Angesichts des hohen Bedarfs an Fremdwährungen infolge des Handelsbilanzdefizits und des Drucks auf die Lira reichen die Währungsreserven der Türkei nicht aus, um die Landeswährung stabil zu halten. Die Zentralbank nutzt schon Tricks, um die Menschen zu täuschen.
Marco Maier – 18. April 2019
Die türkische Zentralbank gibt in ihren offiziellen Verlautbarungen seit einiger Zeit höhere Währungsreserven an, als sie tatsächlich besitzt. Damit will sie die Befürchtungen zerstreuen, sie könne nicht für die Stabilität der Türkischen Lira garantieren. Möglich machen dies Kurzzeit-Swaps mit inländischen Banken – ein Trick, der nun aufgeflogen ist.
Nachdem die Währungsreserven der Türkei Ende März von einem jüngsten Höchststand von 34 Mrd. USD auf 25 Mrd. USD gefallen war, berichtete die Zentralbank, dass die Netto-Währungsreserven der Zentralbank Anfang April bei 28,1 Mrd. USD lagen – eine Summe, die nach Ansicht der „Financial Times“ als inadäquat angesehen wurde. Vor allem wegen des hohen Bedarfs der Türkei an Dollars zur Deckung von Schulden und Außenhandelsdefizit.
Die Financial Times stellte jedoch fest, dass diese Gesamtsumme seit dem 25. März durch einen Anstieg der Verwendung von Swaps oder kurzfristigen Anleihen „verstärkt“ wurde. Wenn man diese Swaps herausnimmt, bleibt eine alarmierend niedrige Summe von 16 Milliarden US-Dollar übrig. Damit könnten in wenigen Monaten, wenn nicht gar Wochen, die Währungsreserven erschöpft sein.
Vor allem dann, wenn die Nachricht von den stürzenden Reserven der Zentralbank eine sich selbst erfüllende Prophezeiung erzeugt. Lira-Inhaber könnten versuchen, ihre Bestände in harte ausländische Währungen umzutauschen, bevor die Zentralbank keine Dollars oder Euros mehr besitzt.
Die folgende Tabelle der Financial Times zeigt zwei Zahlenreihen: die wahren Netto-Währungsreserven der Türkei und die Summe, die die Zentralbank für den öffentlichen Verbrauch bezutzt hat, einschließlich des Nominalbetrags der Swaps:
Ein ehemaliger hochrangiger Beamter der türkischen Zentralbank, der nicht benannt werden wollte (da dies eine sofortige Gefängnisstrafe durch den „Exekutivpräsidenten“ des Landes bedeuten würde), sagte, die von der FT durchgeführte Analyse bestätigte, dass die zusätzlichen Dollar geliehen und nicht verdient worden waren. „Dies ist kein orthodoxer Ansatz für den Aufbau von Zentralbankreserven.“
Die nachfolgende FT-Grafik verdeutlicht, wie seit Ende März enorme Summen durch kurzfristige Währungsswaps geliehen wurden, um so die offiziellen Währungsreserven des Landes umfangreicher darzustellen als sie tatsächlich sind:
Hat die Türkische Lira so überhaupt noch eine Zukunft?
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