Krankenversicherung: Das deutsche System krankt

Pixabay CC0 Public Domain

Immer mehr Privat Krankenverischerte können sich die teuren tarife nicht mehr leisten und müssen in den Notlagentarif wechseln, weil sie nicht zu den öffentlichen Kassen zurück können. Das bestehende System ist zu teuer und ineffektiv.
Von Marco Maier 05-09-2018
Das deutsche System der Krankenversicherung ist ein Desaster und deutlich teurer als beispielsweise jenes Österreichs. Dabei gibt es in der Alpenrepublik nur öffentliche Krankenkassen, während in der Bundesrepublik die privaten Kassen dominieren. Der angebliche Wettbewerb funktioniert augenscheinlich nicht, sondern führt lediglich dazu, dass eine Zwei-Klassen-Gesellschaft existiert. Dies wird auch dadurch deutlich, dass in Deutschland immer mehr privat Krankenversicherte in Sondertarifen mit teilweise massiv verringerten Leistungen versichert sind, wie eine Antwort des Bundesgesundheitsministeriums von Jens Spahn (CDU) auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion verdeutlicht.
Der sogenannte Notlagentarif der Privaten Krankenversicherung für Versicherte mit Beitragsschulden bietet lediglich die Erstattung von Behandlungskosten bei akuten Erkrankungen, Schmerzen, Schwangerschaft und Mutterschaft: 2013 – im Jahr seiner Einführung – waren 93.600 Menschen so versichert, im vergangenen Jahr 106.200. 2009 gab es nach Ministeriumsangaben 38.400 Versicherte im Standardtarif, 2017 dagegen 50.200. Im PKV-Basistarif waren im vergangenen Jahr 31.400 Menschen – 17.900 mehr als 2009. Dadurch werden viele privat Versicherte deutlich schlechter gestellt als jene, die gesetzlich versichert sind.
Zum Vergleich: In Österreich liegt der Dienstnehmerbeitrag bei 3,87 Prozent, der Dienstgeberbeitrag bei 3,78 Prozent, wodurch sich insgesamt ein Beitrag von 7,65 Prozent des Bruttoeinkommens bei einer monatlichen Höchstbemessungsgrundlage von 5.130 Euro ergibt. Und in Deutschland? Da liegt die Höchstbemessungsgrenze nur bei 4.425 Euro im Monat (schont also die Besserverdiener), dafür jedoch liegt der allgemeine Beitragssatz bei 14,6 Prozent (je 7,3 Prozent für Arbeitgeber und -nehmer), bzw. bei 14,0 Prozent (je 7 Prozent) beim ermäßigten Beitragssatz. Bei den privaten Krankenversicherungen in Deutschland sieht es nicht viel anders aus – zu Beginn mögen sie noch billiger sein, im Alter jedoch werden sie immer teurer.
Da fragt man sich, ob nicht eine einzige gemeinsame gesetzliche Krankenkasse für alle Bürger sinnvoller ist. Private Zusatzversicherungen für Extraleistungen könnten dann (ähnlich wie auch in Österreich) durchaus noch möglich sein. Aber die mächtige Versicherungslobby in Deutschland wird dagegen opponieren so lange es nur geht, sollte jemand (wie schon mal die SPD mit der „Bürgerversicherung“) in diese Richtung vorstoßen wollen.
Doch rechnen Sie es sich einmal aus: Was kommt die Versicherten schlussendlich teurer? Eine gesetzliche Krankenkasse, deren Aufwand für Verwaltung & Co vielleicht 3-4 Prozent der gesamten Beiträge ausmachen, oder private Krankenversicherungen die teilweise bis zu 17 Prozent der Beiträge für Verwaltung, Werbung, Prämien für ihre Vertreter und so weiter ausgeben und dafür am liebsten jene Menschen als Kunden nehmen, die zwar Beiträge zahlen aber so wenig wie möglich an Kosten verursachen?

 

 

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*