Oskar Lafontaine – wikimedia.com CC 0 Creativ Commons |
Oskar Lafontaine nimmt die von ihm mit initiierte Internetaktion #aufstehen gegen Kritiker*innen in Schutz. Er sagt, sie hätte sehr wohl ein Programm und listet dann einen Katalog von Forderungen aus dem Programm der LINKEN auf. Also hätte er gerechterweise sagen sollen: #aufstehen hat ein Programm geklaut.
Thies Gleiss – 28. August 2018
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von AmericanRebel.
Er sagt, #aufstehen hätte 80.000 Registrierte auf der Internetseite und das würde doch beweisen, dass dahinter sehr wohl eine Bewegung stände.
Er hätte gerechterweise sagen sollen: Eine registrierte Bewegung von sich Registrierenden. Nicht ganz papiernen, aber irgendwie doch zweidimensional.
Er sagt, die Kritik, dass die LINKE nicht mitmache, würde doch beweisen, dass das Selbstverständnis von #aufstehen, keine Partei sein zu wollen, richtig sei.
Er hätte gerechterweise sagen sollen, die LINKE macht an dieser Initiative so heftig mit, dass sie leider daran zugrunde gehen droht. Spaltung könnte das genannt werden, oder Operation gelungen, Patient tot.
Und dann sagt er noch das:
“Bleiben noch die selbsternannten „Antikapitalisten“, die sich ein Leben lang damit beschäftigen, anderen vorzuwerfen, sie seien nicht links genug. Sie begnügen sich damit, schöne Papiere zu verfassen, die keinerlei Wirkung haben. Trotz der Schwierigkeiten, die wir kennen, suchen wir im parlamentarischen System einen Weg, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.“
OK, bester Oskar. Ich bin einer dieser „Antikapitalisten“. Ich habe dreißig Jahre lang in der Metallindustrie gearbeitet und meine Kapitalistin durch ein gerechtes Quantum Mehrwert, was sie mir jeden Tag gestohlen hat, reich und glücklich (vielleicht auch nur reich) gemacht. Ich habe in mehr als einem Vierteljahrhundert Betriebsratsarbeit die Kolleg*innen vertreten und ihr Leben manchmal angenehmer gemacht, Kämpfe auch manchmal mit ihnen verloren.
Ich habe auch viele Papiere geschrieben und ein paar mehr gelesen.
Aber du und die meisten deiner Mitstreiter*innen haben nur Papiere geschrieben. Ihr ganzes Leben lang. Bei manchen vermute ich, sie haben mehr geschrieben als gelesen. Und Sitzungen über diese Papiere haben sie gemacht. So viele, dass einer derjenigen, den ihr bestimmt zum Mitmachen bei #aufstehen angequatscht hättet, wenn er noch leben würde, Horst Ehmke, beim Schritt in den Ruhestand gesagt hat, er wolle nie mehr eine Sitzung mitmachen.
Papiere, Papiere und Sitzungen.
Und wo ist jetzt der Unterschied zu den Antikapitalist*innen, die immer nur und so weiter? Wo ist der Unterschied? Oder wolltest du sagen:
Die Antikapitalis*innen habe gute Papiere geschrieben und #aufstehen schlechte, dafür aber in größerer Auflage?
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