Wolfgang Honold denkt nach – diesmal über besonders listigen internationalen Betrug

 
Wie viele Menschen sind ohne juristische Kenntnisse gegen raffiniert aufgezogenen „professionalisierten“ Betrug hilflos? Wer will DAS genauer wissen? Ich schätze: NIEMAND, sofern er nicht selbst betroffen ist. Zumal die Abwehr Zeit und Geld kostet. Das wissen aber auch die Betrüger. Deren Devise: „Solange die Betrugsopfer die bei uns chronisch überlasteten Staatsanwälte und Richter kräftig „zumüllen“ haben wir noch lange Zeit genug, um mit unserem lukrativen Job, der uns ja nur ein paar Briefmarken und einmalig den Formulardruck kostet, weiter zu machen“. Das Geschäftsprinzip dieser Übeltäter kann man auf Englisch kurz in drei Worte fassen. Es heißt: „Hit and run“! Diese Leute gehorchen nur einem einzigen – allerdings ungeschriebenem – Gesetz, dass da heißt: SICH NICHT ERWISCHEN LASSEN !

Wolfgang Honold – 23. Juli 2019

Ich könnte über derlei Fälle auch wieder ein Buch schreiben. Aber keine Sorge: Das werde ich mir und Euch – liebe Freunde – nicht antun. Daher hier nur diese kurze gegenwärtig erlebte Geschichte, in welcher meine Frau Celeste als Betrugsopfer vorgesehen ist:
Dazu sollte man vorab wissen, dass meine Frau Portugiesin ist und die (echt) portugiesische Firma Via Verde Portugal SA als durch und durch solides seriöses Unternehmen kennt, welches in Portugal digital die Mautgebühren auf Autobahnen von ihren Kunden erfasst und einkassiert. Zu diesen Kunden zählen auch Autovermieter, die in den Fahrzeugen das entsprechende Mauterfassungsgerät einmontiert haben. Die erfasste Maut berechnen sie ihren Mietkunden zusammen mit der Wagenmiete. Seriöse Autovermieter – und das dürften auch in Portugal absolut die meisten sein – führen dann den jeweiligen Mautbetrag an Via Verde SA ab.
Genau so einen Fall hatte meine Frau im Jahre 2015, als sie sich auf einer Portugalreise einen Mietwagen nahm. Sie hat am Ende die angefallene Maut zusammen mit der Wagenmiete mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Der Fall war also „abgehakt“ und mit Recht vergessen. Aber „Pustekuchen“ von wegen „vergessen“!:
Anfang Juli dieses Jahres 2019 – also 4 Jahre nach besagter Reise – holte sie aus unserem Briefkasten in der Schweiz einen an sie adressierten Umschlag heraus, auf dem der Absender links von der Briefmarke einfach nur so angegeben war: Po Box 2275, SE-2203 26 Malmö (Schweden). Der Umschlag beinhaltete ein in deutscher Sprache gedrucktes Formular mit der Überschrift:
PAGEMENTO DE PORTAGENS – Zahlungsaufforderung – ausstellende Organisation Via Verde Portugal SA (keine Postadresse angegeben!). Danach ging‘s weiter: Ref. Nr. 35106-92132249 – Kfz. Kennzeichen 41-PV-58. Und darunter kamen die Zahlen wie folgt:
Originalbetrag CHF 26.30, Zahlungsaufforderung CHF 36.05, Gesamtbetrag CHF 62.35, Bezahlt/erfassen CHF 0.00, offener Betrag jetzt fällig CHF 62.35. Zahlung fällig am 10/08/19. Zahlungsmethoden: Mastercard/Visa oder Postanweisung an Bank SOCIETE GENERALE, IBAN…so und so zu Gunsten von Euro Parking Collection plc mit Adresse in England (Diese Firma existiert tatsächlich, hat aber mit Sicherheit mit den Betrügereien nichts zu tun und auch keine Kenntnis davon). ABER WER IST HIER IHR KUNDE ? Der ja abzüglich einer Inkasso-Dienstleistungsgebühr das Geld erhält ! That is the question!
Auf Seite 2 des ominösen Formulars steht zunächst sehr viel zweifelsohne von einem Juristen aufgesetzter Text. Aber darunter steht die ZUSAMMENFASSUNG der erfolgten mautpflichtigen Fahrten des Fahrzeuges (wie gesagt ein Mietwagen). Sie fanden gem. dieser Auflistung alle im Monat September des Jahres 2015 statt, als meine Frau dort tatsächlich einen Mietwagen fuhr. Allerdings – wie vorab gesagt – die Maut zusammen mit der Wagenmiete an den Vermieter bezahlte. Da stellt sich mir sofort die Frage: WIE KAMEN DIE (OFFENSICHTLICHEN) BETRÜGER AN DIESE DATEN? Sollte es da bei der Via Verde SA in Portugal etwa eine „undichte“ Stelle in der Buchhaltungsabteilung geben oder gegeben haben?
Das Formular offeriert – sicher um einen seriösen Eindruck zu machen – ganz juristisch profi-mässig eine Einsprache-Möglichkeit, von welcher meine Frau mit folgendem Brief an den „schwedischen“ Postbriefkasten Gebrauch gemacht hat:
Zitat: Fahrweid, 12.07.2019
EINSPRACHE bezüglich Ihrer Zahlungsaufforderung über CHF 62.35– vom 04/07/2019
Sehr geehrte Damen und Herren
Einzig weil Sie dies zur Bedingung für die Annahme der Einsprache machen nehme ich folgenden Satz als integrierenden Bestandteil dieses Schreibens nachstehend auf: „Ich erkläre mich hiermit einverstanden damit, dass meine personenbezogenen Daten an die jeweilige Organisation weiter gegeben werden können“.
Und hier nun meine Stellungnahme zur obiger Zahlungsaufforderung:

  1. Ich habe von der von Ihnen genannten „Ausstellenden Organisation“ – Via Verde Portugal, SA zu keinem Zeitpunkt eine Rechnung erhalten.
  1. Zwischen mir und dieser Organisation hat zu keinem Zeitpunkt ein Rechts- bzw. Geschäftsverhältnis bestanden.
  1. Zu den genannten Daten im Jahre 2015 habe mich in Portugal aufgehalten und einen Mietwagen gefahren. Den Vermieternahmen habe ich nicht vorliegen, aber Sie können diesen ja anhand des Fahrzeugkennzeichens 41-PV-58 herausfinden. Dieser Vermieter hat mir zusammen mit der Automiete auch alle für dieses Fahrzeug angefallenen Mautgebühren verrechnet, welche ich bei Abgabe des Wagen mit meiner Kreditkarte beglichen habe. Ergo muss ich davon ausgehen, dass zwischen diesem Vermieter als Fahrzeughalter und der Organisation Via Verde Portugal, SA, ein entsprechendes Rechts- bzw. Geschäftsverhältnis bestand und vermutlich noch besteht. Sollte dieser Vermieter die von mir bezahlte Mautgebühren nicht an die genannte Organisation abgeführt haben, sollten sie gegen dieses Unternehmen eine Betrugsanzeige aufgeben. VON MIR HABEN SIE JEDENFALLS NICHTS ZU FORDERN.

Mit freundlichen Grüssen / Zitat Ende.
Statt einer Antwort auf ihre Einsprache erhielt sie wenige Tage später erneut so ein Formular mit Zahlungsaufforderung aus Schweden vom gleichen Absender. Der einzige Unterschied: Der vermeintlich geschuldete Betrag war jetzt wieder massiv erhöht. Meine Frau hat ein allerletztes Mal zurück geantwortet, dass sie die Sache in Kürze auf ihrer nächsten Reise nach Portugal von der portugiesischen Polizei untersuchen lassen wird. Schlussfolgernd gehen wir davon aus, dass viele Leute – ehemalige Portugalreisende – im deutschen Sprachraum solche Formulare aus Schweden zugestellt bekamen und noch bekommen. In anderen Ländern wird das Formular einfach in deren Sprachen gedruckt ankommen. Schließlich soll dabei ja echt Geld zusammenkommen.
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