VW im „Auge des Sturms“ – Hafenarbeiter in Emden solidarisch mit portugiesischen Kollegen

Hafen von Setúbal, Portugal - Bild von Bruno Morão CC BY-SA 2.0

Der Streik der Hafenarbeiter in Portugal, der das dortige VW-Werk „Autoeuropa“ in Bedrängnis brachte, bekommt jetzt Unterstützer von unerwarteter Seite. Ein von VW-Arbeitern mit 2.000 Fahrzeugen beladenes Schiff wird im Zielhafen Emden nicht entladen und auch die in Palmela benötigten Motoren werden nicht nach Portugal verschifft…

Rui Filipe Gutschmidt – 10. Dezember 2018

Die deutschen Hafenarbeiter in Emden sind solidarisch mit ihren Kollegen, die im portugiesischen Setúbal für anständige Arbeitsverträge und ihre Rechte streiken. Von allen Unternehmen, die unter besagtem Streik zu leiden haben, ist Portugals VW-Werk Autoeuropa am meisten betroffen. Genau genommen ist sogar der VW-Konzern an sich von den Hindernissen im Hafen von Setúbal betroffen und das Werk schickte 30 Autoeuropamitarbeiter um ein Schiff mit 2.000 von insgesamt 8.000 Fahrzeugen für den deutschen Markt zu beladen.

Das Autoeuropa-Werk in Portugal wird am 9. und 22. Dezember Schichten ausfallen lassen und hat auf Grund fehlender Motoren einen erzwungenen Betriebsurlaub vom 23. Dezember 2018 bis 3. Januar 2019 angekündigt. Doch es könnte schlimmer kommen. Denn die Hafenarbeiter in Emden weigern sich unter anderem, die 2.000 nach Deutschland verschifften Autos abzuladen.

Die internationale Vereinigung, der die Hafenarbeiter angehören, hat an die Arbeiter des Autoterminals und von VW im Hafen vom Emden appelliert, damit diese mit den Kollegen in Portugal solidarisch sind. Das Entladen des als “Geisterschiff” bezeichneten Frachters “Paglia” geschah unter großen Schwierigkeiten. Doch es kommt noch schlimmer. Die aus Polen und Deutschland stammenden Motoren und andere Teile für die in Portugal produzierten Modelle T-Roc, Sharan und SEAT Alhambra unabdingbar sind, werden ebenfalls nicht von den sich solidarisierenden Hafenarbeitern in Emden verschifft.

Für Portugals Wirtschaft ist das Werk in Palmela extrem wichtig. Autoeuropa war 2017 für 3,4 Prozent des portugiesischen Exports verantwortlich, doch für 2018 hat das Unternehmen seine Produktion fast verdoppelt, woraus sich eine Erhöhung des Anteils an Portugals Export auf 6,6 Prozent ergäbe. Doch da auch andere Sektoren der portugiesischen Exportwirtschaft kräftig wachsen, liegt der Prozentsatz bei nur rund 5 Prozent. Mit 140.000 produzierten Fahrzeugen in diesem Jahr hat man bereits jetzt einen neuen Rekord in dem VW-Werk aufgestellt, aber mit all dem Gegenwind, der auch einen Streik im Unternehmen selbst diesen Sommer beinhaltete, ist das geplante Ziel von 250.000 Fahrzeugen kaum noch zu erreichen.

Arbeitsverträge, Arbeitnehmerrechte, anständige Löhne und Gehälter

In ganz Europa sollte es gleiche Rechte, einheitliche Bezahlung, Steuern, Sozialabgaben und soziale Absicherung durch Staaten, Länder und Kommunen geben. Warum gehen die Menschen in ein anderes Land, verlassen Freunde, Familien, die gewohnte Umgebung und sogar die Liebe ihres Lebens? Ein Grund mag ja Abenteuerlust sein oder man will seine Kenntnisse erweitern. Der Hauptgrund hierfür ist aber meist die Suche nach besser bezahlter Arbeit und anständigen Lebensbedingungen. Ein geeintes Europa, muss Wohlstand, soziale Rechte, einheitliche Einkommen, Preise, Steuern und Sozialabgaben für ALLE Bürger haben.

Streiks, Demos, erstarken von Poplisten und Extremisten, zunehmende soziale Unruhe und auch eine Zunahme der Gewalt, zeigen wie weit unsere Regierungen davon entfernt sind ihre Pflicht zu erfüllen – Für das Wohl der Menschen zu sorgen, die in den ihnen anvertrauten Verwaltungsgebieten leben. Wenn nur für das Wohl der Unternehmen regiert wird, so wichtig diese auch sein mögen, und solange die Rolle der Wirtschaft nicht wieder an ihren Platz zurückkehrt, an dem sie für die Menschen da ist, wird sich die Lage weiter zuspitzen.

Die Politik dient der Gesellschaft und der Wirtschaft, diese wiederum wird von und für die Menschen gestaltet. Die Politiker haben dafür zu sorgen, dass das auch funktioniert! So sollte es zumindest sein und wir alle sollten uns daran erinnern und unseren Teil dazu beitragen.

1 Kommentar

  1. Erfreulich!
    Ich hatte schon befürchtet, die letzten Reste der internationalen Solidarität der Arbeiter seien weggeschmolzen. Aber der Solidaritätsstreik der Hafenarbeiter in Emden für die Kollegen im 3000 km entfernten Setúbal macht Hoffnung!

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