Richter zitiert Bibel und Gesetz von 1886 um Gewalt gegen „Ehebrecherin“ zu rechtfertigen!

Gewalt gegen Frauen - Flickr.com CC BY-SA 2.0
Portugals Gesellschaft ist schockiert. Ein Richter hat das sehr milde Urteil gegen zwei Männer bestätigt, die eine Frau entführt und schwer misshandelt haben. Dabei rechtfertigt er das Vorgehen der Täter – Ex-Mann und Ex-Liebhaber – mit archaischen Wertvorstellungen von Ehebruch und „verständliche Reaktion“ auf diesen…
Von Rui Filipe Gutschmidt – 24. Oktober 2019
Als wäre das Opfer die Angeklagte und die Täter einfach nur im falschem Land oder Zeitalter. Eine Frau aus Felgueiras hatte eine außereheliche Beziehung und entschloss sich dazu ihren Ehemann zu verlassen. Doch als sie sich auch von ihrem neuem Partner trennen wollte wurde sie von diesem entführt und gefangen gehalten. Der Liebhaber rief den Ehegatten, um mit diesem gemeinsam die Frau „zur Rede zu stellen“. Dieser brachte aber einen mit Nägeln bestückten Knüppel zur „Unterredung“ mit und das Resultat war ein längerer Krankenhausaufenthalt der Frau. Doch die Strafe belief sich auf eine geringe Geldsumme und Bewährung. Die Berufung der Staatsanwaltschaft wurde abgelehnt und die Begründung hierfür ist der Auslöser für Proteste in ganz Portugal.
Der ehrenwerte Richter meinte, dass „der Ehebruch eine schwere Depression“ beim Täter verursacht habe und diese „äußerst unmoralische, zutiefst kränkende und beleidigende Tat (der Frau) die Reaktion des Ehegatten rechtfertigen“ würde. Dazu meinte der Richter noch, dass man „diese Ehebrecherin in anderen Kulturen steinigen würde“ und dass „in der Bibel steht, dass eine Ehebrecherin die Todesstrafe verdient“. Des weiteren wird ein Gesetz von 1886 zitiert, bei dem „mildernde Umstände“ beim Mord an einer untreuen Ehefrau geltend gemacht werden können.
Der Richter Neto de Moura ist laut APAV – einer Hilfsorganisation für Opfer von Gewaltverbrechen – „rückfällig“ in dieser Verhaltensweise, da er „bei der Verwendung dieser Art von Argumentation, Fälle dieser Art immer so beurteilen würde“. 2016 habe er schon einmal bei einem Fall von häuslicher Gewalt, die Tat als „verständliches Verhalten gegenüber einer Ehebrecherin“ bezeichnet. Daher werden mehrere Organisationen für Frauenrechte und Opfer sexistischer Gewalt gegen Richter Neto de Moura vorgehen.
Am Freitag, 27. Oktober 2017 finden zu diesem Anlass in Lissabon und Porto Proteste gegen diese Mentalität statt, vor allem da dieses Gedankengut in der Justiz, genau das falsche Zeichen setzt. Auf ihrer Facebookseite schrieb eine der Aktivisten: „Wir haben das Jahr 2017, häusliche Gewalt ist ein öffentliches Verbrechen, dass von der Staatsanwaltschaft direkt verfolgt werden muss“. Daher möchte ich auch alle bitten, sich diesem Protest – in welcher Form auch immer – anzuschließen, denn während wir auf die Rechtlosigkeit der Frau im Islam schimpfen und uns über die Rückständigkeit Saudi-Arabiens oder des Irans mokieren, geschehen Dinge in den Wohnstuben unserer christlichen Nachbarn, die wohl selbst manch arabischen Fundamentalisten schockieren würden. Wie heißt es doch so schön? Mann sollte erst mal in der eigenen Stube staubsaugen, bevor man mit dem Besen anderswo den Wüstensand aufwirbelt…

 

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