Die Kapitalflucht aus Italien hält an. Vor allem die Schweiz und der Schweizer Franken gelten als sichere Alternative zum maroden italienischen Bankensystem.
Marco Maier – 18. Oktober 2018
Italien steuert geradewegs in eine veritable Finanzkrise. Nicht nur, dass die italienischen Banken marode sind, auch bei den Staatsfinanzen sieht es katastrophal aus – die EU-Kommission wird den Haushaltsentwurf aus Rom wohl abschmettern. Aber das ist noch nicht alles. Das Land hat es mit einer zunehmenden Kapitalflucht zu tun.
Einerseits fließt viel Geld im Eurosystem selbst ab, wie auch die Target2-Salden zeigen, andererseits hat derzeit gerade die Schweiz Hochkonjunktur, was die Sicherung von Vermögen und Ersparnissen anbelangt. Gerade jene Italiener, die über nennenswerte Summen an Barvermögen verfügen, sind im nördlichen Nachbarland natürlich herzlich willkommen.
Das Schweizer Vermögensverwaltungsunternehmen Albacore Wealth Management teilte mit, dass Italiens Il Sole eine Welle von Anfragen von Italienern mit einem flüssigen Kapital von 5 bis 10 Mio. Euro erhalten habe. Die Superreichen sind schon einen Schritt voraus. „Die großen Fische organisieren seit einiger Zeit die Ausbürgerung ihres Reichtums“, hieß es… und diejenigen mit einem Vermögen zwischen 200.000 Euro und 300.000 Euro bewegen sich schneller, inspiriert von Erinnerungen an verzweifelte Griechen, die mit Kapitalkontrollen kämpfen, die die Abhebungen am Geldautomaten einschränken.
„Es schleicht sich Angst ein“, sagte Massimo Gionso, Leiter des Family Wealth Managers CFO Sim in Mailand. „Die Leute sind besorgt, dass, wenn wir in die gleiche Situation geraten wie Griechenland, sie die Banken geschlossen vorfinden und sie nur 50 Euro pro Tag von Geldautomaten abheben können. Sie wollen es nicht riskieren“, sagte er der Tageszeitung Telegraph.
„Das sind Familien mit Ersparnissen von 200.000 oder 300.000 Euro. Sie wollen Konten in Lugano oder Chiasso über die Grenze im Tessin eröffnen, wo alle Italienisch sprechen. Die großen Spieler haben ihr Geld schon raus“, sagte er. Da Italien (zumindest jetzt) keine Gesetze zur Beschränkung des Geldflusses außerhalb des Landes hat, machen diese Italiener alles rechtlich Mögliche, wobei ein Experte behauptet, dass die Behörden informiert sind und alle Transaktionen, die im Namen seiner Kunden getätigt werden, auf legale Weise erfolgen.
Für die italienischen Banken ist das allerdings ein Horrorszenario. Der Abzug von Einlagen gefährdet ihre Bilanzen und ihre Zahlungsfähigkeit. Sollte sich das alles verstärken, wäre eine veritable Bankenkrise in Italien nur noch eine Frage der Zeit.
Antworten