Rui Filipe Gutschmidt – 20. November 2019
Lithium ist in jedem modernen Akku. Viel hört man über die Batterien der Elektroautos und Kritiker sagen, das Lithium schlimmer wäre als Öl.
Das ist sicher schwer übertrieben und im Moment ist Lithium der Rohstoff der Zukunft. Diesen ohne Umweltschäden zu fördern ist die große Herausforderung an die Konsortien und entsprechende Gesetzgebung muss von der Politik erlassen werden. In Südamerika ist ein Kampf um diesen und andere Rohstoffe entbrand, der schon Bolivien und Chile destabilisiert hat.
Das Lithium ist das „Weiße Gold der E-Mobilität“. Wir alle haben diesen Satz schon mal gehört. Auch „weiss jeder“ scheinbar, dass Lithium schädlich für die Umwelt ist. Aber was genau ist da so schädlich? Worin liegt die Gefahr für die Umwelt, unsere Gesundheit und welche Probleme bringt der „Lithiumrausch“ noch mit sich?
Die Lithiumproduktion benötigt viel Wasser, das dann in einer ersten Phase verdunstet wird und anschließend in eine Aufbereitungsanlage gepumpt wird, wo unerwünschtes Bor oder Magnesium extrahiert und ausgefiltert werden. So ist die Produktion vor allem in besonders trockenen Gebieten, wie die Atacamawüste in Chile, die Abbaugebiete in Argentinien und die Salzseen Boliviens, schwer umstritten. Selbst resistente Wüstenpflanzen vertrocknen und die Bevölkerung sitzt auf ausgetrockneten Brunnen. Wikipedia erklärt den Produktionsprozess wie folgt:
„Lithium wird vorwiegend aus Salzwasser (Grundwasser, Salzseen) durch Verdunstung gewonnen. Selten ist die Gewinnung aus Gesteinen im offenen Tagebau.
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Aus Salzwasser
Zur Lithiumgewinnung wird salzhaltiges Grundwasser an die Oberfläche gepumpt und über eine Kette von Verdunstungsteichen geleitet, in denen über mehrere Monate die Verdunstung an der Sonne stattfindet. Hat das Lithiumchlorid in den Teichen die nötige Konzentration erreicht, wird die Lösung in eine Aufbereitungsanlage gepumpt, wo unerwünschtes Bor oder Magnesium extrahiert und ausgefiltert werden. Dann wird sie mit Natriumcarbonat behandelt. Das dabei ausgefällte Lithiumcarbonat wird gefiltert und getrocknet. Überschüssige Rest-Sole wird in den Salzsee zurückgepumpt.[37] In trockenen Gegenden wie Chile wird durch die Grundwasserverwendung das Austrocknen der Landschaft gefördert.“
Ansonsten ist Lithium in seiner reinen Form, als Alkalimetall, hoch ätzend, da es mit der Feuchtigkeit der Haut reagiert. Aber in dieser Form ist es nicht in der freien Natur, sondern schon aufbereitet und fertig um in Akkus für Elektroautos, Handys, Tabletts oder Laptops verwendet zu werden. Weniger verwendet wird das weiße Gold in Legierungen, als Schmiermittelzusatz, Medicament (Antidepressiva, Psychopharmaka) oder als Zusatz in Wasserstoffbomben und mögliche Fusionsreaktoren. Auch in der Bauindustrie wird der Stoff zur Produktion von Dämmstoffen durch die Polymerisation von Elastomeren verwendet. Doch das Lithium (abgeleitet vom griechischen Wort λίθος Lithos = Stein) wird erst seit seiner Anwendung in Lithium-Ionen Batterien und Akkumulatoren (kurz Akkus) im großen Stil abgebaut.
Der Bergbau – meist Tagebau – wird hierbei immer unrentabler, obwohl man diesen weiterhin betreibt. Die USA, China und Australien bemühen sich Unabhängig von anderen Ländern zu bleiben. Doch Europa hat relativ geringe Vorkommen in Österreich und Portugal. In Portugal wird der mögliche Abbau größerer Mengen in neuen Minen derzeit stark kritisiert und Bürgerbewegungen stellen sich gegen die Pläne der Regierung, die große Gebiete konzessioniert hat. Zu diesem Thema spezifisch schreibe ich ein anderes mal.
Denn andere Länder mit viel größeren Vorkommen zeigen uns gerade die Hauptgefahr, die sich bei dem Lithium-Boom ergibt: Der Konkurrenzkampf zwischen den Wirtschaftsmächten, der Regierungen destabilisiert und in einigen Ländern Südamerikas einen bürgerkriegsartigen Zustand ausgelöst hat, ist jetzt nicht nur bei Öl und Gas in vollem Gange, sondern entbrannte inzwischen auch um die riesigen Lithiumvorkommen in den Salzseen in chiles Atacamawüste, Argentiniens und Boliviens. Wie oben zu lesen ist, kann dort das Lithium leichter gefördert werden, wobei aber die gesamte Vegetation der Umgebung vertrocknet und auch die Brunnen in den Dörfern bald austrocknen.
Hier die geschätzten Lithiumreserven in den einzelen Ländern (Quelle Wikipedia):
Weltweite Produktion [Tonnen][24] | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 (geschätzt) | Minen-Reserven | Weltvorkommen |
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Bolivien | n. v. | n. v. | n. v. | 65 | 9.000.000 | 9.000.000 |
Chile | 11.500 | 10.500 | 14.300 | 14.100 | 7.500.000 | 8.400.000 |
Volksrepublik China | 2.300 | 2.000 | 2.300 | 3.000 | 3.200.000 | 7.000.000 |
Australien | 13.300 | 14.100 | 14.000 | 18.700 | 2.700.000 | 5.000.000 |
Argentinien | 3.200 | 3.600 | 5.800 | 5.500 | 2.000.000 | 9.800.000 |
Portugal | 300 | 200 | 400 | 400 | 60.000 | 100.000 |
Brasilien | 160 | 200 | 200 | 200 | 48.000 | 180.000 |
Vereinigte Staaten | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 35.000 | 6.800.000 |
Simbabwe | 900 | 900 | 1000 | 1000 | 23.000 | 500.000 |
Kanada | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 1.900.000 |
Demokratische Republik Kongo | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 1.000.000 |
Russland | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 1.000.000 |
Serbien | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 1.000.000 |
Mexiko | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 180.000 |
Österreich | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | n. v. | 50.000 |
Welt | 16.000.000 | 53.800.000 |
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Zur politischen Lage in Chile und Bolivien brachte Info-Welt folgende Beiträge:
https://info-welt.eu/bolivien-putsch-wurde-mit-wahl-einer-neuen-praesidentin-konsolidiert-waehrend-usa-brasilien-und-russland-die-putschisten-anerkannt-haben/
https://info-welt.eu/chile-pinera-verspricht-neue-verfassung-waehrend-polizeigewalt-23-todesopfer-fordert-2/
In einem weiterem Beitrag können wir, wenn dies erwünscht wird, spezifisch auf den Kampf ums Lithium aus Südamerika eingehen. Auch die fragwürdigen Konzessionen in Portugal sind es wert, unter die Lupe genommen zu werden. Zum Thema Lithium kommt an dieser Stelle noch einiges mehr.
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Vollkommener Blödsinn. 60% des Lithiums ist gar nicht in Akkus und in Bolivien geht es nicht um Lithium. Bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen dort seit 50 Jahren. Was die Atacama-Wüste angeht: Auch die war schon vor dem Lithiumboom vertrocknet, das Problem ist die Privatisierung des Wassers, welches in den Händen der Pinochet Familie liegt und wo Avocadobauern ganze Flüsse für ihre Farmen umleiten.