Sophie Squire – 2. Juni 2020
Tausende Menschen protestierten in den letzten Tagen auf den Straßen Minneapolis‘ (Minnesota), um Gerechtigkeit für den gewalttätigen Polizei-Mord an George Floyd einzufordern.
George wurde von einem Polizisten auf den Boden gedrückt, während er ihnen sagte „Bitte, bitte, ich kann nicht atmen (I can’t breathe)“, und „Mein Bauch schmerzt, mein Nacken schmerzt, alles tut mir weh“. „Sie behandelten ihn schlechter als jedes Tier“, sagte sein Bruder, Philonise Floyd. „Sie haben ihn sein Leben genommen – dafür verdienen sie lebenslänglich (They took live, they deserve life)“.
Ein Video ging auf den sozialen Medien viral, in dem Polizist Derek Chauvin gezeigt wird, wie er Georges Hals mit dem Knie zerdrückt. Floyd wurde am Montag von der Polizei bei einer Fahrzeugkontrolle herausgezogen. Demonstranten widersetzten sich den Quarantäne-Maßnahmen und besetzten den Straßenzug, an dem George getötet wurde.
Diese zerbrachen die Windschutzscheibe eines Polizeiwagens und sprühten Graffiti auf eben diese. Andere Protestierende erklommen das Gebäude, während wieder andere Flaschen und Steine auf Polizisten in Schutzausrüstung warfen. Demonstrantin Anita Murray sagte: „Es ist unheimlich, mitten in der Pandemie hier her zu kommen, aber wie hätte ich fern bleiben sollen?“ Aktivisten hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie „I can’t breathe“ und „Black Lives Matter“ bei der sozial distanzierten Demonstration.
Die Straße wurde besetzt und die Demonstrierenden verlangten eine Mordanklage gegen die Beamten, die in der Tötung von George Floyd involviert waren. Das alles, während sie weiterer Gewalt der Polizei ausgesetzt waren, welche Tränengas in die Menge feuerten. Dies führte dazu, dass sich Teilnehmer im Krankenhaus ärztlicher Behandlung unterziehen mussten.
.
Vorgeführt
Bemerkenswert ist der krasse Unterschied zu der Art und Weise, wie die Polizei mit den Anti-Lockdown-Protesten Anfang des Monats umging, wo rechtsextreme Aktivisten, bewaffnet mit Sturmgewehren, durch die Straßen und Kapitole zogen (und offizielle Gebäude besetzten). Alle vier Beamten wurden vom Dienst abgezogen – aber bisher keiner angeklagt. Georges Cousine, Tera Brown, sagte, dass diese Aktion der Polizei „ein guter Anfang“, aber nicht genug sei. „Was sie getan haben, war Mord, und beinahe die gesamte Welt wurde Zeuge davon, da jemand mutig genug war, es aufzunehmen.“
Viele Menschen ziehen Parallelen zwischen Georges Tod und dem schrecklichen Mord an Eric Garner in New York im Jahr 2014. Eric starb, nachdem er ebenfalls einem Polizisten elf Mal gesagt hatte: „Ich kann nicht atmen.“
Und Georges Tod kommt drei Monate, nachdem mindestens zwei weiße Männer den unbewaffneten schwarzen Jogger Ahmaud Arbery erschossen haben. Gregory McMichael und sein Sohn Travis wurden am 8. Mai wegen des Mordes an Ahmaud angeklagt – nur drei Tage, nachdem ein Video der Schießerei online ging, aber 74 Tage nach der Schießerei selbst.
Gregory McMichael, ein ehemaliger Polizist, sagte den Ermittlern, er habe Ahmaud die Straße entlang gejagt, weil er ihn einer Reihe von Einbrüchen in jüngster Zeit verdächtigt habe. George Floyd ist nun ein weiterer Name, der dieser langen Liste von Todesfällen durch rassistische US-Polizisten hinzugefügt werden muss.
Eine Studie der Rutgers University zeigt, dass etwa 1 von 1.000 schwarzen Männern und Jungen in den USA damit rechnen kann, durch Polizeigewalt zu sterben. Das macht es für sie 2,5 Mal wahrscheinlicher als für weiße Männer und Jungen, eine Begegnung mit Polizisten nicht zu überleben.
Der Protest in dieser Woche zeigt, dass in Donald Trumps tief gespaltenen Amerika Wut über Rassismus herrscht – und dass sich selbst während einer Pandemie Widerstand organisieren kann. Antirassismus sollte Teil jedes Kampfes gegen dieses grausame, rassistische System sein.
.
Erstveröffentlichung am 26. Mai 2020 auf Sozialist Worker. Veröffentlichung mit freundlicher genehmigung des Herausgebers. Für die Übersetzung danken wir Manuel Bühlmaier (Erstveröffentlichung am 1. Juni 2020 in Die Freiheitsliebe)
.
Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.
.
Antworten