst Föderalisten jetzt die Unabhängigkeit unterstützen lässt.
Ein Freund in Portugal beschrieb die Lage im Nachbarland treffend:
Besorgt blicken wir aus Portugal zu unserem Nachbarn Spanien. Vor einigen Jahren bin ich durch ein Spalier von Polizei und Maschinenpistolen im Baskenland gefahren. Auch die EU und Deutschland befürchten, dass in Katalonien der nächste Sargnagel für das gemeinsame europäische Projekt eingeschlagen wird. Hoffentlich findet die Zentralregierung in Madrid einen demokratischen Weg zu einem föderalistischen Spanien, bevor ihnen das Ding um die Ohren fliegt.“
Das Problem ist nur, dass die PP eine Partei der Vetternwirtschaft, Korruption und der Unterwürfigkeit gegenüber den großen Konzerne ist. Das spanische Volk ist ihnen egal und nur die Interessen der Banken und Großkonzerne spielen eine Rolle bei den Entscheidungen dieser Regierung. Der wichtigste Koalitionspartner, die Mitterechts-Partei Cidadanos, wurde eigentlich gegründet, um eine von Korruption und Vetternwirtschaft freie Alternative zur PP zu bieten. Durch die Koalition haben sie ihre Sympathien bei vielen Wählern verloren. Sie scheinen genauso wenig zu sagen zu haben wie die Abgeordnete einer Regionalpartei von den Kanaaren, von der man gerade zu diesem Thema eine Stellungnahme erwartet hatte.
Ein paar Chaoten seien noch erwähnt, die eine pro-spanische Protestaktion in Madrid mit ihren faschistischen Symbolen und Parolen zu kapern versuchten. Auch in Barcelona gab es eine Kundgebung von Separatisten, wobei gestern die große Mehrheit der Menschen auf der Straße waren um an den friedlichen Dialog zwischen Madrid und Barcelona zu appellieren.

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