Zweite Heilung bei HIV – Werden falsche Hoffnungen geweckt?

Bereit zur Blutabnahme - Bild von Wheeler Cowperthwaite, Flickr.com CC BY 2.0

Der als „Londoner Patient“ bezeichnete Brite wurde neben HIV auch wegen Leukämie behandelt. Die Rückenmarktransplantation stammte von einem Spender der eine äußerst seltene Mutation aufweist, die ihn gegen HIV immun macht. Schon 2010, als der erste Fall in Berlin bekannt wurde, weckte dies schon einmal falsche Hoffnungen bei unzähligen Infizierten zum Teil mit verheerenden Auswirkungen. Diesmal sollte klar gestellt werden, dass man noch weit von einem Heilmittel entfernt ist.

Rui Filipe Gutschmidt – 6. März 2019

Die britische Zeitschrift Nature veröffentlichte am Montag den Fall des „Londoner Patienten“, der, wie schon bei ersten HIV-Heilungserfolg, Timothy Ray Brown, einer Knochenmarktransplantation unterzogen wurde, um die Leukämie zu behandeln, an der er litt. Doch die Ärzte sind eher vorsichtig und meinen, dass es zu früh sei, um den Patienten offiziell für geheilt zu erklären.

Die Transplantation fand vor drei Jahren statt, und der Patient ist bereits seit 18 Monaten ohne antiretrovirale Medikamente. Seitdem hat kein Test die Anwesenheit von HI-Viren gezeigt.

Timothy Ray Brown war der erste erfolgreiche Fall bei der Heilung von HIV. Der als „Berliner Patient“ bekannt gewordene Timothy Ray unterzog sich 2007 ebenfalls einer Transplantation und auch hier hatte der Spender eine genetische Mutation im CCR5-Protein, wodurch die Person gegen HIV resistent wird. 2010 wurde er als geheilt der Presse präsentiert und viele übertriebene Schlagzeilen verschwiegen die Besonderheiten dieses Falles, der diese Heilung so einzigartig machte.

Na gut, fast einzigartig, denn wir haben nach neun Jahren einen zweiten Ausnahmefall. Diesmal sollten sich aber Bild und Co mit Schlagzeilen wie „AIDS ist heilbar“ oder „Heilmittel zum greifen nah“ zurückhalten. Denn 2010 dachten die Menschen tatsächlich, dass es bald ein Heilmittel für alle geben würde. Manche wurden unvorsichtiger bei der Einnahme der Medikation, andere beim Schutz vor der Infektion. Besonders pervers aber war die Reaktion einiger Versicherer und Rentenkassen, die Infizierten, egal wie stark der Körper unter dem Virus und der Medikation schon gelitten hatte, eine Berufsunfähigkeitesrente ablehnten, weil „AIDS ja bald heilbar sein wird und somit keine permanente Inkapazität vorliege…“

Im Laufe der Jahre wurde oft versucht, Patienten mit einer Knochenmarktransplantation zu heilen, aber das Virus kehrt immer wieder zurück. Ja, die Mediziner haben ein paar neue Erkenntnisse. Nicht mehr und nicht weniger. Also alle mal kräftig auf die Euphoriebremse treten, dem Glückspilz gratulieren und die Forscher weiter ihre Arbeit machen lassen.

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