Ein Sturm wird über die Schwellenländer fegen

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Die Dollar-Dominanz auf den globalen Finanzmärkten sorgt wieder einmal dafür, dass einige Schwellenländer vor dem finanziellen und wirtschaftlichen Kollaps stehen. Da braut sich ein Sturm zusammen.
Marco Maier – 13. September 2018

Wenn wir einen Blick auf die aktuelle weltwirtschaftliche Lage und die Situation an den Devisenmärkten werfen, sehen wir eine sich zusammenbrauende Gewitterwolke auftürmen, die wie ein Taifun über einige der Schwellenländer rauschen und dort für massive volkswirtschaftliche Schäden sorgen wird. Mit ein Grund dafür ist die Dominanz des US-Dollars an den Finanzmärkten und das Fehlen von ausreichenden Refinanzierungsmöglichkeiten in den betreffenden Ländern selbst.
Das Ergebnis? Mit der Zinswende der Fed und wachsenden Risiken in den Schwellenländern (sowie der Kapitalflucht der Superreichen der einzelnen Staaten) geraten die jeweiligen Währungen massiv unter Druck. Damit werden jedoch die zuvor aufgenommenen Dollar-Kredite der Regierungen, Unternehmen, Finanzinstitute und Privathaushalte für diese zunehmend unbezahlbar. Der Vorteil der niedrigen Zinsen wird durch die Kursverluste der nationalen Währungen nicht nur vernichtet, sondern sogar ins Gegenteil verdreht
Die Folge: Derzeit gelten die Türkei, Südafrika, Malaysia, Indien und Indonesien als „sehr verletzlich“, Mexiko, Chile, Brasilie, Kolumbien, Tschechien, Ungarn und Polen als „mittelmäßig verletzlich“, während Südkorea, die VR China, Thailand und Russland als „wenig verletzlich“ gelten. Das zeigt auch der „Verletzlichkeitsindex“ der französischen Großbank SocGen:

Dieser Verletzlichkeitsindex basiert auf mehreren Eckpunkten. Darunter zum Beispiel die Leistungsbilanz. Denn: ein hohes Leistungsbilanzdefizit benötigt ständigen Zufluss von ausländischem Kapital. Ganz schlecht stehen hier die Türkei, Südafrika, Kolumbien, Indonesien und Indien da. Thailand, Ungarn und Südkorea erzielen hingegen Überschüsse, was für sie hilfreich ist.
Hinzu kommt, dass die Türkei und Südafrika, sowie Indonesien und Indien stark von kurzfristigen Kapitalzuflüssen abhängig sind. Bei den kurzfristigen Auslandsschulden stehen die Türkei, Malaysia, Ungarn und Tschechien schlecht da, was deren Rating drückt.
Nicht besser sieht es bei den in ausländischen Währungendenominierten Schulden aus:

Wie man sieht, liegt die Auslandsverschuldung in der Türkei bei rund 70 Prozent, wobei (wie in Ungarn und noch mehr Chile) vor allem der Nicht-Finanzen-Unternehmenssektor betroffen ist, während in Polen auch die privaten Haushalte tief in der Fremdwährungskredit-Falle stecken. Auch das erhöht das Risiko eines Crashs massiv, wenn die nationalen Währungen noch weiter unter Druck geraten.
Hinzu kommt noch der Grad der Verschuldung und das Haushaltsdefizit. Hier sind vor allem Brasilien, Indien und Südafrika (drei BRICS-Länder) gefährdet, während beispielsweise Ungarn zwar eine recht hohe Staatsverschuldung aufweist, der nationale Haushalt jedoch nur ein geringes Defizit vorweist. Ein weiterer Aspekt ist der Auslandsbesitz von Staatsanleihen: Südafrika, Tschechien und Indien haben mehr als 40 Prozent ihrer Staatsanleihen ins Ausland verkauft. Straucheln diese Volkswirtschaften, setzt dies auch die Regierungen massiv unter Druck, weil sie ihre neuen Kreditlinien nur noch sehr teuer auf den Markt bringen können.
Und wenn man dann noch bedenkt, dass die Fremdwährungsreserven von Südafrika, der Türkei, Chile und Malaysia auf einem extrem niedrigen Level liegen, wird es gerade für diese Staaten extrem schwierig durchzuhalten. Und dann wird es sehr schnell kritisch. Das haben wir (auch) der globalen Dollar-Dominanz zu verdanken.

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