Der ohnehin von vielen Seiten erwartete Krieg zwischen den USA und China könnte sich an Taiwan entzünden. Washington lässt keine Provokation unversucht – und Taipeh zündelt mit.
Marco Maier – 7. Dezember 2018
Schon seit Jahren kommt es zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Volksrepublik China immer wieder zu Konflikten. Einerseits wegen der Südchinesischen See, in der die Amerikaner auf die „Freedom of Navigation“-Akte der Vereinten Nationen pochen, die Washington zwar unterschrieben aber nicht ratifiziert hat, andererseits aber auch wegen Taiwan. Immerhin machen die Amerikaner immer wieder deutlich, dass sie die international weitestgehend nicht anerkannte Inselrepublik (die von Peking als „abtrünnige Provinz“ betrachtet wird) als eigentlichen politischen Vertreter Chinas haben will und nicht die Kommunisten in Peking.
Nachdem die Amerikaner nun wieder einmal mit Kriegsschiffen durch die Taiwan-Straße geschippert sind, die eigentlich als chinesisches Staatsgebiet gelten, durch die de-facto-Teilung des Landes jedoch sowohl von Peking als auch von Taipeh beansprucht wird, und die Taiwanesen mit scharfer Munition Schießübungen nahe der von beiden Chinas beanspruchten Spratly Islands abhielten, wird die Lage immer kritischer. Hinzu kommt, dass (von Amerikanern finanzierte) nationalistische Kräfte in Taiwan die „Ein-China-Politik“ öffentlich infrage stellen und von der Regierung die Abkehr der seit Jahrzehnten geltenden Doktrin verlangen. Sollte dies geschehen, wäre eine Invasion „Rotchinas“ auf der Insel die logische Konsequenz.
Hätten Trumps Vorgänger Obama, Bush und Clinton hier wohl eher nicht militärisch reagiert, so sieht es bei der derzeitigen Neocon-Truppe im Weißen Haus und im Kapitol ganz anders aus. Bedenkt man zusätzlich, dass der Nationale Sicherheitsberater von Donald Trump, John Bolton, sehr enge Beziehungen nach Taiwan hat, wird es noch kritischer. Nicht zu vergessen die Ansicht der Pentagon-Strategen, wonach die USA nur noch wenige Jahre Zeit haben, bevor die Volksrepublik militärisch so hochgerüstet ist, dass es für die Amerikaner faktisch unmöglich sein wird, in einem militärischen Konflikt mit Peking einen Sieg davonzutragen. Das ist eine gefährliche Mischung.
Wir befinden uns an der Schwelle zu einer großen militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und China. Sie wird sich weniger an der Lage im Südchinesischen Meer entzünden, sondern vielmehr in Bezug auf Taiwan. Das „Drehbuch“ dazu ist ganz einfach: Im Idealfall für Washington erklärt sich Taiwan (Dank der subversiven Arbeit der CIA) zu einem zweiten chinesischen Staat und brüskiert somit direkt Peking, welches mit dem Status Quo eigentlich kein wirkliches Problem hat. Mit etwas „Glück“ wird dann während der chinesischen Invasion auf Taiwan noch ein Kriegsschiff Südkoreas und/oder Japans versenkt, was diese Länder mitziehen würde und dann kommen die Amerikaner auch nach China als „Befreier“ – nachdem sie große Teile der Industriezentren dort in Schutt und Asche gelegt haben.
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