Inferno in Portugal – Bilanz des Schreckens 64 Tote und 136 Verletzte – Re-Post

Bild – Waldbrand – Flickr.com CC BY-SA 2.0

Re-Post vom 19. Juni 2017. In Portugal wurden nach der schlimmsten Brandkatastrophe in der Geschichte des Landes drei Tage Staatstrauer angeordnet. Obwohl es noch brennt, wird schon mal Bilanz gezogen. Man muss sich um die Opfer kümmern, die Wetterbedingungen genau betrachten, die Brandbekämpfung analysieren, einen Blick auf die Vegetation und Topographie werfen und schließlich technische und politische Konsequenzen ziehen.

Von Rui Filipe Gutschmidt

Opfer:

64 Tote, 136 Verletzte, von denen 7 schwere Brandverletzungen und Rauchvergiftungen haben. 12 Verletzte sind Feuerwehrleute und ein Polizist der Guarda Nacional Republicana ist dabei. Das letzte Todesopfer ist ein 40-jähriger Feuerwehrmann, der heute (19. Juni) gegen Mittag seinen schweren Brandverletzungen im Krankenhaus erlag. Pedrógão Grande ist eine kleine Gemeinde im Distrikt Leiria, in der die Menschen mit ein wenig Landwirtschaft den Familienetat aufbessern und wo manche meist kleinere Parzellen Wald besitzen.

Die IC 8 wurde umgetauft in „die Straße des Todes“ und der Anblick der ausgebrannten Autos lässt jeden fühlenden Menschen erschaudern. 47 Menschen starben alleine dort, doch die Opferzahl stieg in den letzten 48 Stunden und der Sommer hat gerade erst begonnen. Nach und nach fand man mehr Opfer und selbst jetzt ist zu befürchten, dass noch weitere hinzukommen.

Die Überlebenden stehen vor dem Nichts!

Ein großer Haufen Asche, ist alles was vielen Menschen geblieben ist und leider werden Häuser, Autos, Obstgärten und dergleichen mehr, nicht wie Phönix aus der Asche wiederauferstehen. Neben dem Verlust von einem Großteil ihres Besitzes, haben viele auch noch Familienangehörige und Freunde verloren. Bei allen Bemühungen, diesen Menschen psychologische Betreuung zukommen zu lassen, ist es kaum vorstellbar was sich in der Seele der Opfer gerade abspielt.

Kaum einer war versichert!

Die Versicherungen haben in Portugal schon vor langem aufgehört Verträge gegen Feuer in Waldgebieten abzuschließen. Wenn überhaupt, dann sind die Prämien so hoch, dass sie niemand bezahlen kann. Daher sind so ziemlich alle Opfer auf Spenden und staatliche Hilfe angewiesen.

Klima/Wetter:

Ja, diese Katastrophe ist das Resultat einer Extremwetterlage. Temperaturen von über 40º C und Luftfeuchtigkeit von 10 bis 20 Prozent haben die Voraussetzungen für diese Brände geschaffen. So brennt es auch im ganzen Land und in Teilen Spaniens an vielen Orten. In Portugal sind seit Ende letzter Woche 2 – 3.000 Feuerwehrleute vom Norden bis Süden im Einsatz. Was Pedrógão Grande so anders machte, war das „trockene Gewitter“. Nicht nur das Blitze völlig unberechenbar einschlugen und Feuer auslösten, auch die wechselnden starken Winde, die so eine Gewitterzelle mit sich bringt, erschweren eine Brandbekämpfung extrem.

Brandbekämpfung:

Es fehlte, glaubt man den Betroffenen vor Ort, an allen Ecken und Enden. Natürlich wussten die Menschen nichts von den Besonderheiten des Brandes und von dem vielfachen Feuerfronten, die der Feuerwehr das Leben schwer machten. Auch haben viele Leute nicht oder erst sehr spät auf die Anweisungen vom Zivilschutz gehört, wodurch auch die Katastrophe auf der IC 8 passieren konnte. Wenn Feuer an vielen Stellen gleichzeitig ausgelöst wird, dann kann die Feuerwehr nicht viel machen.

Im Laufe des Tages wurden immer mehr Feuerwehren aus der Umgebung in die Krisenregion verlegt. Auch Hubschrauber und Flugzeuge kamen zum Einsatz, hatten aber teilweise mit den starken, unberechenbaren und dadurch gefährlichen Winden zu kämpfen. Wie immer gaben die „Soldaten des Friedens“ alles – auch das eigene Leben – um Menschen in Not zu helfen. Viel mehr, so die Meinung der meisten Fachleute, hätte Feuerwehr und Zivilschutz nicht tun können.

Vegetation vor Ort:

Wie oft muss ich das noch schreiben? Eukalyptus gehört nach Australien. Der Baum ist zwar gut für die Zellstoffindustrie, aber pures Gift für die Natur im Mittelmeerraum. Seine Wurzeln reichen sehr tief, sein Durst senkt den Grundwasserspiegel und trocknet alles rundherum aus. Außerdem ist die Verbreitungsstrategie der Pflanze das Feuer! Die Samen des Eukalyptus gehen erst bei hohen Temperaturen auf, so dass er auf dem Ascheboden der verbrannten Konkurrenz gedeiht. Seine ätherischen Öle riechen zwar gut, brennen aber noch besser. Durch dieses Öl, dass der Eukalyptus in seiner äußeren Rinde hat, erreicht das Feuer erst die Temperatur, die die Samen brauchen und sich zu öffnen. Die Rinde des Baums verbrennt dabei nur äußerlich und zwei Tage später kommt schon das erste Grün. Diese „Pest“ wird weiter für starke Brände sorgen, bis die Anpflanzungen endlich verboten werden.

Internationale Solidarität –

Der Euro Stabilitätspakt wurde für staatliche Hilfen ausgesetzt und das Krisenland muss, rein theoretisch zumindest, nicht jeden Cent zwei mal um
drehen, um den Betroffenen zu helfen. Denn Brüssel hat das Geschehene offiziell zur Umweltkatastrophe erklärt. Aber außer den Beileidsbekundungen, hat Frankreich, Italien und Spanien auch konkrete Hilfe geschickt. Die sieben Löschflugzeuge und 100 – aus Spanien geschickten – Feuerwehrleute sind auch dringend notwendig, da in den nächsten Tagen die Extremwetterlage bestand haben wird und somit auch die Feuer weiterhin wüten werden. Schon jetzt brannten 30.000 Hektar in 3 Tagen – allein im Distrikt Leiria!

Zu den politischen Konsequenzen und über ein innovatives Brandbekämpfungssystem, dass wirklich Leben retten könnte, ein anderes mal mehr. Denn noch brennt Portugal, noch immer ist das Land ein Inferno, noch immer kämpfen die Soldaten des Friedens an vorderster Feuerfront!

Passend zum Thema:

http://www.info-welt.eu/2017/07/portugal-in-flammen-mindestens-19-tote.html

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