Israels „Justiz“ – 8 Monate Gefängnis wegen einer Ohrfeige für die 17-jährige Ahed Tamimi

Ahid Tamimi mit israelischer Soldatin – Screenshot YouTube

Die 17-jährige Palästinenserin Ahed Tamimi wurde von einem israelischem Gericht zu acht Monaten Haft verurteilt. Das Mädchen, dass israelische Soldaten ohrfeigte und anschrie und dabei gefilmt wurde, wird in diesem Konflikt von beiden Seiten instrumentalisiert. Wer ist hier im Recht?

Von Rui Filipe Gutschmidt – 22. März 2018
Im Dezember 2017 trat und schlug die 17-jährige Palästinenserin Ahed Tamimi israelische Soldaten im Westjordanland. Dies geschah nicht das erste mal und wie immer wurde sie dabei gefilmt. Die meistens mit dem Handy aufgenommenen Videos sind für verschiedene Internetplattformen bestimmt, wo sie als Propagandamaterial für den Kampf der Palästinenser dienen.
Der Kampf des palästinensischen Volkes, um ihre Freiheit, ihren eigenen, unabhängigen Staat zu bekommen, ist in meinen Augen völlig legitim. Ein Großteil der Menschen ist ebenfalls dieser Meinung, wobei sie aber große Differenzen haben, ist bei der entgültigen Form ihres Staates. Die einen geben sich erstmal mit dem Gazastreifen zufrieden, die anderen mit dem Westjordanland. Die meisten Palästinenser wollen Jerusalem – als ganze Stadt oder nur den Ostteil – als Hauptstadt ihres Staates. Sehr viele sind auch bereit solange zu kämpfen, bis sie ganz Israel erobert haben und das ganze Land frei von Juden und Christen ist.
Bei den Israelis verhält es sich ähnlich. Rechte Ultranationalisten sind der Meinung, dass alles Land, welches sie im Sechs-Tage-Krieg erobert und besetzt haben, auf immer jüdisch sein sollte. Die aktuelle Regierung gab dieser Fraktion immer mehr Spielraum und es entstehen ständig neue Siedlungen im besetzten Westjordanland. Jede Provokation seitens der Hamas, Fatah, oder anderer Gruppierungen, kommt den Ultraorthodoxen Juden und den Fanatikern wie gerufen. Sie argumentieren nicht nur mit dem religiösen Argument vom „gelobten Land“, das ihnen von Gott versprochen wurde, sondern auch mit dem „Sicherheit und der Kampf gegen den Terrorismus“-Argument. 

Beim internen Kampf beider Seiten, um die Zustimmung der eigenen Landsleute, ist jedes Mittel recht. Das gilt auch beim Werben um internationale Unterstützung. Das macht den Einsatz von Ahed und der anderen Frauen ihrer Familie so wichtig. Israels Militärs haben bisher zugeschaut, wenn ihre Soldaten von den Teenagern gedemütigt wurden. Denn Ahed versuchte immer wieder eine unangemessene Gewaltanwendung der Soldaten zu provozieren und somit vor eine der laufenden Kameras zu bekommen.

Israel wiederum hat jetzt ein Exempel statuiert. Auch wenn der Aufschrei in weiten Teilen der Welt groß ist, so muss man das Gesamtbild betrachten. Das Mädchen wurde – und wird mit Sicherheit auch weiterhin – von Männern instrumentalisiert, die ebenso radikale Ansichten haben und in deren idealisierten Staat eine Frau verschleiert sein muss, sich einem Mann gegenüber unterwürfig zu verhalten hat und in dem sie nicht 8 Monate Haft bekäme, sondern öffentlich ausgepeitscht werden würde. Wer Ahed dazu erzogen hat und sie dazu motiviert als „Heldin der palästinensischen Sache“ sich immer wieder mit schwer bewaffneten Soldaten anzulegen, dem ist es egal, ob sie dabei zu Schaden kommt. In Wahrheit hoffen viele von den Propagandaspezialisten bei Fatah, Hamas und Hisbollah, dass ein Israeli ausrastet und vor laufender Kamera auf das Mädchen und ihre Begleiterinnen schießt.
Israel hat wiederum die Gerichtsverhandlung zum Schauprozess gemacht. Dabei widerstand das Gericht der Versuchung eine unangemessen harte Strafe zu verhängen. Acht Monate sind natürlich aus unserer Sicht viel, doch es ging hier nicht nur um die eher harmlos anmutenden Wutausbrüche eines Teenagers, sondern um eine sich stets wiederholende provokative Verhaltensweise, die zu Propagandazwecken missbraucht wurde. Dennoch…
Wie lange noch wird die Weltgemeinschaft zusehen, nein schlimmer noch, die beiden Seiten tatkräftig unterstützen, während dort Kinder in die schmutzigen Machtspiele verwickelt und als Propagandaträger missbraucht werden? Von diesen medienwirksamen Bildern eines „unerschrockenen Mädchens, dass sich heldenhaft den israelischen Soldaten entgegenstellt“, bis hin zu Frauen und Kindern als menschliche Schutzschilde und indoktrinierte Kinder, die mit Sprengstoffgürtel in eine Gruppe Soldaten, einen Bus oder ein Restaurant gehen und sich mit Dutzenden unbeteiligter Zivilisten in die Luft sprengen, ist leider schon alles dagewesen. Ahed ist demnach kein extremes Beispiel, aber es zeigt dennoch bestens, dass in diesem Konflikt keiner mehr irgendwelche Skrupel hat. Denn in Israels Schulbüchern ist das Feindbild „Araber, Muslim“ allgegenwärtig und der Ultranationalismus wird den Kindern der Siedler schon in die Wiege gelegt. So verurteile ich BEIDE Seiten, wegen Kindesmissbrauchs… und die übrigen Regierungen der Weltgemeinschaft wegen unterlassener Hilfeleistung oder sogar Komplizenschaft!

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