Russlands Energieexporte: USA droht mit Blockade – Moskau mit Vergeltung

US Fregatte Pixabay CC0 Public Domain

In den USA denkt man über eine Blockade der russischen Energieexporte durch US-Kriegsschiffe auf See nach. Moskau erklärt, dies wäre ein „Kriegsakt“. Eskaliert das Ganze? 
Von Marco Maier – 1. September 2018
Die neokonservative Regierung in Washington lässt offenbar nichts unversucht, um Moskau zu brüskieren und zu provozieren. In einem Interview über Fracking und die Implikationen, die USA weniger abhängig von ausländischen Energiequellen zu machen, sagte Innenminister Ryan Zinke dem „Washington Examiner„, die US-Navy könne Russland daran hindern, die Energieversorgung im Nahen Osten zu kontrollieren.
Die Vereinigten Staaten haben diese Fähigkeit, mit unserer Marine, sicherzustellen, dass die Seewege offen sind, und, wenn nötig, zu blockieren … um sicherzustellen, dass ihre Energie nicht auf den Markt kommt“, sagte Zinke am Freitag um ein Veranstaltung der Verbraucher-Energie-Allianz in Pittsburg.
Die Drohungen kamen, während Russland, Deutschland und andere europäische Partner an der Nord Stream II-Pipeline vorankommen. Etwas, das Präsident Trump wegen der Hebelwirkung Moskaus über Europa vehement ablehnt. Zudem haben US-Regierungsvertreter Sanktionen diskutiert, wenn Russland sich (entgegen der historischen Tradition) entscheidet, mit der Pipeline schmutzig zu spielen, wie man in Washington betont.
Zinke fuhr fort: „Russland ist ein One-Trick-Pony“ (Anm.: also ein Land, welches auf ein Exportgut angewiesen ist) und erklärte, dass Russlands Fähigkeit, Energie zu verkaufen, für sein wirtschaftliches Überleben von größter Bedeutung ist. „Ich glaube, der Grund im Nahen Osten ist, dass sie Energie wie in Osteuropa vermitteln wollen, dem südlichen Bauch Europas“, sagte er.
Während sich Russland auf Bitte der syrischen Regierung seit 2015 in Syrien militärisch engagiert, hat der Westen Moskau schon lange beschuldigt, eine permanente Präsenz im Nahen Osten zu suchen, um den Zugang zu Öl und Gas sicherzustellen. Etwas, was Amerikaner, Briten und Franzosen seit über hundert Jahren tun und dafür Regime-Changes durchführten und was Russland angesichts der eigenen großen Kohlenwasserstoffreserven eigentlich auch gar nicht nötig hat.
Dabei sind Moskau und Teheran enger zusammengewachsen, da beide unter aggressive US-Sanktionen geraten und internationalen Pariah-Status erlangt haben. Innenministerin Zinke erklärte die Situation im Iran: „Wie werden Sie im nationalen Sicherheitsbereich mit dem Iran umgehen?“, fragte Zinke. „Nun, es gibt zwei Möglichkeiten.“ Und zwar: „Da ist die militärische Option, die ich lieber nicht hätte. Und es gibt die wirtschaftliche Option“, sagte er. „Die wirtschaftliche Option für Iran und Russland ist mehr oder weniger die Nutzung und Ersetzung von Kraftstoffen.“ Er fügte hinzu: „Wir können das, weil … die Vereinigten Staaten der größte Produzent von Öl und Gas sind.“
Verständlicherweise provozierten Zinkes Äußerungen eine wütende Reaktion Moskaus, die eine mögliche Seeblockade mit einem „Kriegsakt“ gleichsetzte. „Eine Blockade der USA von Russland wäre gleichbedeutend mit einer völkerrechtlichen Kriegserklärung“, sagte der russische Senator Alexej Puschkow, als er Zinkes Worte kommentierte. Russland exportiert derzeit keine Energie in den Nahen Osten, der selbst eine wichtige Ölexport-Region ist. Die ganze Idee sei ein „absoluter Unsinn“, argumentierte der Senator.
Vor allem jedoch wäre Moskau so quasi gezwungen, die eigenen Tanker – die z.B. auch Öl nach China und Südostasien transportieren – mit Kriegsschiffen zu schützen und so gegebenenfalls eine militärische Auseinandersetzung herauszufordern, weil die Amerikaner derart provokativ vorgehen. Nicht zu vergessen, dass Washington dann (von den Westmedien unterstützt) behaupten würde, die Russen hätten angefangen, was so einfach nicht stimmen würde. Aber wer die Unterstützung der Presse hat, braucht sich um Wahrheit oder Lüge nicht zu kümmern – sie werden ihre Propaganda verbreiten können ohne auf große Widerstände zu stoßen.

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