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Einige negative Faktoren drücken auf die Erwartungen für die Weltwirtschaft 2019. Kommt nicht nur der große Börsencrash, sondern auch eine globale Rezession?
Marco Maier – 12. November 2018
Der Ausblick für 2019 ist in weltwirtschaftlicher Hinsicht nicht gerade positiv. Der Handelskrieg der USA gegen die halbe Welt, der ungewisse Ausgang des Brexit-Procederes, die Risiken bezüglich Italien, das wieder steigende Zinsniveau, die langsam platzenden Immobilienblasen und auch der längst überfällige Börsencrash lasten auf den Prognosen.
Zwar übt man sich vielerorts noch in Zweckoptimismus, aber die Lage ist nicht gerade rosig. Quer über den ganzen Globus – vor allem bei den wichtigen „global Playern“, aber auch bei vielen Schwellenländern – gibt es immer mehr Anzeichen dafür, dass es einen wirtschaftlichen Rückschlag gibt. Doch nicht nur die Realwirtschaft muss vielerorts Federn lassen, auch die gewaltige Finanzindustrie, die bereits während der Finanzkrise ab 2007/2008 eine ordentliche Schlagseite verkraften musste, sieht sich mit der schlagend Werdung mehrerer Risiken konfrontiert.
So sorgt einerseits das steigende Zinsniveau bereits in vielen Ländern für Refinanzierungsprobleme. Die teils massiven Währungsabwertungen in mehreren Schwellenländern schaden sowohl der Real- als auch der Finanzwirtschaft. Auch die immer noch nicht ausgestandene Eurokrise (insbesondere in den Fällen Griechenlands und Italiens) sorgt für enorme Probleme. Und da die meisten Industriestaaten und deren Notenbanken bereits ihr Pulver verschossen haben, wird eine erneute Abfederung der Verluste der Finanzindustrie durch deren Casinospielchen fast unmöglich.
Wir sehen derzeit potentielle Dominoeffekte an mehreren Stellen. Ein Börsencrash würde zwar vorrangig die Reichen und Wohlhabenden treffen, aber auch viele kleine Fondssparer und Pensionsfonds, was wiederum entsprechende Auswirkungen auf die Realwirtschaft (Konsum) und die Bankenlandschaft (Kredite, Hypotheken) hätte. Die steigenden Zinsen verteuern oftmals auch bestehende Kredite (mit variablen Zinssätzen), was es für viele Kreditnehmer immer schwieriger macht, ihre monatlichen Raten zu bezahlen. Das bringt ebenfalls vor allem die Banken in Bedrängnis. In mehreren Ländern (darunter Australien und Kanada) beginnt die enorme Immobilienblase bereits zu platzen, was ebenfalls die Banken in eine kritische Lage bringt und verdeutlicht, dass die ganzen „Stresstests“ allesamt für die Katz sind.
Dann gibt es noch die Gefahr eines stark steigenden Ölpreises im Zuge des Iran-Konflikts. Teheran könnte – total in die Ecke getrieben – tatsächlich die Straße von Hormuz quasi sperren, was den Preis des Schwarzen Goldes unter Umständen auf bis zu 400 Dollar pro Barrel ansteigen lassen würde. Die Folge: Ein starker Anstieg der Inflation, Lieferengpässe in der Industrie und so auch eine neue Ölkrise wie in den 1970er-Jahren.
Aber auch der umfangreiche Handelskrieg der neokonservativen US-Regierung darf nicht vergessen werden. Die USA als stärkste Volkswirtschaft der Welt isolieren sich damit zwar zunehmend und sorgen dafür, dass sich die anderen Länder eben sukzessive umorientieren, doch solche Umstrukturierungen brauchen Zeit, wie auch das Beispiel Russland zeigt. Bis dahin wird sich die wirtschaftliche Entwicklung in den jeweiligen Ländern ebenfalls verlangsamen.
Um sämtliche Aspekte die für eine globale Rezession im kommenden Jahr sprechen umfassend zu beleuchten, reicht ein einziger Artikel nicht aus. Doch alleine schon die Aufzählung der wichtigsten Risikofaktoren macht deutlich, dass die nächsten ein bis drei Jahre durchaus schwierig werden könnten. Bereiten Sie sich am besten schon einmal darauf vor.
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