Saarbrücken – Parkhaus – minus 4 Grad C

Ina Möller – 28. Februar 2020
zur Verfügung gestellt von
Hartz-IV-Nachrichten

Heute erreichte die Redaktion eine Trauermeldung, eine Bitte um Veröffentlichung, vom Verein »Ingos kleine Kältehilfe e.V.« aus Saarbrücken. Was ich da lass, hat mich sehr erschüttert! In einem Saarbrücker Parkhaus ist ein Mensch, der Obdachlose Wolfgang H. erfroren.

Wolfgang war ein geschätzter Mitmensch, ein Gesicht was man oft in der Nähe des Bahnhofes und an der Europagalerie sah. Ein Saarbrücker Original wie der Volksmund sagt. Doch Wolfgang hatte keine Lobby, wie es in der unten stehenden Trauermeldung heißt. Wolfgang erfror im Jahre 2020 nach Christi Geburt in einem Land das sich rühmt, eines der reichsten und sozialsten zu sein. Wolfgang war ein Lebenskünstler, doch all sein Humor und seine Liebenswürdigkeit kann nicht die Schmarch verdrängen, die ich empfinde, wenn ich daran denke das es in Deutschland so viel Armut neben so viel Reichtum gibt.

Wir sollten etwas dagegen tun und dazu brauchen wir nicht nur fleißige Hände, wie die vom »Verein Ingos kleine Kältehilfe e.V.«, sondern auch mutike Kämpfer/innen die sich einmischen und die Menschenrechte auf Wohnung, Nahrung und ein würdiges Alter einfordern!
.
________________________________________________________________________________

Wolfgang wie ihn alle kannten

Wir trauern um Wolfgang H.

In der Obdachlosenhilfe tätig zu sein bedeutet auch, mitunter mit Tod und Sterben konfrontiert zu werden.

Mit tiefer Betroffenheit mussten wir nun erfahren, dass unser lieber Wolfgang H., den wir schon seit einigen Wochen vermisst haben, gestorben ist. Er wurde in einem Saarbrücker Parkaus erfroren gefunden.

Wolfgang war schon seit Beginn an bei uns regelmäßiger und geschätzter Gast bei der täglichen Essensausgabe der Kältehilfe und bei unseren Helferinnen und Helfern sehr beliebt. Mit seiner stets fröhlichen, höflichen und humorvollen Art – immer einen flotten Spruch auf den Lippen – zurückhaltend, bescheiden und zuvorkommend, wird er uns allen in bester Erinnerung bleiben. Sein verschmitzter Blick und seine Lachfältchen waren neben seinem weißen Rauschebart sein Markenzeichen. Es fiel nicht schwer, ihn zu mögen, denn er brachte mit seinem Humor gerne immer alle zum Lachen.
 Seinen Kaffee mochte er schwarz, mit zwei Stück Zucker. Wenn man ihm Gemüse oder Salat anbot, war sein Lieblingsspruch: „Ich bin doch kein Karnickel“ – dabei lachte er immer vergnügt. Unsere Helferinnen begrüßte er stets mit einem Kompliment. „Hallo, meine Schöne“ hieß es bei ihm oder „Wie geht’s dir, Liebelein“.

Wolfgang hat sich auch um andere gekümmert und war immer hilfsbereit. So ist im Laufe der Jahre ein richtig freundschaftliches Verhältnis entstanden.

Nun ist Wolfgang im Alter von nur 67 Jahren gestorben und wir sind sehr sehr traurig. Wie so viele, die auf der Straße leben, hatte er keine Lobby. Wir möchten Ihm zum Abschied ein Gesicht und eine Stimme geben.

Lieber Wolfgang, du fehlst uns sehr. Du warst ein Saarbrücker Unikat – gehörtest zu uns! Du bist und bleibst etwas besonderes.

Hoffentlich bist Du jetzt an einem besseren Ort. In unseren Köpfen und Herzen wirst Du immer deinen Platz haben, warm und geborgen.

Ingos kleine Kältehilfe e.V.
________________________________________________________________________________

Weitere Beiträge von Ina Möller

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

.

2 Kommentare

  1. Auch ich heisse Wolfgang H. (ausgeschrieben allerdings Honold-Sacoto) , und werde im April 84. Zu alt um „jung“ (wie der andere Wolfgang H. mit 67) zu sterben. Ich kann nur hoffen, dass es bei mir nicht auf die gleiche Weise passiert. Und da habe ich berechtigte Hoffnung, denn es wird wohl kaum in Deutschland sein. Ich werde meine letzten Jahre im metereologisch (und menschlich) wärmeren Portugal (nahe Lissabon) als Alterswohnsitz verbringen.

  2. Was fuer eine Schande fuer die Stadt und die Stadtverwaltung , und den Buergermeister der es zulaesst dass in seiner Stadt Menschen obdachlos erfrieren

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*