Ungleichheit: In den 70ern kam der große Bruch

Maurer – Pixabay.com Lizenz CC 0 
In der Nachkriegszeit hielten die Reallöhne mit der Produktivität mit. Doch dann, in den 70ern, kam der große Umbruch. Warum?
Von Marco Maier – 14. März 2018
Für rund dreißig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Welt für die breite Masse der Bevölkerung wirtschaftlich und finanziell in Ordnung. Die Reallöhne hielten mit der Produktivitätsentwicklung Schritt und dadurch konnte auch der einfache Arbeiter vom wachsenden Wohlstand der Gesellschaft profitieren. Eine gute Zeit für die breite Masse.
Doch dann, in den 1970er-Jahren, kam der große Schnitt. Das folgende graphische Beispiel aus den Vereinigten Staaten zeigt dies eindrücklich auf:
Wie man deutlich erkennt, hat sich die Produktivität des produzierenden Sektors mit Basis 1973 (=100) bis zum Jahr 2010 verdoppelt. Die Reallöhne der Arbeitnehmer im produzierenden Gewerbe? Sie sanken sogar leicht und liegen seitdem stets unter dem Niveau des Basisjahres.
Vergleicht man dies mit der Entwicklung des realen Haushaltseinkommens, wird klar, wer am meisten von der Entwicklung ab Mitte der 1970er profitierte: Die oberen Einkommensschichten. Diese verdienen nicht nur in absoluten Zahlen deutlich mehr, auch die Wachstumsraten bei den Einkommen sind deutlich höher als bei jenen, die nur ein niedriges Einkommen erhalten. Dies zeigt die nachfolgende Grafik:
Nicht mehr die Arbeit sollte zu Wohlstand führen, sondern der Besitz. Rendite, Zinsen, in den Himmel wachsende Managergehälter und dergleichen wurden opportun. Doch der zunehmende Griff der oberen Schichten in die reale Wertschöpfung führte dazu, dass den einfachen Arbeitern immer weniger blieb – und diese teilweise sogar zwei oder drei Jobs haben müssen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen.
Doch gerade den Ökonomen sollte klar sein, dass der Konsum auf Dauer nicht stärker wachsen kann als die Einkommen. Aber gerade die unteren Einkommensschichten sind jene, die einen deutlich größeren Anteil ihres verfügbaren Einkommens in den Konsum stecken (müssen) als jene, die über sehr hohe Einkommen verfügen. In den Vereinigten Staaten ist das sehr extrem ausgeprägt, doch auch in Europa (gerade in Deutschland und Österreich) geht es seit einiger Zeit in genau die selbe Richtung.

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