„Sag mir, wen du nicht kritisieren kannst, und ich werde dir sagen, wer dein Herr ist“. (Voltaire)
Etwas Negatives über Israel zu sagen, ist seit langem die dritte Schiene der US-Politik und der Medien. Israel ist die heiligste Kuh unserer Nation. Jede Infragestellung seines Verhaltens führt zu wütenden Vorwürfen des Antisemitismus und in beruflicher Hinsicht in die Vergessenheit.
Eric Margolis – 11. März 2019
Mit freundlicher Genehmigung von www.antikrieg.com
Ich habe in meinem Bücherschrank ein warnendes Buch mit dem Titel „They Dared Speak Out“ (Sie wagten es auszusprechen > LINK [englisch]), geschrieben von US-Senatoren und Kongressabgeordneten, die alle ihre Positionen verloren haben, nachdem sie Israel wegen seiner Misshandlung von Palästinensern getadelt haben oder es gewagt haben zu behaupten, dass Israel viel zu viel Einfluss in den USA hat.
Journalisten lernen dieses erste Gebot sehr früh. Kritisiere oder hinterfrage Israel auf eigene Gefahr. Bis vor kurzem durften wir Journalisten nicht einmal schreiben, dass es eine „Israel-Lobby“ gab. Diese galt weithin als Washingtons mächtigste Lobbygruppe, aber bis vor kurzem war es ernsthaft verboten, ihren Namen zu nennen.
Nun haben die jungen demokratischen Stars Tulsi Gabbard, Kamala Harris, Alexandria Ocasio-Cortez und eine temperamentvolle Kongressabgeordnete aus Minnesota, Ilhan Omar, plötzlich das Tabu gebrochen und gesagt, was nicht gesagt werden durfte: Es gibt zu viel rechtsextremen israelischen Einfluss und es muss Gerechtigkeit für Palästina geben.
Die Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und Elizabeth Warren sind herbeigeeilt zur Verteidigung von Ilhan Omar gegen die üblichen Anschuldigungen, dass sie antisemitisch sei. Ebenso wie schwarze Gruppen und kleinere liberal-jüdische Gruppen. Die Demokratische Partei, die einst die Hälfte ihrer finanziellen Unterstützung aus jüdischen Quellen erhielt, ist durch die Palästina-Krise stark gespalten. Die alte Garde zieht sich zurück und weiß nicht, was sie tun soll, außer die ketzerische Frau Omar heftig anzuprangern. Die Spaltung der Demokratischen Partei kommt gerade zu einem Zeitpunkt, an dem sie versucht, Präsident Donald Trump zu Fall zu bringen.
Viele Menschen scheinen noch nicht mitbekommen zu haben, dass der Islam heute die drittgrößte Religion Amerikas ist und bald die Zahl der Juden übertreffen könnte. In Kanada sind Muslime bereits die zweitstärkste Religion.
Ilhan ist nicht antisemitisch. Ich bin in New York und New England aufgewachsen, wo bösartiger Antisemitismus in reichlichem Ausmaß anzutreffen war. Ich erkenne echten Antisemitismus, wenn ich ihn sehe. Aber sie hat völlig Recht damit, wenn sie behauptet, dass riesige Mengen an pro-israelischem Geld den Kongress und die Medien gekauft haben.
Sheldon Adelson, der pro-israelische Casino-Tycoon, hat der Republikanischen Partei und ihren Führern weit über 100 Millionen Dollar gegeben. Dieses Geld stammt aus dem legalen Glücksspiel, einer Krankheit, die auf Kosten von Süchtigen und Unglücklichen lebt.
In den 1700er Jahren definierte Dr. Samuel Johnson Lotterien und Glücksspiele zutreffend als „eine Steuer auf Narren“. Dies ist die Quelle von Adelsons Milliarden und seinem Einfluss auf den politischen Prozess der USA. Er ist auch der führende Geldgeber von Israels Premierminister Benyamin Netanyahu, der jetzt mit schweren Anschuldigungen wegen Korruption konfrontiert ist.
Interessanterweise steht Großbritannien vor einem ähnlichen politischen Sturm. Die linksgerichtete Labour Party unter der Führung von Jeremy Corbyn hat Gerechtigkeit für die Palästinenser und einen lebensfähigen Staat für sie gefordert. Großbritanniens proisraelische Gruppen und Medien haben wütende Gegenangriffe auf Corbyn und seine Verbündeten gestartet und sie mit falschen Anschuldigungen, antisemitisch zu sein, bombardiert. Das ist völliger Unsinn. Um echten Antisemitismus in Großbritannien zu finden, muss man in die Nischen der Konservativen Partei schauen. Ich habe seine hässliche Fratze gesehen.
Israels brutale Unterdrückung der Palästinenser hat in ganz Europa bittere anti-israelische Gefühle ausgelöst. Nicht so sehr in Amerika, wo sich die Medien weit auf Israels Seite lehnen und evangelikale Christen in den Schwindel hineintheatert wurden, zu glauben, dass ein Großisrael irgendwie notwendig ist für die Wiederkunft ihres Herrn.
Aber junge Amerikaner und noch mehr Europäer vernehmen zunehmend den Ruf nach Gerechtigkeit für Palästina. Sie wollen nichts zu tun haben mit den israelischen Rechten, die viele linksgerichtete Israelis, darunter der verstorbene große Schriftsteller Uri Avnery, als „Faschisten“ bezeichnen.
Der vorausschauende und mutige Pat Buchananan sagte es schon vor Jahren: Der US-Kongress war „ein von Israel besetztes Teritorium“. Seine politische Karriere war ruiniert.
Die Karriere meiner Mutter auch. Sie war eine der ersten amerikanischen Journalistinnen, die in den frühen 1950er Jahren über den Mittleren Osten berichtete. Nachdem sie ausführlich über die unbekannte Tatsache berichtet hatte, dass fast eine Million palästinensische Flüchtlinge aus dem neuen Staat Israel vertrieben wurden, wurde sie von Werbeagenturen zum Schweigen gebracht, die Anzeigen aus den Zeitungen abzogen, für die sie schrieb, und schließlich mit der Drohung, mir Säure ins Gesicht zu schütten. Ihre Karriere war ruiniert.
Also sage ich zu Frau Omar und zu den anderen tapferen Frauen: macht weiter mit Vollgas! Scheißt auf die Torpedos! Tut, was gut ist für die Welt und für euer Land“ Brecht den Zugriff des großen Geldes über unsere Republik!
erschienen auf > www.ericmargolis.com
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