Der Tag, an dem der Hafen Trauer trug

Die Todeswerft Blohm und Voss – screenshot YouTube
9. Januar 1976 – 27 Werftarbeiter starben für die Bosse von Blohm und Voss. »Erzählst Du von der Anders Mærsk dann nenne sie nie Unglückschiff, weil der Tod von 28 Kollegen kein unglücklicher Zufall ist«. Mit diesen Zeilen beginnt ein Lied der Hamburger Songgruppe »ELBE 1«. Was war geschehen?
Von Fiete Jensen 12. Januar 2018
Original erschien am 9. Januar 2018 bei American Rebel
Heute vor 42 Jahren war es – innerhalb von Sekunden wurde der 9. Januar 1976 zu einem der schwärzesten Tage in der Geschichte des Hamburger Hafens. Um 18.14 Uhr war im Maschinenraum des 209 Meter langen Containerschiff-Neubaus „Anders Mærsk“, das sich in der Endausrüstung befand, ein Dampfkessel explodiert. Die Folgen waren furchtbar: Der mit dem 30-fachen Explosionsdruck eines Autoreifens austretende, über 300 Grad heiße Dampf tötete 14 Arbeiter auf der Stelle, neun weitere starben innerhalb der nächsten 48 Stunden, vier erlagen Tage später ihren schweren Verbrennungen.
Auf der Pier, Am Ausrüstungskai spielten sich im Scheinwerferlicht grausige Szenen ab. Mit Sauerstoffduschen versuchten die Notärzte das Los der Opfer zu lindern, während im Schiffsrumpf mühselig die Toten geborgen und in Holzkisten von Bord gebracht wurden. Die Schwerverletzten wurden, in Aluminiumfolien gehüllt, in das 500 Meter Luftlinie entfernte Hafenkrankenhaus und in die Krankenhäuser Altona und St. Georg gebracht.
Das Unglück auf der „Anders Maersk“ war nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern es wurde sofort zu einem Politikum. Die IG Metall verwies sogleich auf „unfassbare Lücken in Gesetzen und Sicherheitsvorschriften“, und die Staatsanwalt- schaft Hamburg leitete ein Ermittlungsverfahren gegen die Werftleitung wegen fahrlässiger Tötung ein, das jedoch Ende Februar 1978 eingestellt wurde, da ein Verschulden der Werft angeblich nicht festgestellt werden konnte. Dennoch führte die Werft weitere Sicherheitsmaßnahmen für die Inbetriebnahme von Hauptkesselanlagen auf Seeschiffen ein.
Einer der Überlebenden Kollegen, Hans Dieter Marggraf, schilderte der MOPO was er erlebte: „Als das Unglück geschieht, verteilt der Fußbodenverleger gerade Klebemasse auf dem eisernen Boden des Gangs zum Maschinenraum. Es gab einen dröhnenden Knall. Die Maschinenraumtür wurde von einer gewaltigen Druckwelle aus den Angeln gerissen. Große Eisenstücke wirbelten wie Geschosse durch den Gang. Ich wurde wie durch eine riesige Faust weggerissen. Dann kam brennend heiße Luft. Ich konnte nicht mehr atmen. Mit schweren Prellungen rettet ich mich aus dem Unglücksschiff ins Freie. Es war stockdunkel. Überall schrien Kollegen…“.

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