Die Preise steigen! – Kämpft um höhere Löhne!

Redaktion RoterMorgen – 5. November 2021

Arbeit Zukunft legte gestern einen unterstützungswürdigen Aufruf vor, dem wir uns gerne inhaltlich anschließen. Wir sind allerdings der Meinung, dass er erheblich besser, verständlicher und zielgerichteter formuliert werden muss. Deshalb haben wir ihn zur Unterstützung umformuliert. Was dabei heraus gekommen ist, seht ihr unten. Zur Weiterverbreitung steht ein Flugi als pdf-Dokument zur Verfügung.

Arbeiter und Angestellte: Wenn die Preise steigen! – kämpft um höhere Löhne!

Kolleginnen und Kollegen! Überall auf der Welt steigen zurzeit, genau wie bei uns, die Preise in einem rasanten Tempo. Genau das, was wir arbeitenden Menschen tagtäglich brauchen, wird immer teurer. Hier ein paar Beispiele der Inflation zum Vorjahr:
Energie 14,3 % davon Heizöl 76,5 % und Benzin 28,4 %.
Nahrungsmittel 4,9 % davon Kartoffeln ca. 10 % und Kopfsalat 34,5 %.
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Viele von uns werden ihre Heizung drosseln oder sogar abschalten müssen, weil sie sich ein warmes Zuhause nicht mehr leisten können. Hartz IV und Sozialleistungen für Kranke und Rentner/innen wurden gerade einmal um lächerliche 3 Euro monatlich erhöht! Fleisch, Gemüse und Obst sind damit kaum noch auf unseren Tischen zu finden. Die Fahrt zur Arbeit wird zum Luxus und von einem Leben in Würde kann nicht mehr gesprochen werden.
Wenns nach den Bossen geht sollen wir unsere Gürtel enger und enger schnallen. Symbolbild pixabay

Unsere Reallöhne fielen während der Covid-19-Pandemie im Rekordtempo! Schon im 2. Quartal 2020 gab es ein Minus von 4,7 %, im 3. Quartal von 1,3 %, im 4. Quartal ein minimales Plus von 0,4 %. 2021 sah es so aus das wir im 1. Quartal ein Minus von 2 % und im 2. Quartal ein Plus von 3 % verdauen mussten. Letzteres hört sich erst einmal verträglich an, ist es aber nicht! Dieses, am Schreibtisch errechnete, geht nämlich von den, mit der Pandemie extrem gesunkenen Löhnen, aus. Das bedeutet, dass wir erheblich weniger Geld im Portemonnaie haben als im Januar 2020. Mit rund 5 % weniger Realeinkommen für Millionen Menschen und zeitgleich fast 6 % Inflation sanken unsere Einkommen durchschnittlich um rund 11 %, wobei unsere Einkommen ja 2020 schon viel zu gering waren und das Geld vorne und hinten nicht reichte.
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Tariferhöhungen im Minibereich

Während Corona und der kapitalistischen Krise, haben sich viele Gewerkschaften äußerst „brav“ verhalten. So gab es kaum entschlossene und wirkungsvolle Kämpfe und durch die Bank niedrige Tarifabschlüsse. Hier eine kleine, aber aussagekräftige Auswahl, wobei es sich um die Erhöhung der Bruttolöhne handelt und nicht um die Summe, die wir zur Verfügung haben:
Pflegeberufe, öffentlicher Dienst/Gemeinden 1,4 %, Baugewerbe 2,1 %, Chemie 1,3 %, Druck 1 %.
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Selbst die mit langen Streiks durchgesetzten Lohnerhöhungen, bei den Eisenbahner/innen der GDL von ca. 3,3 %, liegen deutlich unter der Inflationsrate und sind eine Blamage. Nun rächen sich die sehr langen Laufzeiten. Bei der IG Metall gilt der alte Abschluss für Metall und Elektro noch bis Ende September 2022! In anderen Bereichen gibt es Abschlüsse die sogar bis 2023 laufen! Damit sind den Gewerkschaften nun formal die Hände gebunden.
Stimmungsmache nach dem Kompromiss. GDL-Chef Claus Weselsky verkauft die Verhandlungsergebnisse als Erfolg. Bild: GDL

Auf die neue Regierung hoffen?

Mit schönen Worten wie „Sicherheit“, „Stabilität„, „soziale Gerechtigkeit“ und „Modernisierung“ sollen wir auf die neue Regierung eingestimmt werden. Gleichzeitig werden den Konzernen Riesengeschenke zugesagt. Investitionshilfen und „Rettungsaktionen“ in Milliardenhöhe. Dafür sollen Teile unserer Rentenversicherung zur Spekulation an der Börse herhalten. Das kann leicht mit einem neuen „Wirecard-Skandal“ enden und unsere Rentenansprüche in die Tasche von superreichen Spekulanten leiten. Auch Einmalhilfen, geringfügige Steuersenkungen und Privatisierungsabenteuer lösen das Problem nicht!
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Was können wir machen?

Lohnerhöhungen sind dringend notwendig! In den Gewerkschaften müssen wir dafür eintreten und den Gewerkschaftsbossen auf die Füße treten. Auch, wenn gerade offiziell keine Tarifverhandlungen möglich sind, können wir uns wehren. Schon auf unterster Ebene können Betriebsräte, die für die Interessen ihrer Kollegen/-innen eintreten wollen, Überstunden und Sonderschichten verweigern. Das tut dem Kapital weh, weil derzeit die Produktion wieder hochfährt. Ebenso ist Dienst nach Vorschrift ein wirksames Kampfmittel, um wenigstens einen Inflationsausgleich zu bekommen. Denn wir alle wissen, dass in vielen Betrieben die Vorschriften z. B. beim Arbeitsschutz sehr locker ausgelegt werden. Hält man sich an alle Vorschriften der Arbeitssicherheitsgesetze und der Berufsgenossenschaft, dann wird die Produktion spürbar langsamer. Wenn ein Betriebsrat und seine Belegschaft kämpferisch entschlossen und einig sind, so haben sie viele Möglichkeiten, ihre Unzufriedenheit zu zeigen. Und, wenn es an den Profit geht, dann ist das Kapital oft bereit, sich zu bewegen.

November 2021: Zalando-Mitarbeiter/innen fordern höhere Löhne

Gemeinsam geht es noch besser!

Wie die Geschichte beweist, geht es gemeinsam und solidarisch noch besser, sich zu wehren. Im September 1969 z. B. gab es am Anfang eine Reihe spontaner Streiks bei Hoesch in Dortmund. Die Kollegen/innen forderten 30 Pfennig mehr pro Stunde. Hoesch gab nach und zahlte. Kollegen/innen in vielen Betriebe ließen sich so anspornen, folgten dem Beispiel und erreichten ebenfalls Lohnerhöhungen. Zuvor hatten Gewerkschaftsführungen in der sogenannten „Konzertierten Aktion“ mit Unternehmern und der Bundesregierung die Krisenbewältigung auf dem Rücken der Beschäftigten vereinbart. Das führte zu hohen Reallohnverlusten und steigenden Preisen. Das Kapital vermeldete freudig „Gewinnsprünge„. Doch die Kollegen/-innen waren mit einer Gewerkschaftspolitik zu ihren Lasten nicht einverstanden und kämpften erfolgreich.

Auch 1973 antworteten Arbeiter/innen und Angestellte mit spontanen Streiks, weil die Inflation die Löhne und Gehälter auffraß. Wieder konnten Lohnerhöhungen außerhalb der Tarifrunde erzwungen werden. Gewerkschaftsführungen unternahmen nichts und hatten zuvor auf das jammernde Kapital Rücksicht genommen.

So ist es auch heute: Das Kapital hat in der Krise und trotz Covid-19 seine Gewinne kräftig erhöht. Die Krise wurde auf die arbeitenden Menschen abgewälzt. Gewerkschaften übten „Bescheidenheit“ zulasten der Kollegen/-innen. Aber wie die Kämpfe von 1969 und 1973 zeigen, kann man viel erreichen, wenn man nur einig und solidarisch kämpft!
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Sich in der Gewerkschaft einsetzen!

Sprecht also Eure Vertrauensleute und Betriebsräte an. Fordert Lohnerhöhungen und einen solidarischen, aktiven Kampf! Und wenn zu wenig in der Gewerkschaft sind oder es noch keinen Betriebsrat gibt, dann organisiert Kolleg/innen und leitet die Wahl eines Betriebsrates ein! Fordert unmissverständlich die Unterstützung Eurer Gewerkschaft. Schafft so eine breite Basis für einen Kampf um Lohnerhöhungen. Lasst Euch nicht von Gewerkschaftsvertretern abwimmeln – Die Gewerkschaften sind nur so gut wie wir in ihnen arbeiten! Solidarisiert Euch mit allen anderen Werktätigen – Und wenn das Kapital nicht auf uns hört, hilft nur der Generalstreik!
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Die Reichen sollen die Krise bezahlen!
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Hier könnt ihr den obigen Text als Flugi dowmloaden
und an Kollegen/-innen, Freunde/-innen und Bekannte weiterreichen.

 

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