Portugals Grenzschutz: Tausende Einsätze gegen Menschenhandel und Sklaverei

SEF – Grenzschutz Portugals – Bild von Contando Estrelas, Flickr.com CC BY-SA 2.0

Obwohl der portugiesische Grenzschutz Tausende Kontrollen und Inspektionen an den einschlägig bekannten Orten durchführt, verneint die Behörde, dass dieses Problem außer Kontrolle geraten sei.

Rui Filipe Gutschmidt – 21. April 2018

Die Zahlen sprechen Bände. Immer wenn der „Dienst für Ausländer und Grenzen“ SEF, also der Grenzschutz, einen Hinweis für Menschenhandel und Ausbeutung „illegaler“ Arbeiter aus dem Ausland bekommt, dann gehen sie dem nach. Im ersten Quartal dieses Jahres hat die SEF 984 Kontrollen, alleine oder gemeinsam mit anderen Behörden, insbesondere auf Baustellen, in der Landwirtschaft, Gastronomie, Bars, Freudenhäusern und auf dem Straßenstrich durch“, hieß es in einer Erklärung der Behörde.

Schon 2017 wurden 5852 Inspektionen durchgeführt, wobei so manche Untaten aufgedeckt und so manchen Ausbeutern das Handwerk gelegt wurde. Im ersten Quartal diesen Jahres wurden bereits 11 Untersuchungen eingeleitet, was aber meiner Meinung nach kein Grund ist, stolz zu sein. Dabei bin ich nicht allein mit dieser Auffassung. Die Gewerkschaft der SEF-Mitarbeiter beklagt schon lange, dass Portugal nicht genug Inspektoren hat.

Nach Angaben der Gewerkschaft ist der Menschenhandel die „moderne Sklaverei“ und stellt ein Verbrechen dar, dass „besser bekämpft werden muss.“ Doch dafür fehlen Inspektoren, Personal zur Bearbeitung der Prozesse und eine bessere Zusammenarbeit auf internationaler Ebene.

Denn Menschenhandel und Sklaverei sind brutale Verbrechen, dessen Opfer physische und psychische Wunden davontragen, dessen Narben sie ein Leben lang begleiten. Auch die Familienangehörigen und Freunde leiden, wenn sie keine Nachrichten bekommen und natürlich auch kein Geld, was oft dringenst gebraucht wird.

Denn die Menschen geraten in diese Falle, weil sie sich für einen Job bewerben. Als Zimmermädchen oder Bedienung in Portugals Touristikbranche, in der Landwirtschaft oder auch als Kindermädchen werden Menschen aus aller Welt angeworben. Im Normalfall läuft auch alles relativ gut und die Leute bekommen die Arbeit, für die sie sich beworben haben und werden – wenn auch schlecht – bezahlt.

Aber nicht selten landen sie in der Sklaverei. Über Frauen, oft noch minderjährig, die in der Zwangsprostituition landen wurde schon viel geschrieben. Es ist die brutalste, aber auch die bekannteste Form des Menschenhandels und der modernen Sklaverei.

Weniger bekannt ist die Sklaverei in der Landwirtschaft. Billigimporte aus aller Welt üben großen Druck auf die Preise Landwirtschaftlicher Produkte aus. Die neoliberale Gier sorgte auf der anderen Seite zu großer Armut, so das die Preise für Nahrungsmittel mit sinken. In anderen Ländern werden Kleinbauern in den Ruin getrieben, die ihre Familie nicht weiter ernähren können.

Südeuropas Orangen- oder Olivenplantagen, Weinberge oder Kartoffelfelder suchen händeringend nach billigen Arbeitskräften. So sieht man in verschiedenen Phasen, wie zur Weinlese oder zum Rückschnitt der Reben oder Obstbäumen, Erntezeit und so weiter, jede Menge Osteuropäer, Südamerikaner und sogar Nepalesen wurden schon aus ihrer Misere befreit.

Sie kommen auf einen isolierten Hof, werden in einen Stall, ohne Hygiene oder Privatsphäre, gepfercht, werden bedroht, geschlagen und mal sagt ihnen, dass die Polizei illegale Arbeiter ins Gefängnis – wo sie glauben, dass sie dort misshandelt werden – sperrt und dann wieder abschiebt. Die Pässe oder andere Dokumente werden ihnen abgenommen und zu Essen bekommen sie gerade genug, um noch arbeiten zu können.

Die Strafen für Menschenhandel sind viel zu lasch. Vor allem Portugal Großgrundbesitzer, dereinst eine der Stützen der Diktatur, möchten diese Art der „Konkurrenz“ im Land, um für die harte Feldarbeit weiterhin billige Arbeitskräfte zu finden. Die Mittelinks-Regierung Costa, Rekorddefizit (nie war er so niedrig) hin oder her, muss die SEF, genau andere öffentliche Dienste, signifikativ stärken. Sklaverei hat nicht nur den moralisch verabscheubaren Aspekt, sondern wirkt auch als Lohndumpingfaktor.

Auch WIR Bürgen können was tun. Das Phänomen ist in ganz Europa, den USA, Kanada überall da, wo die Löhne noch einigermaßen akzeptabel sind, verbreitet. Wenn uns etwas auffällt und nichts dagegen tun, dann machen wir uns mitschuldig. Wenn wir eine Orange von der iberischen Halbinsel, Erdbeeren aus Süddeutschland oder Gurken aus Polen essen, sollten wir daran denken, dass vielleicht jemand grosses Leid ertragen musste, damit dieses Produkt so günstig in den Supermarkt gelangen konnte.

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