Links – Mitte – Rechts. Die Suche nach Neuen Konzepten oder eine grundlose Debatte?

AfD Wahlspruch – Flickr.com CC BY 2.0 

Politik ganz klassisch im Halbkreis oder im Quadrat des zweidimensionalen Koordinatensystems; Es ist eine Grundsatzdebatte im Gange, bei der die traditionellen Begriffe abgelehnt werden. Doch die meisten verstehen weder die Bedeutung der Begriffe im politisch-ideologischem Kontext, noch den wahren Grund für die Debatte. Wird eine philosophisch-soziologische Grundsatzdebatte hier missbraucht?
Von Rui Filipe Gutschmidt
Gesellschaftspolitisch / Sozialpolitisch – Autoritär oder Libertär, rechts, links, „wir sind die Mitte“ oder „steckt mich nicht in eine Schublade“… Das hören und lesen wir immer wieder in letzter Zeit. Doch was bedeuten diese Begriffe und werden sie überhaupt korrekt verwendet? Mag sein, dass sich jeder seine eigene Version der Realität erschafft, doch um erfolgreich miteinander kommunizieren zu können, müssen wir die Definitionen der Begriffe noch mal nachschlagen. Wichtiger aber ist es, wenn wir die Begriffe respektieren und aufhören diese ständig neu definieren zu wollen. Respekt für den anderen bei einer Diskussion um politische Themen bedeutet aber auch, die selbe Sprache zu sprechen, da man sonst aneinander vorbei redet.
Die Debatte zum „rechts oder links“ und über das berühmt-berüchtigte „Schubladendenken“ hängt auch damit zusammen, dass viele entweder die Begriffe nicht richtig interpretieren oder absichtlich Verwirrung schaffen wollen. „Daher halte ich die Debatte darüber für völlig unnötig. Rechts und Links zu leugnen ist doch nur eine Form sich nicht zu einer Einstellung zu bekennen. Wenn ich eher gegen Zuwanderung bin, dann ist diese Meinung gemäßigt rechts. Will ich alle Muslime, Juden, Türken. … eben alle anderen vergasen möchte und fühle ich mich allen anderen überlegen….bin ich rechtsextrem. In der Mitte gibt es viel Platz und links außen steht die Diktatur vom Proletariat. MEINUNGEN wurden zum besseren Verständnis in rechts und links… unterteilt. MEINUNGEN – NICHT MENSCHEN“, so schrieb ich es bei einem Kommentar auf Facebook.
Als Beispiel nannte ich folgende Situation: „Man will aber nicht als dies oder das identifiziert werden. Eine Partei wie die NPD hat sich von vorneherein als rechtsextrem geoutet. Doch das schreckt die Wähler ab. In Portugal sind die (heute Neoliberalen) Konservativen, Ex-Faschisten und der Geldadel nach der Revolution 1974 in einer Partei zusammengekommen die sich PSD – Partido Socialdemocrata – nennt. Von sozial haben die gar nichts, von demokratisch reichlich wenig und Sozialdemokraten sind sie nicht mal im Sinne von Schröders Hartz IV-Truppe. Also Parteinamen sagen auch nichts aus, Parteiprogramme eher wenig (kein Schwein hält sich noch dran, sind sie erst mal an der Macht) und Politiker bzw. Parteien zu finden, die nicht lügen und die das richtige für DICH machen, ist schwer. Selber in die Politik gehen hingegen nicht!“
Da diese Diskussion um die AfD und deren kategorische Weigerung ging, sich in die „rechte Schublade“ stecken zu lassen. Bei den Anhängern und Politikern der AfD haben wir Leute, die nicht in die Schublade mit der Aufschrift NAZI gesteckt werden wollen, deren Aussagen sich aber mit denen der Nationalsozialisten oder Faschisten decken. Eine Grundlage der rechtsextremen Ideologien ist es nun aber, die Menschen in ganze Aktenschränke von Schubladen aufzuteilen. „Diese oder jene Rasse, Hautfarbe, Religion, Kultur, Denkweisen…“, um ja nicht die Welt allzu kompliziert zu gestallten, wir ein „Wir/Ihr-Bild“ erschaffen, bei dem man (in unserem Fall „die Deutschen“) sich als die Guten hinstellt und alle anderen als Feinde oder Unterlegene, mal mehr, mal weniger nützliche Zeitgenossen einstuft.
Es ist also im Grunde eine durchaus interessante Debatte, wenn man über neue Herangehensweisen in der Politik reflektieren möchte. Neue Technologien ermöglichen auch mehr aktive Einflussnahme auf politische Entscheidungen, während gleichzeitig verschiedene Machteliten in einem riesigen Monopoly-Spiel die Weltherrschaft untereinander auszocken… Die Debatte wird aber dabei absichtlich verwässert, von Leuten die nicht als Extremisten identifiziert werden wollen und von Leuten, die es nicht besser wissen und so Begriffe falsch verstehen und falsch benutzen. Das ist leider nur hinderlich und sorgt dafür, dass sich eine Entwicklung zu mehr Demokratie und zu einer gerechteren, solidarischen Weltgemeinschaft, weiter verzögert. Andere Strategien, um uns gesellschaftspolitisch von der Direktdemokratie abzubringen und eher wieder in Richtung „Neofeudalismus“ zu gehen, können wir ein anderes mal betrachten.

Info-Welt wünscht sich eine anregende Debatte zum heutigem Thema und bittet diese mit dem nötigem Respekt zu führen.

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