Rui Filipe Gutschmidt – 17. Juli 2020
Als wäre der Jemen nicht schon genug geplagt, von Bürgerkrieg und Hungersnot, so droht laut UN-Bericht jetzt noch eine Ölpest an den Küsten des Landes. Was aber kann die UN tun, um ein Desaster zu verhindern?
Die UNO warnte heute erneut vor der Gefahr einer „massiven Ölpest“ von einem verlassenen Schiff vor der Küste des Jemen, das mit mehr als einer Million Barrel Rohöl beladen ist. Eine Umweltkatastrophe kündigt sich an, die seines Gleichen sucht.
„Wenn diese Situation außer Kontrolle gerät, kann sie Millionen von Menschen in einem Land, das bereits unter dem größten humanitären Notfall der Welt leidet, direkt treffen und jahrzehntelang ganze Ökosysteme zerstören, wenn sie sich auf mehrere Länder erstreckt „, sagte der Direktor des Programms der Vereinten Nationen für die Umwelt.
Die Nachrichtenagentur EFE berichtete, dass die Huthis, die das Gebiet kontrollieren, in dem das Schiff festgemacht hat, letzte Woche der UNO grünes Licht für die Inspektion des Tankers gaben.
Am 27. Mai erlitt das Schiff eine „unkontrollierte Infiltration von Meerwasser“ in einem Maschinenraum. Diese wurde nach fünf Tagen endlich abgedichtet, wobei aber dennoch Alarm wegen einer möglichen Katastrophe ausgelöst wurde.
Inger Andersen betonte auch, dass noch genug Zeit bleibt, eine Katastrophe zu verhindern, wenn schnell Maßnahmen ergriffen werden, und wies darauf hin, dass das 1976 in Japan gebaute Schiff seit 2015 nicht mehr gewartet wurde und dass „sein Zustand sich täglich verschlechtert, was die Gefahr eines Öllecks deutlich erhöht“.
„Wenn dies geschieht, wird es eine Umweltkatastrophe verursachen, die sich auf die Ökosysteme und das Leben von 28 Millionen Menschen auswirkt, die in diesen Ökosystemen leben“, fügte er während des Treffens hinzu, das per Videokonferenz stattfand.
Andersen erinnerte auch daran, dass im Falle einer möglichen Katastrophe weder die jemenitische Regierung noch die Regierungen der Nachbarländer „in der Lage sind, die Folgen einer solch massiven Ölverschmutzung und der daraus resultierenden Umweltkatastrophe vollständig zu bewältigen und zu mildern“.
In Erwartung auf die Ergebnisse der technischen Untersuchung der Vereinten Nationen, um die Situation zu beurteilen, versicherte der UN-Mitarbeiter, dass angesichts des Alters des Tankschiffs die sicherste Option darin bestehe, das Schiff zu leeren und an einen sichereren Ort zu bringen, an dem später das Öl in Ruhe abgepumpt werden kann.
Der Direktor des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, Mark Lowcock, begrüßte die Erlaubnis der Regierung des Jemen und in jüngerer Zeit der Rebellen, die Inspektion des Tankers durchführen zu lassen.
Er warnte jedoch davor, dass es nicht das erste Mal wäre, dass die Rebellen eine technische Inspektion nach Erteilung der Genehmigung wieder absagen.
Mohammed Ali al-Houthi, Anführer der Rebellengruppe, beschuldigte die Vereinigten Staaten und die Saudis, die Rebellen kein Öl verkaufen zu lassen, und sagte in einer am 18. Juni auf Twitter veröffentlichten Nachricht, dass alle „katastrophalen Folgen … möge Gott nicht zulassen dass was passiert“, die aus dem eventuellem Schiffsbruch resultieren könnten, in der Verantwortung dieser beiden Länder liegen würde.
Vom Iran unterstützte Huthi-Rebellen kontrollieren die westlichen Häfen des Roten Meeres, einschließlich Ras Issa, sechs Kilometer von dem Ort entfernt, an dem das Schiff „FSO Safre“ seit den 1980er Jahren festgemacht hat.
Die Huthis führen Krieg gegen die international anerkannte jemenitische Regierung, die von einer von Saudi-Arabien und den Vereinigten Staaten geführten Koalition unterstützt wird.
Der Tanker wurde in den 1970er Jahren in Japan gebaut und im folgenden Jahrzehnt an die jemenitische Regierung verkauft, um bis zu drei Millionen Barrel zu lagern und zu exportieren, die von den Ölfeldern in Marib, einer Provinz im Osten des Landes, gepumpt wurden. Das Schiff ist 36 Meter lang und verfügt über 34 Lagertanks.
Durch Corona sank der Ölpreis ins Bodenlose und bald darauf wurden Lagerplätze knapp. Weltweit werden Tankschiffe als Lagertanks verwendet und das Öl findet nur langsam wieder Abnehmer. Die Huthi-Rebellen, in deren Besitz der Tanker derzeit ist, fanden schon vor der Pandemie und dem entsprechendem Zusammenbruch der Wirtschaft keine Käufer für das Öl und jetzt, da ihr größter Unterstützer, der Iran, selbst unter einem internationalem Embargo und eben auch unter den Folgen der Pandemie leidet, werden sie erst recht niemanden finden, der ihnen das Öl abkauft.
Es darf zwar nicht sein, dass die internationale Gemeinschaft die Rebellen finanziert, doch sollte ein Embargo ALLE kriegsführenden Länder betreffen und somit auch Saudi-Arabien, die VAE, den Iran UND die USA. Die „International anerkannte“ jemenitische Regierung ist letztendlich auch nur eine Marionettenregierung der Saudis. Stellvertreterkriege wie dieser werden auf dem Rücken der einfachen Menschen ausgetragen, damit ein paar wenige in unendlichem Luxus leben. Angesichts der Bilder von verhungernden Kindern und den Trümmerhaufen in denen die Menschen dort leben vermisse ich den Aufschrei.
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