Stille Revolution in Irland, Euronews – screenshot YouTube |
Tausende Frauen und Männer versammelten sich gestern (26. Mai) in Dublin, um die offizielle Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses zu vernehmen und … das JA zu feiern. Was aber geschieht als nächstes?
Rui Filipe Gutschmidt – 27. Mai 2018
Irland sagte JA zur Verfassungsänderung und damit JA zu einer Neuregelung des Abtreibungsgesetzes. Einige Umfragen gaben dem JA eine komfortable Mehrheit von fast 70 Prozent. Doch nach Auszählung der Stimmen gab es 66,4 Prozent JA-Stimmen zu 33,6 Prozent NEIN-Stimmen. Eine Wahlbeteiligung von 64,1 Prozent gibt dem Resultat zusätzlich noch Glaubwürdigkeit, besonders weil das Referendum in einem äußerst zivilisierten Klima abgehalten wurde.
Dabei wird das Referendum an sich und das Resultat insbesondere, als „historisch“ gewertet. Die Abtreibungsgegner, die mit ihren „Pro-Live“ Kampagnen durchaus bemüht waren ihren Standpunkt zu verdeutlichen, mussten ihre Niederlage eingestehen. Letztlich haben Fälle von immenser Unmenschlichkeit und die Geschichten unermesslichen Leids den Ausschlag gegeben. Auch dürften die Missbrauchsskandale und all die „Leichen im Keller“ der Katholischen Kirche, den grenzenlosen Glauben der Iren erschüttert haben. Somit ist religiöser Fanatismus kaum noch gegeben und eine Abtreibung in den ersten Wochen wird von vielen jungen Frauen und Männern, nicht mehr als Todsünde gesehen.
Bisher hatte Irland also eine der strengsten Abtreibungsverbote Europas und weltweit wurde dieses kaum noch übertroffen. Im Beitrag vom 25. Mai wurde die ganze härte des 8. Verfassungszusatzes beschrieben. So gilt eine Regelung seit 35 Jahren, bei der 14 Jahre Haft für eine illegale Abtreibung blühen können.
Nach dem eindeutigen Sieg für die Befürworter der Abtreibung, ist der Gesetzgeber gefragt. Der Premierminister, Leo Varadkar und seine Regierung sind für eine Regelung, die einen Schwangerschaftsabbruch in den ersten 12 Wochen unter zertifizierter ärztlicher Aufsicht zulässt. Doch der Prozes der Gesetzesänderung wird nicht leicht, da die Pro-Live Lobby schon Widerstand angekündigt hat. Doch es ist mir persönlich immer wieder ein Rätsel, wie manche Menschen sich anmassen, anderen ihre Überzeugungen aufzwingen zu wollen. Wer es sich leisten kann, der soll von mir aus ein krankes Kind großziehen. Wer glaubt, dass eine Abtreibung eine Sünde ist, der soll von mir aus seinem Glauben nach leben… Doch man darf das nicht von anderen erwarten. Niemand wird zu einer Abtreibung gezwungen und die 12 Wochen sind eine Grenze, die wissenschaftlich einen breiten Konsens erfüllt. Dies zu respektieren ist für mache nicht leicht, doch in einer Demokratie ist dieser Respekt unabdingbar.
Euronewsreportage zur „Stillen Revolution“ in Irland…
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