Seven – das Findelkind Bild v R.F. Gutschmidt CC 0 |
In den letzten Jahrzehnten ist das Bewusstsein für den Umweltschutz gestiegen und zeitgleich empfinden auch immer mehr Menschen Empathie für Tiere. Haustiere ersetzen oft unser Bedürfnis nach Liebe. Doch wie kann man dann so kalt sein und ein Tier einfach aussetzen?
Rui Filipe Gutschmidt – 18. Juni 2018
Ein klägliches Gemautze ist ab und an zu hören, wenn man jetzt durch die Straßen meiner Stadt spaziert. Junikatzen, nannte meine Oma die im Juni geborenen Kätzchen, deren Mütter jetzt im Sommer viel zu fressen finden. Es sind die Strassenkatzen, die laut Gesetz eigentlich gefangen, kastriert, geimpft, entwurmt, entfloht, und wieder frei gelassen werden sollten, die hier im Norden Portugals noch immer 3 bis 4 mal im Jahr für Nachwuchs sorgen.
Letztens hörte ich dieses „Miiiau, miiiau“ aber nicht aus einem Gebüsch kommend, sondern aus einem Pappkarton. Ein halbverhungertes, nach seiner Mutter rufendes und etwa vier Wochen altes Fellknäuel blickte mich mit großen Augen an. Herzerweichender Anblick für jeden Tierfreund und einfach weitergehen ist nicht möglich. Dabei muss man sich eine Frage stellen:
Wie kann man nur so ein hilfloses Wesen aussetzen?
Was sind das nur für Menschen, die Tiere einfach aussetzen? Für Hunde oder Katzen, die mit uns Menschen aufgewachsen sind, ist es nicht selten ein Todesurteil! Das Töten von Tieren, um sich von deren Fleisch zu ernähren und somit die Jagd oder auch die „Nutztierhaltung“, war in der Vergangenheit ein spiritueller Akt. Man nahm das Leben eines Tieres nicht so ohne weiteres und man bedankte sich bei der Seele des Tieres dafür, dass sie ihren Körper gab…
Doch von diesem Respekt ist wenig geblieben. In Zeiten von Massentierhaltung und industrieller Schlachthöfe ist kein Platz für jedweden Respekt für Tiere – oder auch für den Menschen! Wer Tiere misshandelt, der tut dies auch mit Menschen. Ein Tier auszusetzen zeugt daher von einem Mangel an Empathie. Wenn es sich noch dazu um ein vier Wochen junges Kätzchen handelt, dass noch nicht richtig von der Muttermilch entwöhnt wurde, dann wird in Kauf genommen, dass es stirbt.
Der kleine Seven hatte Glück im Unglück
Zurück zu dem Fellknäuel im Pappkarton. Wir haben ihn „Seven“ genannt. Völlig ausgehungert, schrie der kleine Racker und da waren alle Bedenken erstmal verschwunden. Zuhause angekommen gab es alle zwei Stunden verdünnte Milch. Am zweiten Tag gab ich ihm schon ein Schälchen Futter und am dritten Tag begann er damit, Trockenfutter zu knabbern. Als ich meinen beiden – aus Eifersucht schmollenden – Katzen eine halbe Dose Thunfisch (ohne Öl oder Salz) mit Wasser gestreckt gab, rannte der kleine wie ein wildgewordener Handfeger und sprang in den Teller… daher würde ich sagen, dass er auf einem guten Weg ist.
Inzwischen spielt er mit den anderen und hat sich an alles gewöhnt. Doch er muss auch noch zum Tierarzt und dafür wird ein Pate gesucht. Nicht nur die Untersuchung an sich und die Beseitigung der Parasiten (überfällig), sondern auch sein Stummelschwänzchen müsste untersucht werden. Kosten, die ein Pate der in Portugal steuerpflichtig ist, von eben dieser Steuer absetzen kann. Ob der Seven aber nun bei mir bleibt oder von einem anderen Katzenfreund adoptiert wird, ist letztlich egal. Wichtig ist nur das Wohlergehen des Kätzchens.
Es wurden Gesetze in Portugal erlassen, die den Schutz der Tiere betreffen. Auch das Aussetzen steht unter Strafe, wobei kaum einer erwischt wird. Dabei sollten solche Gesetze in der gesamten EU gelten. Es sollte satte Strafen geben und davon sollten dann die geretteten Tiere versorgt werden! Der Mensch hat eine große Veran
twortung und muss dieser nachkommen.
twortung und muss dieser nachkommen.
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