Ein führender britischer Historiker behauptet, dass die EU so schlecht auf die Herausforderungen der modernen Welt vorbereitet ist, dass sie bereits in zehn Jahren nicht mehr existieren könnte
Marco Maier – 11. Oktober 2018
Der britische Historiker und politische Kommentator Niall Ferguson sieht eine apokalyptische Zukunft für die EU kommen, die Ähnlichkeit mit dem Heiligen Römischen Reich hatte. Er analysierte, wie der Block bisher mit Krisen umgegangen ist und betrachtet die, die noch bevorstehen, und sagt voraus, dass die Union bald durch eine Krise zerfallen könnte, wie der britische „Express“ berichtete.
Er sagte: „Für Brüssel könnte es in den nächsten 10 Jahren eng werden.“ Der Historiker glaubt, dass die Zukunft der EU in den nächsten zehn Jahren entschieden wird. Aber Europa ist nach seiner Analyse zu schlecht auf die bevorstehenden Herausforderungen der kommenden Jahre vorbereitet, um überleben zu können.
Er sagte: „Die EU ist die schwächste der Großmächte.“ Seiner Ansicht nach sieht sich der Block sowohl internen als auch externen Problemen gegenüber. Auf der einen Seite ist die EU zwischen dem „Imperium von Donald Trump“, den USA und der Volksrepublik China – zwei Weltmächte, die zu stark sind, als dass Brüssel mit ihnen konkurrieren könnte – eingequetscht.
Auf der anderen Seite steht der Block vor internen Kämpfen und der Welle populistischer Bewegungen, die in immer mehr europäischen Ländern die Macht ergreifen. Ferguson betonte, dass der Anstieg des Populismus den Machtverlust der traditionellen Parteien bedeutet, die die EU in der Vergangenheit unterstützt haben. Aber genau diese Politik, die gegen die Interessen der Menschen in Europa gerichtet ist und einen Bürokraten-Moloch in Brüssel erschuf, ist mit Schuld daran, dass es soweit kam.
Da diese etablierten Parteien (vor allem Konservative, Sozialdemokraten und Liberale) ihre Mehrheit in ihren nationalen Parlamenten verlieren, verliert Brüssel insgesamt die Unterstützung. Der Historiker, der zurzeit an der Stanford University in den USA unterrichtet, sagte: „In gewisser Weise erinnert mich die EU an das alte Heilige Römische Reich: „Dies ist kein Konstrukt, das Sie in das 21. Jahrhundert führen wird.“
Aber er sagte, dass nicht alles, was von der EU geschaffen wurde, verloren gehen wird, selbst wenn es zerbröckelt. Professor Ferguson sagte: „Es ist sehr gut möglich, dass der Euro die EU überdauert.“
Einer der Gründe, die ihn dazu gebracht haben zu argumentieren, dass die Eurozone überleben wird, liegt darin, dass ein Austritt aus der Europäischen Währungsgemeinschaft mit größeren Risiken verbunden sei als jener aus der EU selbst. Denn wenn Großbritannien gezeigt hat, dass ein Verlassen der politischen Seite der EU möglich ist, würde das Verlassen der Währungsunion durchaus größere Risiken bergen.
Zum Beispiel glaubt Ferguson, dass Drohungen der italienischen Regierung, die Währungsunion zu verlassen, nur ein Bluff waren. Er sagte: „Wenn Italien sich heute vom Euro verabschieden würde, würden die Sparer viel Geld verlieren, viele von denen, die für Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung gestimmt haben. Und weiter: „Die Ironie ist, dass es einfacher ist, die EU zu verlassen, als aus der Eurozone auszutreten.“
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