Wenn Nazis unter Polizeischutz durch Berlin marschieren

Neonaziaufmarsch in Berlin – Screenshot YouTube
Etwa 600 Neonazis marschierten mit schwarz-weiß-roten Reichsfahnen durch die Innenstadt Berlins und wurden dabei auf Schritt und Tritt von der Polizei begleitet. Tausende Gegendemonstranten wurden von der Polizei auf Distanz gehalten. Dabei fragt man sich schon, wo die Sympathien der Polizei liegen.
Rui Filipe Gutschmidt – 21. August 2018
Der 31. Todestag von Rudolf H. Wurde von etwa 600 Neonazis mit einem Aufmarsch in Berlin begangen. Sie marschierten mit Reichsfahnen in schwarz-weiss-rot zu Ehren des verstorbenen Hitler-Stellvertreters Hess von Friedrichshain nach Lichtenberg. Etwa 2.300 Polizisten wurden abgestellt, um die Verehrer der Nationalsozialisten vor den Gegendemonstranten zu schützen.
Tausende Berliner versammelten sich friedlich nach einem Aufruf durch Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Bürgerinitiativen zu Kundgebungen und Demonstrationen entlang der Marschroute. Wie immer bei dieser Art von Veranstaltungen, schlug die Stimmung gegen Ende des Marsches um und es flogen Flaschen und Steine. Die Polizei gab bekannt, dass sie 29 Menschen verhaftet hätten und dass sie 45 Ermittlungsverfahren eingeleitet hätten. Sechs Polizeibeamte seien verletzt worden, als rechte und linke Demonstranten aneinander gerieten.
Soviel zu den offiziellen Angaben der Berliner Behörden. Doch mir persönlich stellt sich schon lange die Frage, wie die Behörden so etwas dulden können. Mag sein, dass sich durch den Abstand zu Deutschland und durch die verschwindend geringe Anzahl an Neofaschisten in Portugal, meine Einstellung zu einer solchen Veranstaltung stark von der in Deutschland üblichen Ansicht entfernt hat. Eigentlich hat sich die Einstellung der Menschen in Nord- und Osteuropa geändert und es fällt mir nur so stark auf, weil ich seit 2004 nicht mehr in Deutschland lebe.
Denn in der Geburtsstadt meiner Mutter – Berlin – wie auch in vielen anderen Städten und Gemeinden in den Industrieländern, hat der Nationalegoismus seinen zweifelhaften „Glanz“ wiedergefunden. Populisten verführen die Menschen, indem ihnen eingeredet wird einer „überlegenden Kultur“ eines tugendhaften, hart arbeitenden Volkes anzugehören, dass aber Opfer einer weltweiten Verschwörung ist und von böswilligen Schattenmächten durch „faule, kriminelle und stumpfsinnige Völker, Rassen, Religionsgemeinschaften“ als Sklaven, ersetzt werden soll.
Wie unrealistisch, pathetisch, ja teilweise schon richtig schwachsinnig sich das anhört, merken die Leute die diesen Rattenfängern auf den Leim gehen schon gar nicht mehr. Sie sind dermaßen in ihrer parallelen Realität gefangen, in der immer mehr Spinner sogenannte „Fakten“ hinzuerfinden, um die Verschwörung immer wieder mit „Neuigkeiten“ zu füttern. Dabei geben sie sich als Antikapitalisten, wobei die deutschen Großkonzerne aber meist außen vor bleiben.
Was mich aber beim jetzigem Aufmarsch am meisten gestört hat, war das Verhalten der Polizei. Mir war immer schon klar, dass bei der Polizei viele Anhänger totalitärer, autokratischer und eben rechtsextremer Ideologien sind. Dabei ist das bei weitem nicht das schlimmste. Es ist nämlich auf Befehl von oben, dass die Einsatzkräfte nichts gegen Provokationen, ja oft auch gegen direkte Angriffe der Neonazis auf die friedlichen Gegendemonstranten unternimmt. Bei den Krawallen am Ende der Demo traten wie immer die gewaltbereiten Antifaschisten auf den Plan. Doch meistens verhaftet die Polizei vor allem Leute, die an den Ausschreitungen gar nicht beteiligt sind. Ob es diesmal auch wieder so war, dass werden uns die Teilnehmer in den sozialen Netzwerken und alternativen Medien mitteilen…
Ja, es ist nur ein Bauchgefühl. Ich bin aber nicht der einzige dem auffällt, dass die Rechtsextremen einen gewisse
n Schu
tz genießen. Wie seht ihr das? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

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