Portugal steht still! Streik der Gefahrengut-Fahrer sorgt für Treibstoffmangel

Schlangen an den Tankstellen - Screenshot YouTube

Lange Schlangen vor den Tankstellen, Flugzeuge am Boden, Züge stehen still. Die Regierung rief eine Energiekrise aus und weil die gesetzlichen Mindestdienste nicht eingehalten wurden, drohte die Regierung die „zivile Zwangsrekrutierung“ an. Es wird Zeit, dass Regierungen gerechte Löhne, Arbeitsbedingungen, Rechte und Pflichten per Gesetz beschließen, damit es gar nicht erst zu solchen Streiks kommen muss…

Rui Filipe Gutschmidt – 17. April 2019

Die Portugiesen befürchten, dass sie das Osterwochenende zu hause verbringen müssen. Seit gestern bilden sich lange Schlangen an den Tankstellen, bei denen es noch Sprit gibt und wer es sich leisten kann, der füllt seinen Tank und so viele Reservekanister wie möglich. Wer in der Nähe der spanischen Grenze lebt, der hat sowieso schon immer in Spanien getankt, weil es dort billiger ist, aber jetzt, wo die Fahrer der Tankwagen in Portugal streiken und Portugals Tankstellen langsam „austrocknen“, ist die Nähe zum östlichen Nachbar Gold wert.

Die 800 Gefahrenguttransporteure Portugals haben seit etwa 14 Monaten eine eigene Gewerkschaft und, wie so viele Arbeiter in Portugal, erhoffen sie sich endlich eine angemessene Bezahlung, ein eigenes Statut, einen Tarifvertrag, oder einfach gesagt, Gerechtigkeit! Denn auch diese 800 Berufsfahrer haben es nicht leicht. Obwohl die ANTRAM, die Arbeitgebervereinigung für den Warentransport, behauptet, dass die Fahrer mit monatlich 1.415 € Netto nach Hause gehen, kommt die FECTRANS (Gewerkschaftsbund) auf einen anderen Betrag.

Die ANTRAM gibt ein Basisgehalt von 630 € an und rechnet Überstunden, Nacht- und Gefahrenzulage und sonstige Extras hinzu, wobei sie zunächst auf 1.057 € Netto kommen. Dem rechnen sie angeblich noch 359 € steuerfreie „Spesen“ hinzu, mit denen sie auf monatlich 1.415 € Netto kommen. Laut FECTRANS ist dies weder legal, noch wird es in der Praxis so umgesetzt. Die Gewerkschaft fordert ein Basisgehalt von 1.200 € Brutto, statt diesen ganzen Schnick-Schack und vernünftige Arbeitszeiten. Denn einen 15 Stunden-Tag und Nachtfahrten sind nicht akzeptabel, schon gar nicht wenn man mit Bomben auf Rädern unterwegs ist.

Doch mittlerweile stöhnt das ganze Land unter dem Treibstoffmangel und das Chaos macht sich breit. Viele Tankstellen haben schon kein Diesel, Taxifahrer, wenn sie überhaupt noch was im Tank haben, nehmen doppelt so viel wie sonst und die Buslinien werden morgen (18. April) nicht mehr fahren können. Wo es noch Treibstoff gibt kommt es zu langen Schlangen und manch einer reagiert äußerst aggressiv angesichts der frustrierenden Lage.

In Portugal, wie auch in vielen anderen Ländern, haben die Arbeiter, Selbstständige und kurz gesagt, das einfache Volk, die Schnauze voll. Die Ausbeutung ist unerträglich, man buckelt sich ab und das Einkommen reicht vorne und hinten nicht. Auf der anderen Seite werden die Reichen immer reicher, bekommen den Hals nicht voll genug und kaufen die Politiker ganz ungeniert über ihre Lobbys. Es wird Zeit, dass wir Regierungen bekommen die uns nicht übers Ohr hauen und die uns nicht mit populistischen Manipulationen voll säuseln. Wir brauchen Gesetze, die die Arbeiter vor Ausbeutung schützen, die extreme Armut verhindern und die für die 90 Prozent gemacht sind!

2 Kommentare

  1. Nun daas ist ja wohl nicht der einzige Streik hier in Portugal – aber eben einer der der den “ Nerv“ der gesellschaft trifft – ich verfolge seit wochen die nachrichten hier – und jeden tag wird in TV von einer anderen gruppe berichtet die streikt – lehrer – Chirurgen – Polzisten – Verwaltungsangestelle u.v.a.m – das sollte schon mal auch den letzten Politiker dieses Landes anlass zum nachdenken geben was hier event nicht stimmt ?? die Elite dieses Landes ist nach wie vor im “ Halbschlaf“ und an Veränderungen nicht interessiert – das kann einfach nicht gut gehen

    • Richtig. Ich habe das Thema auch schon öfter aufgegriffen und auch wenn viele Streiks politisch motiviert sind, bleibt die Tatsache, dass nach den Jahren der Krise die Portugiesen die Schnauze voll haben. Die Ausbeutung und Ausnutzung der Not seitens der Arbeitgeber bringen die Menschen dazu um für ihre Rechte zu Kämpfen.

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