Der VW-Konzern hat sich erst letztens in Portugals innere Belange eingemischt. Dabei beklagten die Wolfsburger, dass durch die Streiks der Hafenarbeiter ihre Produktionsziele nicht erfüllt wurden. Doch stimmt das auch?
Rui Filipe Gutschmidt – 5. Januar 2019
“Der Standort des Werks in Portugal ist ernsthaft gefährdet…”, hieß es aus Wolfsburg, als die Hafenarbeiter in Setúbal streikten und die Kollegen in Emden aus Solidarität ebenfalls das Be- und Entladen von Containern des VW-Konzerns verzögerten.
Portugals Nachrichtenagentur LUSA gab bekannt, dass die Arbeit in dem Werk am Freitag, nach der Zwangspause (22. Dezember 2018 – 4. Januar 2019), wiederaufgenommen wurde und dass diese Unterbrechung nichts mit dem Streik der Hafenarbeiter zu tun gehabt hätte. Der wahre Grund seien Probleme bei einigen Zulieferbetrieben, weswegen es zu Engpässen bei den Benzinmotoren gekommen sei.
Die Krise der Hafenarbeiter im Streik wurde inzwischen überwunden, aber das nur im Hafen von Setúbal, wo der Streik total war. In den anderen Häfen werden die Überstunden bestreikt, da die prekären Arbeitsverhältnisse wie ein Krebsgeschwür den Arbeitsmarkt vergiften. Das Phänomen der Zeitarbeitsfirmen und des Neoliberalismus in der Arbeitswelt ist natürlich nicht nur in Portugal zu einem nicht länger zu ertragenen Problem geworden, sondern sucht die Industrieländer der ganzen Welt heim.
Autoeuropa konnte nach dem Deal jedenfalls noch 13.000 Fahrzeuge in Setúbal verschiffen. In diesem Hafen stehen noch 1.500 und auf angemieteten Parkplätzen (vor allem auf dem Luftwaffenstützpunkt Montijo) weitere 8.000 Autos zum Ausliefern bereit.
Ob die Drohungen von VW jetzt maßgeblich für die Vereinbarung verantwortlich war, ist umstritten. Die Regierung sagte, dass die schrittweise Übernahme der Arbeiter in die Reihen der Operestiva und der Setulsete bereits beschlossen war, als aus Wolfsburg die Regierung Portugals “in die Pflicht genommen” wurde. Doch bei all dem Gejammer von “wir können unsere Autos nicht verschicken” und dem Geheul von “Layout weil wir kein Material bekommen”, hat das portugiesische Werk 2018 Rekordzahlen geschrieben.
Laut den Zeitungen SOL und I, haben die Autobauer ihr Ziel von 240.000 Fahrzeugen 2018 nur knapp verfehlt. Mit 224.000 haben sie die Produktion im Vergleich zu 2017 mehr wie verdoppelt (ein Plus von 103 Prozent) und sie schrieben somit absolute Rekordzahlen. Man kann also getrost davon ausgehen, dass in Wolfsburg niemand ernsthaft den Standort nach Spanien oder gar nach Marokko verlegen will. Das ganze Geschrei ist demnach nur der Auftakt für kommende Verhandlungen mit den Gewerkschaften, die in einem Wahljahr – wie es 2019 in Portugal nun einmal eines ist – besonders aggressiv sein können. Am Ende sind die Wirtschaftsmanager schon fast Politiker und umgekehrt….
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