Der 8. März ist internationaler Weltfrauentag. Der ursprünglich im Kommunismus entstandene Gedenktag nimmt heute die Form eines Protesttags an, wobei mit Demonstrationen und Streiks für die immer noch nicht erreichte Gleichberechtigung gekämpft wird. Hier ein paar Gedanken aus unserer typisch internationalen Sicht hierzu.
Rui Filipe Gutschmidt – 12. März 2019
Die Frauenrechtsorganisationen gingen dieses Jahr unter dem Slogan „Wenn wir streiken, steht die Welt still“ auf die Straße. In Deutschland wollten tausende Frauen an diesem Internationalen Frauentag die ganze Republik lahmlegen. Es ist ein Kampf gegen ungerechte Arbeitsverhältnisse, für mehr Lohn und bessere Kinderbetreuung. In Hamburg erklärte Clara Ihring vom Organisationsteam des Hamburger Bündnisses zum internationalen 8. März den Kollegen der Zeit Online in einem Interview die Objektive von diesem Streik.
Doch ich bin ziemlich enttäuscht von dem Interview, beziehungsweise von der Einstellung der Hamburger Feministinnen. Schon die Tatsache, dass sie keine Männer in ihrem Marsch dulden wollen ist ein klares Zeichen der Spaltung. Aber jetzt mal ehrlich, Männer dürfen auf der Kundgebung dabei sein um „Dienstleistungen zu übernehmen? Kaffee kochen, Kinderbetreuung, Essen vorbeibringen? Das, liebe Clara, ist keine Gleichberechtigung, sondern die Umkehr der aktuellen Verhältnisse und somit eine Diskriminierung des Mannes. Das Ziel sollte die Gleichberechtigung sein und nicht der Wechsel vom Patriarchat ins Matriarchat. Kein Wunder, dass in Deutschland die Rechtspopulisten mit dem Schlagwort „Genderwahn“ trumpfen können, da eine ernsthafte Debatte – zumindest mit solchen Leuten – nicht möglich scheint.
Portugal thematisiert Gewalt gegen Frauen und hohe Feminizidrate (Frauenmorde)
In Portugal kommt der Weltfrauentag gerade zu einem Zeitpunkt an dem das Land durch eine extrem hohe Anzahl an Frauenmorden unter Schock steht. Bis heute wurden 2019 bereits 14 Frauen im häuslichem Bereich ermordet. 2018 waren es 28, 2017 starben 20 Frauen und zwischen 2004 und 2018 fielen insgesamt 503 Frauen häuslicher Gewalt zum Opfer. Dabei ist das Thema schon lange im Gespräch und es wird auch viel getan. Das Problem löst sich aber nicht durch Gesetze, Frauenhäuser, Annäherungsverbote oder gar härtere Strafen alleine. Die Mentalität muss sich ändern, was ja bekanntermaßen ein langwieriger Prozess ist.
Dabei gibt es aber auch noch andere Gründe, die Frauen zu leichten Opfern machen und die von den Frauenrechtsorganisationen in Portugal ebenfalls eingefordert werden. Die ungleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit, die Diskriminierung bei der Vergabe von gut bezahlten Jobs oder bei der Beförderung in Führungspositionen. Noch immer ist die Frau für die Erziehung der Kinder, die Hausarbeit, den Einkauf und die Haushaltskasse zuständig. Die meisten arbeitenden Frauen sind entweder alleinstehend oder ihre Arbeit wird zu einem „Zubrot“ degradiert.
So kommt es auch oft zu einer finanziellen Abhängigkeit, die wiederum eine Unterwürfigkeit hervorruft. Eine tief verwurzelte kulturelle Rückständigkeit ist die Quelle dieses Übels, wobei kulturelle Eigenheiten an sich, wie spezifische Kleidung für Frauen oder Männer und selbst die traditionelle Rollenverteilung, die allerdings von Kulturkreis zu Kulturkreis unterschiedlich ausfällt, nichts schlechtes sein müssen. Die Portugiesinnen, wie auch die Spanierinnen zeigen uns, dass es am wichtigsten ist, den Fokus auf zentrale Punkte zu richten und Prioritäten zu setzen.
Die Gewalt im häuslichen und familiären Bereich oder in der Partnerschaft, ist ein Mittel der Macht, nicht Liebe. Dieser Wunsch, andere Menschen zu kontrollieren, zu dominieren bedient sich der „Tradition“, „Kultur“, gesellschaftlicher Regeln und natürlich der Religion, um Frauen in einer unterwürfigen Position zu halten.
Aber auch körperliche und psychische Gewalt sind eine Form der Unterdrückung, wobei der Begriff „häusliche Gewalt“ selbstverständlich nicht nur von Männern gegen Frauen bezeichnet, sondern jede Form des gewaltsamen Machterhalts innerhalb einer Wohngemeinschaft, meist in familiären oder familienähnlichen Strukturen. Aber, je nach Kulturbereich, etwa 70 bis 90 Prozent der Gewalt ist von Männern gegen Frauen.
So muss meiner Meinung nach zuerst am gegenseitigen Respekt in Partnerschaft, Familie, Arbeit und im gesellschaftlichem Zusammenleben gearbeitet werden. Dazu muss Bildung im Vordergrund stehen, bei der den Kindern klar beigebracht wird, dass trotz aller Unterschiede, die wir Menschen körperlich, kulturell und psychisch aufweisen, alle Menschen die gleichen RECHTE haben.
Dinge wie „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, Chancengleichheit bei der Jobvergabe oder bei der beruflichen Karriere sind in einer Gesellschaft die Unterschiede toleriert und die gleichzeitig die Rechte aller Menschen gleichsam respektiert. Wobei dies als Teil der Universellen Deklaration der Menschenrechte längst von fast allen Regierungen der Welt anerkannt wurde. Es ist aber leider auch Fakt, dass sich kaum ein Land darum schert, was bei den Vereinten Nationen nach dem II. Weltkrieg unterzeichnet wurde.
Gerade jetzt, wo wir den Neoliberalismus, Ultrakapitalismus und populistische Formen des Nationalismus und Konservativismus als sowohl dominierende wie auch zerstörerische Kräfte erleben, sehen sich demokratische Kräfte einmal mehr gezwungen den Kampf für eine Umsetzung der Menschenrechte aufzunehmen. Eine Ergänzung, um Tier- und Umweltschutz zu gewährleisten wäre wünschenswert. Frauenrechte oder eine klare Gleichberechtigung sind, wie gesagt, eine Frage der und des Mentalitätenwandels. Wenn jeder Mensch FREI ist, um eine Wahl zu treffen, wie sie oder er leben möchten, dann kann man auch religiöse oder gesellschaftliche Regeln akzeptieren, in denen die Frauen sich voll-verschleiern, sich Tonteller in die Unterlippe schieben oder ihren Hals mit Messingringen immer weiter in die Länge ziehen.
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