Stausee Lindoso, Portugal – Bild von R. F. Gutschmidt |
Der März 2018 ist ein Rekordmonat, nicht nur in meteorologischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien. Der viele Regen beendete den Status der Dürre. Doch was hat das mit der Stromproduktion zu tun?
Rui Filipe Gutschmidt – 5. April 2018
Die portugiesische Vereinigung der Produzenten erneuerbarer Energien (APER) und die Umweltschutzorganisation ZERO gaben bekannt, dass im Monat März eine historische Marke gesetzt wurde. Mit 103,6 Prozent war die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erstmalig höher wie der Verbrauch in diesem Monat. In den vier Jahrzehnten, in denen die Statistiken dahingehend geführt werden, ist dies zum ersten mal der Fall.
Solaranlage im Garten – Nordportugal – Bild von R. F. Gutschmidt |
Dazu muss man aber wissen, dass Portugal auch die Hilfe von Petrus hatte. Der Apostel, dem im Volksmund unser Wetter zugeschrieben wird, hat es seit Februar stark regnen lassen. Auch der März war extrem verregnet und die Regenmenge war so hoch wie seit 80 Jahren nicht. Dazu kommt eine Durchschnittstemperatur von 2,4º C unter der Durchschnittstemperatur für diesen Monat und die Regenmenge war mehr als dreimal so viel als in den letzten Jahren.
Hinzu kommt, dass Portugal aus einer langen Dürreperiode kommt und letztes Jahr mit verheerenden Waldbränden zu kämpfen hatte. Doch der Dauerregen der letzten Wochen hat die Stauseen wieder gefüllt. Auf dem Höhepunkt der Dürre wurde das Wasser gebraucht, um Felder zu bewässern und Haushalte zu versorgen. Doch jetzt haben die meisten Stauseen wieder einen normalem Wasserstand. Nachdem die Wasserkraftwerke wieder uneingeschränkt produzieren konnten, war es möglich 55 Prozent des Strombedarfs im März durch Wasserkraft abzudecken.
Hinzu kam der Wind. Ein Sturm nach dem anderen fegte über Portugal und die Windräder konnten die meiste Zeit mit akzeptablen Windgeschwindigkeiten laufen. Dadurch konnten weitere 42 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden. Nur die Sonne hat sich hinter dicken Wolken versteckt und so war die Produktion von Solarenergie in diesem Monat etwas schwächer. Dennoch erreichten Portugals erneuerbare Energiequellen eine Gesamtproduktion von 4.812 GW/h, bei einem Verbrauch von nur 4.647 GW/h (Kontinental-Portugal).
Aber es gab natürlich noch Zeitspannen, in denen Strom aus Spanien „importiert“ wurde oder auch etwas Strom aus fossilen Quellen hinzukommen musste. Für die Umwelt bedeutet der Monat März, dass 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart wurden, für Portugal aber bedeutet es 21 Millionen Euro weniger für Zertifikate bezahlen zu müssen. Diese Zertifikate sind in meinen Augen ein Unding, denn dadurch lassen sich Energiekonzerne und Industrie den Dreck, den sie in die Luft blasen am Ende nur noch zusätzlich durch den Verbraucher oder sogar durch den Steuerzahler bezahlen.
Portugal will jedenfalls bis spätestens 2040 seinen Energiebedarf zu 100 Prozent aus Wasserkraft, Wind- und Solarenergie decken. Das Land ist Vorreiter in Wind- und Solarstromanlagen und die großen Flüsse sorgen mit ihren Stauseen für genug Rücklagen, um einen Ausgleich zu schaffen. Die Portugiesen könnten dieses Ziel viel früher erreichen, hätte die „Troikaregierung“ 2011-2015 unter den neoliberalen „Mitte-Rechtsparteien“ PSD und CDS nicht die Solarstromsubventionen für Privatpersonen, die Ausbildungsprogramme für Erwachsene und andere Modernisierungspläne, eingestellt. Die jetzige Regierung macht jedenfalls alles, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.
Ebenfalls über Portugal:
http://www.info-welt.eu/2018/04/explosion-bei-feuerwerk-in-penacova.html
Ebenfalls über Portugal:
http://www.info-welt.eu/2018/04/explosion-bei-feuerwerk-in-penacova.html
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