Tragödie in Vila Nova da Rainha – screenshot YouTube |
Wieder Tondela. Das Städtchen in Zentral-Portugal wurde bereits im Oktober schwer vom Feuerteufel getroffen. Das Trauma der Waldbrände ist noch nicht verdaut, da holt sich Gevatter Tod auch schon weitere Opfer aus der vom Unglück verfolgten Region. Eine alte Bäuerin stammelte: „Gott möge unserer Seelen gnädig sein. Das ist ein Fluch! Wir alle wurden verflucht!!“
Von Rui Filipe Gutschmidt 15. Januar 2018
Die Menschen in Portugals Bergen sind eigentlich ein hartgesottenes Völkchen, doch was sie die letzten Jahre erleiden mussten, ist selbst für diese Überlebenskünstler nicht mehr zu ertragen. Dabei stach bislang der Tod von 112 Menschen hervor, die letztes Jahr bei den verheerenden Waldbränden ihr Leben verloren. 2018 sollte einen Neuanfang bringen. Die Gemeinschaft von Vila Nova da Rainha, wie auch in den anderen Ortschaften, die von den Waldbränden heimgesucht wurden, hat durch den Schmerz zusammen gefunden. Gerade als wieder ein wenig Normalität einkehrte, schlug der Feuerdämon wieder zu.
Es sollte ein gemütlicher Abend werden. Um die 60 Personen waren zu einem „Sueca“-Turnier (ein typisch portugiesisches Kartenspiel mit dem deutschen Skat oder dem schweizerischen Jass zu vergleichen) zusammengekommen und um gemeinsam ein Fußballspiel im Fernsehen anzuschauen. Gegen die Kälte hatte das zweistöckige Klubhaus einen Holzofen gut eingezeizt, dessen Abzugsrohr vom Erdgeschoss aus durch eine eingezogene Decke im ersten Stock und schließlich durch das Dach geht. Die Decke im ersten Stock war aus einem brennbaren Material, was nie zuvor problematisch war. Diesmal aber fing diese Zwischendecke Feuer.
Noch ist nicht klar warum das Feuer genau ausbrach. Doch warum es zu so vielen Opfern kam ist sehr wohl bekannt. Kein Notausgang, die Tür öffnet nach innen und, um es kurz zu machen, das Gebäude hatte keinen Brandschutz. Als die Decke Feuer fing und der Kunststoff giftigen Rauch erzeugte und das Obergeschoss füllte, brach Panik aus. Die Leute stolperten die Treppe ins Erdgeschoss herunter und immer mehr lagen vor der Tür, so das sich diese nicht länger öffnen ließ. Währen ihnen die Nachbarn nicht so schnell zur Hilfe geeilt, dann wären noch mehr Menschen gestorben.
Sie befestigten ein Seil an der Tür und rissen diese dann mit einem Traktor auf. Krankenwagen und Feuerwehr kamen hingegen sehr schnell und die Verletzten wurden in Krankenhäuser in ganz Portugal gebracht. Doch dieses Unglück zeigt, dass alle Sicherheitsbestimmungen nichts nützen, wenn kein Geld da ist, um diese umzusetzen oder um Kontrollen durchzuführen. Beim Klubhaus hatte es nie eine Inspektion der Feuerwehr gegeben. Das ist auch schon der ganze Fluch… Schlamperei!
… und dennoch bleibt dieses Gefühl in der Magengrube. 527.000 Hektar Wald- und Buschland – einschließlich Agrarland, Häuser, Autos, Ställe und Scheunen, Tiere und… 112 Menschen – brannten 2017 in Portugal ab. Ein Leser sagte, dass jetzt, wo es doch so viel regnet in Portugal, wenigstens die Wälder nicht mehr brennen… tja, Fluch oder nicht, dass die Menschen der Region, die sehr religiös sind, an einen Fluch, eine böse Kraft, einen Dämon oder so ähnlich glauben, ist jedenfalls nachvollziehbar.
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