Die Struktur der Vereinten Nationen basiert auf der Gründungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Reform zu den geoplolitischen Realitäten der Gegenwart wäre dringend notwendig.
Von Marco Maier – 25. September 2018
Als die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) gegründet wurde, lagen weite Teile Europas und Südostasiens in Trümmern. Die Westmächte USA, Großbritannien und Frankreich, dazu die Sowjetunion (heute Russland) und China (zuerst Nationalchina, dann die Volksrepublik) erhielten einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat und Veto-Rechte, während die anderen Mitglieder nur beschränkte Rechte erhielten.
Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, haben sich die politischen und wirtschaftlichen Gewichte verschoben. Länder wie Indien, Indonesien, Pakistan, Japan, Nigeria, Deutschland, Brasilien oder Mexiko bringen beispielsweise mehr Gewicht zusammen als die Briten oder Franzosen, deren ausbeuterischen Weltreiche ohnehin längst schon Geschichte sind.
Faktisch, so muss man das sagen, gibt es heute noch drei wirklich große Mächte (die USA, China und Russland), die geopolitisch eine Rolle spielen, mehrere Mittel- und Regionalmächte und eben viele kleine Staaten. Hinzu kommt noch die Europäische Union als supranationale Organisation, deren Bedeutung man auch nicht unterschätzen sollte. Umso unsinniger ist auch das Festhalten an den fünf ständigen Mitgliedern mit Veto-Recht.
Im Grunde genommen sollte der Weltsicherheitsrat aus Mitgliedern aller wichtigen Staaten- und Völkergruppen zusammengesetzt sein, ohne Veto-Rechte einzelner Mitglieder. Die drei Großmächte hätten dann einen ständigen Sitz, hinzu käme Indien als Vertreter der Hindus, die vorwiegend buddhistischen Staaten Südostasiens könnten abwechselnd einen Vertreter entsenden, genauso wie die australisch-pazifische Region. Südamerika, Mittelamerika und die Karibik jeweils einen, das muslimisch geprägte Nordafrika einen, Zentral- und Südafrika ebenfalls jeweils einen. Die EU hätte einen Vertreter dabei, die europäischen Nicht-EU-Staaten dürften dann auch einen entsenden. Dann noch die sunnitischen Staaten des Nahen Ostens, sowie der Iran als schiitische Regionalmacht.
Doch die Großmächte dieser Welt werden den bisherigen Sonderstatus nicht aufgeben und vor allem nicht darauf erpicht sein, irgendwelchen politisch unliebsamen Staaten (wie z.B. dem Iran oder Venezuela) faktisch gleich große Rechte auf weltpolitischer Ebene einzuräumen und London und Paris wären dann geopolitisch ja nur noch zweitklassig (was der realen Situation ja auch mehr entspricht). Dann würde ihnen ja zudem jemand faktisch gleichberechtigt Paroli bieten können, was sich der scheinheilige „Wertewesten“ sicher nicht bieten lässt.
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