Pegida und Co. – Plumpe Parolen, Panikmache und Propaganda

Bild v B90 - Die Grünen - Flickr.com CC BY-SA 2.0

Die Welt, mit Europa im Epizentrum, erfährt gerade wieder eine Phase des Wandels. Obwohl der Klimawandel schon schlimm genug ist, bereitet mir der Wandel in der Gesellschaft, der sich in Mittel- und Osteuropa in einem starken Rechtsruck äußert, ebenso große Sorgen. Wer nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernt…
Rui Filipe Gutschmidt – 13. September 2018
Eigentlich sollte „der Staat“ ja für Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte, den Schutz ALLER Menschen vor äußeren und inneren Gefahren einstehen und für eine gerechte, sozial ausgeglichene und harmonische Gesellschaft sorgen… Reine Utopie! Auch wenn man bemüht ist, zumindest den Schein einer demokratischen Gesellschaft zu wahren, so schützt der Staat in erster Linie die Interessen der Hochfinanz, der Lobbyisten, Börsianer, Geldadel oder eben, kurz gesagt, des Kapitals. Das Recht auf privates Eigentum, ist den meisten Regierungen wichtiger als das Recht auf Bildung, Gesundheit, Presse- und Meinungsfreiheit. Ja, seit dem Fall der Berliner Mauer ist der Kapitalismus immer aggressiver, unverschämter und mächtiger geworden. Der Begriff „Neoliberalismus“ bezeichnet dieses System, was für meinen Geschmack viel zu harmlos klingt.
Doch es formiert sich Widerstand, vor allem in den Ländern, in denen ein gewisses Niveau an Demokratie erreicht wurde. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie grundverschieden dieser Widerstand in verschiedenen Ländern aussieht und wie stark dieser mit der Geschichte der jeweiligen Länder zu tun hat. Auf der Iberischen Halbinsel regierten Faschisten bis Mitte der 70er Jahre mit einem Diktator an der Spitze (Salazar in Portugal und Franco in Spanien). Daher sind diese Länder immun gegen offenen Faschismus und rechtsextreme Tendenzen. Sie verstehen besser als alle anderen, dass der Faschismus eine extreme Form des Kapitalismus und des Imperialismus ist.
Die Mitläufer von Pegida, die Wutbürger und die Besorgten, die sich als Beschützer des Abendlandes sehen, laufen Seite an Seite mit Nationalsozialisten, ewig gestrigen, die sich nur in der Gruppe stark fühlen und dessen Minderwertigkeitskomplexe mit der Überzeugung einer überlegenen Rasse anzugehören wettgemacht werden sollen. Dieser ganze Nationalismuskram basiert schließlich darauf, dass man „seine Nation“ als zivilisatorisch und moralisch überlegen ansieht und die Propaganda sugerriet den Menschen in Europa derzeit ein Untergangsszenarium gegen das es zu kämpfen gilt.
Panikmache
Nichts als Panikmache, wohin das Auge sieht. So werden in erster Linie die Muslime als Gefahr dargestellt. Dabei waren diese bis vor kurzem noch eine Art „natürliche Verbündete“, als die Juden noch als Übel des deutschen Volkes diffamiert wurden. NPD-Funktionäre und Altnazis waren gerngesehene Gäste bei den arabischen Fürsten und Diktatoren, die in den Nazis Visionäre sahen, die Israel und den USA gleichermaßen feindselig gegenüber eingestellt waren (sind). Dabei wird Israel inzwischen selbst immer mehr von Rechtsextremen und Ultrareligiösen Juden dominiert und die die Sache der Palästinenser wird immer mehr zu einer Frage der Menschenrechte, die wiederum von vielen Linken unterstützt wird.
Zu kompliziert? Klar, aber die „Besorgties“ in Deutschland und Österreich bekommen es „schön einfach“ erklärt. Für die Leute, die in ihrer Informationsblase tagtäglich mit AfD-Propaganda bombardiert werden ist klar, dass die Flüchtlinge alles Verbrecher und Vergewaltiger sind. Messerstecher, Mörder und Terroristen, die im Auftrag einer perfiden Verschwörung der Regierung Merkel und der (jüdischen) Hochfinanz der USA (Rockefeller) aus Deutschland „Schland“ machen sollen. Wie unrealistisch dies ist, dass ausgerechnet die von den Arabern gehassten Juden eine muslimische Invasion Europas organisieren, bemerken sie dabei nicht.

Propaganda
Es ist eine Propagandaschlacht im Gange, bei der jedes von einem „Flüchtling oder Migranten begangene Verbrechen aufgebauscht und breitgetreten wird. Chemnitz ist ein gutes Beispiel, wie selbst der Mord an einen Antifaschisten, eines Linken, der sein Leben dem Kampf gegen Vorurteile und Diskriminierung gewidmet hat, von der „Braunen Brut“ instrumentalisiert wird, um Hetzjagten auf Ausländer oder Deutsche mit südländischem Aussehen (was auch immer das sein soll) zu veranstalten und hasserfüllte Parolen grölend durch die Straßen zu ziehen.
Es sind Sprüche und Ausdrücke einer eigenen Sprache, die man für eine eigene Welt geschaffen hat, um sich in einem Paralleluniversum eine nationalistische Fantasiewelt zu schaffen. Die Anhänger dieser wieder hervorgekramten Ideologie erkennt man dabei an Wörtern wie:
Linksfaschisten – der klägliche Versuch die Linken (das sind in deren Vorstellung sogar CDU/CSU oder FDP) als gefährliche Extremisten und Verfechter einer linksgerichteten Diktatur darzustellen
Nazikeule – Wenn man diese Leute beim Namen nennt, dann heißt es „ich bin kein Nazi“ und „jetzt kommt die Nazikeule, weil für euch jeder Patriot gleich ein Nazi ist…“
Gutmensch – Menschen, die den Flüchtlingen helfen und vor lauter Güte die „Terroristen und Banditen“ ins Land holen
Islamisierung – Also die benannte Panikmache vor einer Invasion und einer Zwangsbekehrung zum Islam mit Hilfe der Regierungen von Merkel, Macron und der EU-Kommission
Asylschmarotzer, Rape-fugies, Negeraffen und ähnliche Beleidigungen gehen damit einher und sind ebenfalls Teil eines eigenen Jargons. Menschen gezielt zu verunglimpfen und zu erniedrigen hat weniger Effekt auf die Migranten und soll vor allem das Wir Gefühl stärken und die Minderwertigkeitskomplexe der Rechtsextremen lindern. Es war immer schon so, dass die Faschisten sich einzig über den Hass auf andere definieren, weil sie sich im Grunde selbst hassen. In einer Gruppe „gleichgesinnter“ finden sie in der Hassideologie der NationalEGOisten, Reichserwürger, Patidioten und den Verteidiger des Abendlandes, die Droge die ihre nichtssagende und wertlose Existenz anscheinend einen Sinn gibt.
Doch das Gefühl etwas nützliches für die Gemeinschaft zu tun ist nur eine Illusion. Die Strippenzieher, die Herren des Kapitals in den Glaspalästen der Mainmetropole, die Börsianer in Frankfurt und deren Lobbyisten in Brüssel und Berlin, sind die Nutznießer in jeder Gesellschaftsform rechts der Mitte. Dabei schimpfen die AfD-Propagandisten fleißig auf den Kapitalismus und geben sich als Beschützer der Arbeiter oder vielmehr „der deutschen Arbeiterschaft“, der im Gegensatz zu Afrikanern und Arabern in der Fantasiewelt der Rechten als besonders fleißige und kompetente Fachkräfte idealisiert werden.
Natürlich wird wieder einmal vergessen, dass die Qualitätsprodukte des Wirtschaftswunders zwar Made in Germany, jedoch Made by Türken, Italiener, Jugoslawen, Griechen, Spanier, Portugiesen und – natürlich auch, aber eben nicht nur – Deutschen waren. Alle anderen Nationalitäten mögen mir verzeihen, doch ich denke, dass ich meinen Standpunkt deutlich machen konnte. Die Deutschen können sich in einer nationalistischen Diktatur nur auf eins „freuen“ – die ausländischen Gastarbeiter als Sklaven in deren Billiglohnjobs zu ersetzen. Wer jetzt aber, trotz einer gewissen Bevorzugung deutscher Arbeitskräfte und einiger Vorteile im deutschen Schulsystem, ohne Job dasteht, der ist mit Sicherheit weder kompetent noch fleißig.
Woran das liegt, dass immer mehr Menschen den rechten Rattenfängern folgen, ist nicht so einfach zu erklären. Denn Unzufriedenheit, starke Zuwanderung, fehlende Bildung – insbesondere politischer und geschichtlicher Kenntnisse – und die vielen Lügen der Politiker mit den von ihnen manipulierten Medien, können den massiven Zuwachs der AfD-Wählerschaft nicht alleine erklären. In verschiedenen Ländern gibt es Abweichungen, wobei die Panikmache vor der angeblichen Islamisierung sogar in Ländern wie Polen, Tschechien oder der Slowakei genutzt werden, obwohl keine Migranten auch nur einen Fuß in diese Länder setzen – setzen wollen. Im Gegenteil, sind diese Länder traditionell selbst Auswandererstaaten und vor etwa 25 Jahren wurde in Westeuropa vor der „Invasion aus dem Osten“ gewarnt. So ändern sich die Zeiten…
Also mal im Ernst, was soll diese (Un)Logig vom „Kampf der Kulturen“ und der ganze Rassenwahn? Es gibt keine „puren Rassen“, „Völker“ haben sich seit jeher vermischt und werden das auch weiterhin tun und in der Natur basiert die Evolution und die Überlebensfähigkeit einer Spezies auf der Vermischung möglichst verschiedener Gene. In der Genetik führt ein zu kleiner Genpol zu Degenerierung und langfristig zu Unfruchtbarkeit. Dies hat schließlich das Aussterben zur Folge. Um es vereinfacht darzustellen: Die Rede ist hier von Inzest im weitestem Sinne. Was dabei herauskommt…
Es gebe noch so einiges mehr zu sagen, aber es reicht schon, wenn endlich mal klar wird, dass der Faschismus eine aggressive Form des Kapitalismus ist. Die Dominanz der stärkeren Nationen über die Schwachen Völker nennt sich Imperialismus und ist alles schon mal dagewesen. Darum gibt es nur eine Form des Widerstandes und die lautet:
NIE wieder Faschismus!

1 Kommentar

  1. Den ewig Gestrigen sollten Imigranten es mal zeigen… wer im Land was arbeitet…1 Woche Streik, „ALLE“ –
    gegen „Fremdenfeindlichkeit“ – Alle Räder würden still stehen – …

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