Portugiesische Nau mit dem Kreuz des Christusordens – flickr.com CC BY-SA 2.0 |
Inwiefern kann man Religionen kritisieren, ohne als Verteidiger von Vorurteilen angesehen zu werden, und anstatt dessen auf die Phobien hinweisen die sie alle in ihrem Kern aufweisen? Es geht darum, Wirklichkeiten in allen Glaubensrichtungen anhand der Geschichte darzustellen.
Von Noel Nascimento
Wir alle haben Urteile und Vorurteile im Bezug auf Religionen, vor allem gegen die der „anderen“ und sie stehen genau so wider den „unseren“.
Werden Gedanken, Überlegungen und Kritiken formuliert die nicht passend sind, ist man von einer Phobie befallen.
Es ist von Grund an eine Phobie, Religionen zu verteidigen als wären sie harmlos und ungefährlich, egal welche. Eine der merkwürdigsten Erscheinungen dieser Problematik ist es das „besänftigende Kräfte“ dazu neigen, „die Anderen“ in Schutz zu nehmen und deren gutwilligen Kräfte zu betonen. Das, als hätte man selbst „in der eigenen“ nichts was beschützt oder kritisiert werden könnte. Aus diesem Grund nehme ich heute „die unseren“ dran. Katholiken und ihre Geschichte und evangelikale Sekten, die sich auf dem amerikanischen Kontinent ausbreiten, werden diesmal mein Thema sein. Sie haben manche Vorzüge, aber auch ungeheuerliche Verbrechen begangen. Vom Einfluss der Protestanten auf die USA und auf den davon stammenden Individualismus handelte der vorherige Text.
Um in der antiken Welt anzufangen, ist das Beispiel der armen Bibliothekarin aus Alexandria, Hypatia, die bewundernswerte Frau die schon annahm, dass die Erde und Sonne rund sind und die das Umkreisen eines runden Mondes um die Erde in einer elliptischen Bahn deutlich erklärte. Hypatia wurde im Jahre 415 nach Streitereien zwischen Christen und Juden lebendig mit Austernschalen gehäutet, lat. detraxerunt pelles holocaustorum.
Das Beispiel Hypatias bleibt als unweigerliche Antwort auf diejenigen die als Argument für den Glauben eine Suche nach einer Erklärung für die Welt angeben. Es ging bei Religionen, sobald sie sich etablierten, niemals nur darum, die Welt zu erklären. Sobald sie sich als Institution etablierten, hatten sie aus Angst davor, ihre Gottesvorstellungen verneint zu sehen, ihre Dogmen mit strengster Härte und blutdurstig verteidigt.
Eines der größten Verbrechen unter Christen, dessen Folgen sich bis auf die heutigen Tage auswirken waren die Albigenser-Kriege und die Ausrottung der Katharer in Arkadien, Südfrankreich. Die Katharer folgten einem christlichen Dualismus der besagt, dass über Gutes und Böses eine andere Kraft herrscht die alles schuf, und nicht denGott und seinen von ihm abgespaltener Gegner die auf der Welt herrschen, die sie nicht anbeteten.
Die christliche Geschichte des amerikanischen Kontinents fängt mit der Vereinigung Portugals als erstes Königreich Europas durch die Rückeroberung der Algarve unter Alfons III, im Jahre 1249 an. Die Kreuzzüge waren damals Gegenwart und der Überfall auf Byzanz im Jahre 1204, infolgedessen das Byzantinische Reich geschwächt wurde und schließlich 1453 den Osmanen zufiel, gehören in einen Zusammenhang. Spanien erlangte erst im Jahre 1492 seine Einigung und Befreiung, unter Königin Isabel. Das war das Jahr der „Entdeckung Amerikas“ durch Kolumbus. Die Templer, deren Weg ins Heilige Land zuerst über Portugal und den heutigen kleinen Hafen Tarifa (in Spanien bei Gibraltar) führte, waren für die Entstehung des portugiesischen Reiches verantwortlich. Nach der Auflösung des Templerordens im Jahre 1319 wurden sie im gleichen Jahr vom portugiesischen König D. Dinis II unter den Namen Christus-Orden wieder ins Leben gerufen. Die in Portugal gebliebenen Templer wurden dadurch verschont. Die portugiesischen Seefahrer die Brasilien „entdeckten“ gehörten diesem Orden an und fuhren unter dem Ritterkreuz der Templer auf den Segeln. Die Suche nach neuen Wegen nach Indien führte die Spanier und Portugiesen nach Übersee. Die Vermutung, dass es doch andere Länder gab die der Zivilisation unbekannt waren, könnte aufgrund der von den Templern aufbewahrten Geheimnissen nicht ausgeschlossen werden.
Anders als heutige konservative Christen in den größten südamerikanischen Ländern behaupten, kann man nicht genau wissen welche schützende und rettende Haltung von den ersten katholischen Priestern in Südamerika ausging, die in ihren ersten Briefen an den portugiesischen König davon berichteten, dass die Bewohner der Wälder die sie vorfanden „beschützt“ werden sollten. Ein guter Teil von ihnen war den Portugiesen gegenüber friedlich und neugierig. Sie stiegen als erste in die portugiesischen Galeeren ein. Erst später, als sie ins Landesinnere drängten, stießen dann die Weltumsegler auf feindlichen Widerstand und Kannibalen!
Die Jesuiten, die die erste kirchliche Vertretung in Brasilien und in Mittel- und Südamerika waren, machten sich die Kathegese zur Aufgabe und bauten die ersten Schulen auf, in denen einige Kinder und Erwachsene das Schreiben und Lesen unter biblischen Idealen lernten. Es befanden sich unter den ersten Siedlern ein guter Anteil an bekehrten Juden, die vermutlich vor der Inquisition flüchteten und in der westlichen Hemisphäre sich als Katholiken ausgeben mussten.
Schiffbrüchige Seefahrer waren den Kronen Portugals und Spaniens nützlich, nachdem sie mit einheimischen Frauen unter den Ureinwohnern heirateten, wodurch die Befehle der Krone dann unter den Einheimischen akzeptiert werden konnten. Sie waren keine Einzelfälle und so vermischten sich die aus Portugal stammenden Europäer zuerst mit den Ureinwohnern. Nicht alle Indios wurden vernichtet, sondern unter zivilisierten Bedingungen ins Leben der ersten Städte aufgenommen, einige von denen sogar von Indios selbst gegründet wurden und deren Namen noch heute die Sprache der Indios aufweisen. Die Mischlinge waren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts für die Erweiterung der portugiesischen Gebiete nützlich und von der Kirche toleriert, während sich eine Elite aus Verwaltungsbeamten, Klerikalen, Geschäftsleuten zum größten Teil aus Weißen ergab. Bis zur Ankunft des portugiesischen Königs Johann VI auf der Flucht vor Napoleon im Jahre 1808, war die allgemeine Sprache die der Indios, jene die von 70 Prozent der Brasilianer gesprochen wurde. Der König, dadurch erschrocken, verbot sie.
Die Sklaverei ist das größte Verbrechen auf dem amerikanischen Kontinent gewesen. Mit Ausnahme von Simon Bolivar, dem Befreier der spanischen Kolonien, hat niemand die Leibeigenschaft angefochten, weder die katholische Kirche noch irgendwer sonst. Millionen von Afrikanern wurden im Laufe der Jahrhunderte auf dem amerikanischen Kontinent eingeführt und diejenigen die das Leben während der Überfahrt unter furchtbaren Bedingungen verloren waren fünfmal so viele als diejenigen, die das Martyrium überlebten. Sie wurden selbstverständlich nicht von den Portugiesen selbst gefangen, sondern von Afrikanern und Arabern, die Kriege untereinander führten und die Gefangenen dann an die Händler aller Nationen verkauften. Es war ein Geschäft vieler Abenteurer. Ohne Käufer gibt es keine Verkäufer.
Der von katholischen Konservativen benutzte Vorwand um die Sklaverei und deren ungeheuerliche Barbarei auf dem amerikanischen Kontinent zu rechtfertigen, war die Sklaverei von weißen Europäern durch islamische Reiche im Nahen Osten. Das Argument kann leicht damit abgewiesen werden, dass Afrikanische Kulten in Südamerika immer noch stark vertreten sind und, das die Afrikaner ihre eigenen Kulte und nicht den Islam mit sich brachten. Außer den im 19. Jahrhundert in geringerer Zahl in Brasilien gelandeten Franziskanern kümmerten sich wenige Kirchenvertreter um die ärmere Bevölkerungen Lateinamerikas.
Die aktuelle politische und kulturelle Tragödie in Brasilien und in Südamerika bezieht sich auf die traditionelle Haltung der Katholischen Kirche den armen gegenüber, die erst durch das zweite Vatikanisch Konzil und nach der Befreiungstheologie sich ein wenig veränderte. Die Berghänge, die später die Favelas in den Großstädten bildeten, besitzen heute noch keine katholischen Kirchen. Armut zieht Verzweiflung, und diese aus Ignoranz entstanden zieht Glaubensnot nach sich.
Evangelikale Sekten breiten sich wie eine Plage in den Armenvierteln aus und fangen Menschen auf, die sie fanatisieren und gegen andere aufwiegeln, seien sie Katholiken, Anhänger von Afrokulten oder Atheisten. Sie hassen Linke, Kommunisten, Sozialisten und alle die ihren Weg bis zur ersehnten politischen Herrschaft behindern wollen oder sie fürchten. Opportunisten machen sich dadurch zu Millionären. Sie nennen sich Bischöfe und ziehen jüdische Gewänder an. Sie sind einen Teil der neuen Rechten, die eine religiöse Ordnung in der Welt mit der Ankündigung der Wiederkehr Jesus verbinden, die extremistischen Fanatiker des Westens die manchmal sogar bereit sind, Menschen zu töten die nicht an Jesus, den Sohn Gottes, glauben. Die Politiker sind auf deren Stimmen angewiesen und sie bilden inzwischen 30 Prozent des Bundesabgeordnetenhauses, wobei sie in allen politischen Institutionen vertreten sind. Das religiöse Chaos droht und die Intoleranz waltet. Es ist die Intoleranz, die sich aus der eigenen Intoleranz einer Kirche ergab, die sich meist nur den reicheren traditionellen Familien widmete.
So, wie sie in den Ländern des Nahen Ostens die Kulturen beeinflussten und leiteten, so haben Religion und Glaube zu manchem kulturellen Erbe beigetragen und waren teilweise für sichzivilisatorisch. Für die anderen blieb mal was übrig. Auf die Frage, ob die Menschen ohne sie besser ausgekommen wären und ob sie große kulturelle Errungenschaften eher behindert und zerstört haben, darf ich mit einem großen jaantworten. Sie lassen mit sich die Behauptung rechtfertigen, dass zerstört werden muss, um aufzubauen. Es mag eine Phase der menschlichen Entwicklung sein oder gewesen seindie wir alle mal überwinden müssen, damit ein besserer Mensch entsteht. Keine Götter, höhere Wesen in menschlicher Gestalt, keine Kontrolle über niemand mehr, sondern bewusst verantwortungsvoll handelnde Menschen, einschließlich Integrität, braucht die Welt. Brauchen wir wirklich noch Religionen dazu und wie lange müssen wir noch mit all ihren Gefahren und Folgen leben?
Die anderen Teile der Trilogie zu dem Thema:
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