Rui Filipe Gutschmidt – 06. April 2020
Erdogan gibt mit einer Hand und nimmt mit der anderen. Nachdem diese Woche eine türkische Militärmaschine mit medizinischen Gütern im Rahmen der NATO-Partnerschaft in Madrid landete, hat die türkische Regierung jetzt ein Flugzeug mit Beatmungsgeräten aus China beschlagnahmt, dass von unter anderem spaniens autonomischen Region Navarra bestellt worden war. Wo ich herkomme, nennt man das Diebstahl, doch man könnte es auch Mord nennen.
Die spanische Außenministerin Arancha González Laya sagte, dass die türkischen Behörden ein Flugzeug aus China mit Beatmungsgeräten in Ankara zurückhalten. Sie fügte hinzu, dass das Flugzeug, das mit Material beladen war, das von autonomen Gemeinschaften wie Navarra erworben wurde, aufgehalten wurde, als es einen Zwischenstopp in Ankara einlegte. Die Regierung Erdogan gab bekannt, dass „die eigene Bevölkerung priorität“ habe.
Laut JN sagte Arancha González Laia, dass sie diese Woche zusammen mit dem Gesundheitsminister Salvador Illa, dreimal mit den türkischen Kollegen gesprochen hätten, nachdem am Mittwoch ein türkisches Militärflugzeug in Madrid medizinisch-hygienischem Material entladen hatte.
Das Flugzeug entlud 250.000 Gesichtsmasken, 20 anatomische Masken, 750 Visiere, 2.000 Schutzausrüstung und 1.000 Liter antibakterielle Lösung. Spanien hatte ein Hilfegesuch an die NATO gestellt, um medizinisch-hygienisches Material und Gerätschaft zu erhalten. Neben der Türkei hat bislang nur die Tschechische Republik auf den spanischen Hilferuf geantwortet.
Die türkische Regierung soll angekündigt haben, dass die Beatmungsgeräte „vorerst“ in der Türkei bleiben werden, da die Priorität jetzt bei ihren Patienten liegen würde. Sie würden jedoch „innerhalb eines angemessenen Zeitraums, innerhalb weniger Wochen, das Material an Spanien weiterleiten“.
Spanien hat bereits 13.055 Tote. Am 5. April starben 637 Menschen an der Seuche und in Barcelona beklagen Ärzte, dass sie nicht genug Beatmungsgeräte haben und sie ohnmächtig zusehen müssen, wie Menschen deswegen sterben. In der Türkei ist es bei weitem (noch) nicht so schlimm.
Was denkt sich Recep Tayyip Erdogan dabei? Das der türkische Präsident keinerlei Skrupel hat internationales Recht zu brechen ist leider nicht neu, doch einen derart dreisten Diebstahl bei dem er sich auch noch als „Robin Hood“ darstellen will, ist nochmal eine andere Kategorie. Das verheerende hierbei sind die Auswirkungen des Raubes, da in Spanien Menschen ohne diese Geräte sterben. Die Autonome Region Navarra und andere Organisationen haben dieses Material in China bestellt und sicher auch schon bezahlt, was die türkische Regierung auch machen könnte. Aber man nimmt sich einfach das Eigentum anderer, wenn es einen Zwischenstopp in Ankara einlegt.
Der Nationalegoismus geht über Leichen, das wissen wir schon länger. In Zeiten wie diesen aber muss die Menschheit zusammenstehen und die Türkei wird beim nächsten Erdbeben vielleicht umsonst auf spanische oder gar europäische Hilfe warten. Regierungen, die so handeln wie Erdogans, schaden langfristig ihren eigenen Bürgern, aber kurzfristig sind es die COV-19 Patienten in Navarra und anderen Regionen Spaniens, die ohne Beatmungsgerät dastehen und deshalb sterben.
Liebe Leserinnen und Leser, bleibt gesund, seid solidarisch.
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