Rui Filipe Gutschmidt – 2. März 2020
Die US Anthropologin Adia Benton hat sich mit dem verstärkten Auftreten rechtextremer Propaganda im Zusammenhang mit den periodisch auftretenden Epidemien befasst. Derzeit haben Rechtspopulisten sowieso einen Hype, der aber schon abflaute. Da kam dieser Virus gerade rechtzeitig, um wieder geschlossene Grenzen, Zölle und andere Mauern zu fordern. Verschwörungstheorien haben wieder Hochkonjunktur.
In einem Interview mit der spanischen Zeitung El Diário analysiert die amerikanische Anthropologin Adia Benton das „toxische“ Sprachmuster, dass bei einer Epidemie wie dem Coronavirus auftritt. Alarmismus, Fehlinformationen, Sündenböcke, Fremdenfeindlichkeit und Verschwörungstheorien zirkulieren viral durchs Netz.
So war es bei SARS 2003, als Ebola Westafrika heimsuchte und so ist es jetzt mit dem Coronavirus COV19. Fremdenfeindliche Reden werden zu einem sozialen Symptom, dass mit Epidemien einhergeht, die weltweit Alarm schlagen. Das erklärte Adia Benton, Professorin für Anthropologie an der Northwestern University, letzten Donnerstag in einem Interview gegenüber El Diário.
Die Spezialistin, Autorin des Buches HIV-Exzeptionalismus: Entwicklung durch Krankheit in Sierra Leone, analysierte die Muster von Alarmismus, Fehlinformation, Sündenbock und Verunglimpfung „anderer“, die sich im Zusammenhang mit einigen der jüngsten Epidemien wiederholten. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass auch im Fall des COV19 wieder das „übliche toxische Sprachmuster“ wiederholt wird.
Obwohl in vielen dieser Fälle die Merkmale der Krankheit „dazu führen können, dass jeder stigmatisiert wird, der im Verdacht steht, an der Krankheit zu leiden“, wenn es Gruppen gibt, die aus irgendeinem Grund eher mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden oder anfällig für eine Ansteckung sind, „leiden sie unter doppelter Marginalisierung und Diskriminierung“.
Was derzeit passiert, ist die Verbreitung von Reden wie: „Wie die Chinesen dies essen oder glauben, ist klar, dass sie unter dieser Sache leiden und jetzt ihre schlechten kulturellen Praktiken die Welt in Gefahr bringen“. Es ist die Rede vom „kulturellen“ Plan, aber auch von „vermuteten angeborenen Merkmalen“, die für eine bestimmte Art von Virus prädisponieren würden, was ihren Ausschluss und eine Isolierung rechtfertigen würde.
Die Anthropologin glaubt, dass konventionelle Medien diese Art von Diskurs fördern, nicht zuletzt, weil sie Politikern eine Stimme geben, die fremdenfeindliche oder rassistische Ideen zum Ausdruck bringen, aber die Rolle sozialer Netzwerke ist für die Verbreitung dieser Ideen von grundlegender Bedeutung. „Es gibt viele Sofa-Analysten, die über den Ursprung der Krankheit spekulieren und unterschiedliche Quellen verwenden, um bestimmte Theorien über ihre Entstehung zu stützen.“
Benton sagt, dass „Fehlinformationen und Gerüchte bei Krankheitsausbrüchen allgegenwärtig sind“, weil „Menschen versuchen, Krankheit und Tod zu verstehen“. Sie entwickeln sich in „Abwesenheit klarer Informationen“. Sowie Verschwörungstheorien wie: „Sie haben die Krankheit im Labor hergestellt“ oder „Sie haben sie absichtlich entfesselt, um eine bestimmte Gruppe zu dezimieren“.
Für die Anthropologin ist das Thema nicht nur diskursiv: Beim aktuellen Ausbruch gab es Situationen „anti-asiatischer psychischer und physischer Gewalt“. Sie gibt zu, dass sie nicht weiß, wie sie das Phänomen bekämpfen soll, weil „es sehr tief verwurzelt ist“, und betont, wie wichtig es sei, dass Bewusstsein dafür zu schärfen, „wie diese Botschaften zirkulieren“ und darauf aufmerksam zu machen, dass „diese materielle, physische und psychische Konsequenzen haben“.
Ein Thema wie gerufen für Trump, Orban, Erdogan und AfD…
„Wir brauchen undurchlässige Grenzen“, „wir werden eine Mauer bauen“ oder „wir lassen dieses versiffte, unhygienische, kranke Pack nicht in unser schönes Land“…! Das sind die Sprüche die man immer öfter hört. Dazu kommen noch die Verschwörungstheorien über Ursprung und Zweck des Virus, von dem es heißt, dass es als Biowaffe im Labor gezüchtet wurde. Die einen sagen „der Chinese hat es versehentlich bei sich selbst ausgesetzt und konnte es nicht schnell genug eindämmen“, wobei anderen die USA (CIA), die Russen oder gar die ominöse NWO (neue Weltordnung) für den Ausbruch verantwortlich machen.
Aber NEIN! Eine Epidemie wie diese ist ein natürlich auftretendes Phänomen, dass für sich alleine schon für großen ökonomischen Schaden sorgt. Da ist das ständige Geschrei in den Medien mit „Liveticker“ und ständigen Podiumsdiskussionen in allen Talkshows in Verbindung mit den selbsternannten Experten auf YouTube, Twitter und Facebook, noch ein zusätzlicher Dämpfer für die Weltwirtschaft. In der Praxis beschränkt sich der Schaden nicht auf Chinas Wirtschaft und chinesische Interessen.
Der Luftverkehr verzeichnet große Rückgänge, was sich auch auf den Tourismus auswirkt. Kreuzfahrtschiffe, die in Häfen unter Quarantäne gestellt oder Hotels die auf Verdacht hermetisch abgeriegelt wurden, machen nicht gerade Lust auf Reisen. Selbst Menschen, die sich nicht von der allgemeinen Hysterie anstecken lassen, bleiben lieber zuhause, statt sich möglicher Schikanen auszusetzen. Aber, von den zeitlich begrenzten Effekten gelegentlicher Hamsterkäufe einmal abgesehen, hat gerade diese Epidemie negative Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft.
China ist das Ursprungsland dieses Virus, der als Mutation des ebenfalls aus China stammenden SARS von mir schon einmal als „ernst zu nehmen, aber nicht in Panik zu verfallen“ beschrieben wurde. Die Aussage, dass der COV19 gefährlicher als SARS ist und dies nicht als Panikmache zu verstehen sei, ist nach wie vor gültig.
https://info-welt.eu/der-coronavirus-von-wuhan-gefaehrlicher-als-sars-und-gewiss-keine-panikmache/
Dabei ist es nur richtig zu erwähnen, dass die Panik unterschwellig geschürt wird und Extremisten aus nationalistischen und ultrareligiösen Kreisen mit ständigen Tweets und Postings zusätzlichen Schaden anrichten. Ein Containerschiff aus Nordchina wird weder die „Strafe Gottes“ noch die „Rache“ aus Peking in die Welt hinaus tragen. Aber die Waren aus Ostasien, die zum Teil in Produktionsstätten auf der ganzen Welt zusammengebaut und komplettiert werden, fehlen auf dem Weltmarkt. Ein globales System, dass vom Kapital geschaffen wurde und jetzt zur Achillesverse des Kapitalismus wird. Nicht etwa das ich dem Kapitalismus auch nur eine Träne nachweine, aber die Demokratie wird zur Zeit gleich mit beerdigt. Dem Rechtspopulismus mit seinen irren Verschwörungstheorien die Stirn zu bieten und sich vom Virus nicht unnötig verunsichern zu lassen ist hier die Devise.
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Meine Proletenmeinung: Was für ein schönes Ablenkungsmanöver: Da kommt der Corona-Virus, laut allgemein gültiger, wissenschaftlicher Auffassung normaler, obwohl hoch ansteckender Virus gerade richtig. Vergessen ist, dass gerade ca. 30000 Soldaten aus den USA und seinen europäischen Vasallen an der russischen Grenze eine „Militärübung“ abhalten. Vergessen ist, dass gerade die türkische Armee im Idlib auf dem Grund des syrischen Hoheitsgebiets einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg durchführt. Vergessen ist, dass in Mittel- und Südamerika der US-Imperialismus dabei ist, alle fortschrittlichen Regierungen zu unterwandern und zu stürzen. Und immer ist unser Maas-Männchen und die Vasallen des US-Imperialismus, von AfD bis SPD dabei. Bei uns ist der Faschismus auf dem Vormarsch: Adolf Höcke will sich zum MP von Thüringen wählen lassen. Arbeiterrechte werden einkassiert und Kommunisten, nach dem Motto „wehret den Anfängen“ werden wieder massiv verfolgt, siehe Bayern oder auch Gelsenkirchen. Ich bin ein einfacher Arbeiter, ein einfacher Taxifahrer, seit vielen Jahren, und ich werde Jedem weiterhin die Hand schütteln, der es verdient hat. Trotz Corona. ROT FRONT!!!
Genauso sieht es aus. Aber während die einen ablenken, wollen die anderen ihren Nationalegoismus mit dem Virus rechtfertigen und hetzen gegen asiaten – insbesondere Chinesen. Ich gehe DEMONSTRATIV in den Chinaladen!