„Okay. Es gehört alles Ihnen“, soll US-Präsident Trump zu seinem türkischen Amtskollegen gesagt haben. Daran erkennt man wieder einmal wie wenig Präsident Trampel doch von Diplomatie versteht. Doch was passiert jetzt in Nordsyrien?
Rui Filipe Gutschmidt – 27. Dezember 2018
Eine Quelle aus dem Weißen Haus, mit Zugang zu den Protokollen der Gespräche zwischen den Präsidenten der Türkei und den USA, sagte aus, dass Trump den Norden Syriens den Türken überlassen will. Demnach soll der kürzlich angekündigte Abzug der US-Truppen mit den Türken koordiniert werden, um ein “Machtvakuum” zu vermeiden.
Nach der medienwirksamen Ankündigung des “Sieges über ISIS”, gab Präsident Trump bekannt, dass er die etwa 2.000 US-Soldaten aus der Region abziehen wird. Diese Soldaten sind aber zum Teil nur Verbindungsoffiziere oder Ausbilder für Waffensysteme und logistische Berater. Denn auch wenn Trump meint, dass “es an der Zeit ist, dass andere den Kampf gegen die Terroristen weiterführen”, so ist das Wort “Kampf” doch eine gewagte Interpretation dessen, was die Amerikaner in Syrien machen.
Der Kampf am Boden, in der Wüste, auf den Feldern, in Dörfern und Städten, der blutige Kampf Straße um Straße, Haus um Haus, wurde nicht von den Marines geführt und auch nicht von anderen Spezialtruppen. Es waren größtenteils Kurden und andere Gruppierungen (von denen manche für Polemik sorgten, da sie in Sachen religiösen Fanatismus dem Islamischen Staat in nichts nachstehen), die ihren Kopf im Kampf gegen ISIS hingehalten haben.
Der Norden Syriens hat aber kein “Machtvakuum”. Die Region wurde von einer Koalition aus Kurden und kleiner Rebellengruppen kontrolliert, nachdem diese ihr Blut dafür gegeben haben. Vor allem die YPG – eine linksorientierte Kurdenorganisation – hat gegen ISIS gekämpft und gesiegt. Jetzt wird ihnen das Territorium wieder streitig gemacht.
Eigentlich sollte Syriens Präsident Assad mit den Kurden eine autonome Region aushandeln, da wir nach internationalem Recht immer noch von Syrien sprechen, auch wenn diese Region “de Facto” seit Jahren nicht unter syrischer Kontrolle ist. Statt dessen entscheiden Trump und Erdogan einfach mal so nebenbei, dass die Türken das Gebiet besetzen sollten. Ich frage mich, wo der Aufschrei bleibt?
Schon seit einigen Monaten sind türkische Truppen in einer Offensive in Nordsyrien, wobei sie aber mehr gegen kurdische Stellungen vorgehen, als gegen die der Islamisten. Dabei schaut die Welt zu, wie die Anti-Kurdenpolitik von Präsident Erdogan sich in einen handfesten Krieg entwickelt. Mit dem Abzug der USA, dessen Gleichgültigkeit gegenüber “wenig gewinnbringenden” Unternehmungen Trumps Wesen als Geschäftsmann herausheben, ist nun Russland gefragt. Denn mich beunruhigt nicht ein eventuelles Machtvakuum, sondern das genaue Gegenteil. Wenn die Türkei die kurdischen Gebiete einnehmen will, wenn Assad ebenfalls die Kontrolle über den Norden zurückfordert und wenn Racheakte und ethnische Säuberung die Region heimzusuchen drohen, dann braucht es eine stabilisierende Stimme…. Wladimir Putin, ist der einzige mit genug Macht, um ein Massaker zu verhindern.
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