Rui Filipe Gutschmidt – 30. Dezember 2019
Die Kunst ist immer eine relative Angelegenheit. „Kunst ist, was gefällt“, so oder so ähnlich. Clichés zum Thema Kunst und Künstler gibt es genug, was aber ist da dran? Hier ein paar Erläuterungen zum Thema…
Was ist Kunst? Eine Frage, die seit dem „Erwachen des Geistes“ der Hominiden (nicht nur des Homo Sapiens) immer wieder gestellt wurde und wird. Die Antwort? Hmm… wie viele Menschen gibt es, gab es, wird es noch geben? Genau so viele Antworten, also Meinungen, gibt es dazu. Ist auch nicht weiter schwer zu verstehen, geht es dabei doch darum, das Wesen des Künstlers zu zeigen. Jeder interpretiert dieses „Wesen“ anders, jeder sieht die Welt die ihn umgibt mit anderen, seinen eigenen (falls vorhanden und funktional) Augen, vor allem aber zeigt der Künstler jedesmal eine andere Facette seiner selbst. Wobei natürlich Kunst nicht ausschließlich visueller Natur ist, sondern durch und durch alle Sinne anzusprechen vermag und auch trans-dimensional agiert, wenn wir beim Lesen beispielsweise unsere eigenen Welten in unserer Vorstellungskraft – auch Phantasie genannt – kreieren.
Einer dieser Künstler ist mein guter Freund der Hobby-Maler Edgar Schülter (siehe Bild oben), der regelmäßig an der Einstellung und Bewertung der Menschen verzweifelt, vor allem seit dem er seine Bilder auf eBay versteigert. Die Landschaftsbilder, die er zu diesem Zweck malt, mögen auf den ersten Blick ein kommerzielles cliché bedienen, aber er malt seine Aquarelle im impressionistischem Stil, weil er es mag, weil er es kann und weil es ihm gut tut. Da ist sie wieder, die Definition der Kunst. Seine melancholische Art spiegelt sich in den Landschaften aus seiner Erinnerung wieder, die er impressionistisch und mit autodidaktisch angeeignetem Können zu Papier – wahlweise auch mit Ölfarben auf Leinwand – bringt.
Was Eddy, wie ich ihn nenne, und alle die den Impressionismus als Kunstform bevorzugen, zum Ausdruck (=Expression) bringen, sind ihre Eindrücke (=Impressionen), von einer Welt, die zu retten sich lohnt. Natürlich verfolgt mein Freund auch das Ziel, sich mit seinen Bildern für den Schutz von Umwelt und Natur einzusetzen, selbst wenn er nur gestresste Stadtbewohner daran erinnert, wie schön die Natur ist und dass sich diese Schönheit zu erhalten lohnt. Denn solche wunderschönen Landschaften soll es auch in Zukunft noch geben.
Nun ist Eddy gewiss kein Monet und wir leben in einer anderen, einer hektischen Zeit, in der Geld verdienen ein Muss ist und in der man Dinge bezahlen muss, die man vor 150 Jahren noch nicht brauchte, ohne die man aber irgendwie nicht mehr Leben kann. Aber im Grunde haben Eddy und Monet das gleiche Problem. Ohne Moos, nix los! Also auch der gute Edgar muss seine Bilder meistbietend (habe den Ausdruck nie ganz verstanden, denn schließlich bekommt der Bieter mit dem höchsten Gebot immer den Zuschlag! Wieso also das überhaupt noch extra erwähnen?) versteigern, um so zumindest seine Ausgaben, obgleich eher gering, abzudecken.
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Brotlose Kunst!?!
Ach ja, das cliché des armen Künstlers, der seine Bilder in pariser Straßencafés an wohlhabende „Bürger“ – sprich der Bourgeoisie – für ein paar Franc verscherbelt, um damit seine Miet- und sonstige Schulden zu begleichen und eine Nacht lang gewissen Lastern zu frönen…. Diese romantisch anmutende Lebensart brachte so manchen Künstler ins leider allzu frühe Grab und machte, besagten „Bürger“ denn auch zum Millionär, noch bevor das erste Gras auf besagtem Grabe wuchs.
Vergleichen wir die Zeit in der Monet malte, Marx und Engels schrieben und Schiller dichtete, dann ergeben sich Gemeinsamkeiten mit unserer heutigen, nicht minder ungerechten Zeit. Oh ja, sicher gab es jede Menge Aufstände, Revolten, Revolutionen und vor allem DIE OKTOBER-REVOLUTION, aber eben auch Reaktion und Restaurationen, Konterrevolutionen und letztlich eben auch eine Mauer, dessen Einsturz zwar von (fast) allen begrüßt wurde, aber dessen Folgen eben auch einen großen Rückschritt in Sachen soziale Gerechtigkeit und Demokratie bedeuteten.
Also sind der klassische Ultrakapitalismus des 19. Jahrhunderts und der heutige Neoliberalismus sowas wie Großvater und Enkel, in deren Mitte sich Vater Faschismus als „volksnah“ ausgab und doch nur die Industriellen, den Geldadel und die „Goldfasane“ wie sie Wolfgang Honold-Sacoto in seinem E-Book „Humor schafft Abstand zu den Nazis“ nennt, bediente und die Kluft zwischen Arm und Reich wieder so weit auseinanderklaffen ließ wie es vor der letzten Revolution war.
Die Kunst der Künstler war es schon immer, sich zwischen freiem künstlerischem Schaffen und dem „Gefallen des Geldgebers“ zu bewegen. Letztlich ist es nicht weniger Kunst, nur weil etwas einem kommerziellen Zweck dient, also zum verkaufen gedacht ist. Aber ein Künstler, der bei seinem Schaffen immer denken muss „hoffentlich gefällt das dem Publikum, dem Auftraggeber, dem… „Bürger“, ist nicht wirklich frei. Daher sollte sich die Gesellschaft – ja, liebe Leser, das sind WIR ALLE – doch mal überlegen, ob wir lieber eine beeinflusste, eingeschränkte und manipulierte Kunst wollen oder ob wir nicht lieber das freie Schaffen unterstützen sollten.
Letzteres kann – was auch teilweise geschieht – vom Staatshaushalt im Budget des Kultusministeriums unterstützt werden. Das ist aber immer recht undurchsichtig und man hat das Gefühl, dass immer die gleichen Leute unterstützt werden. Gesellschaftskritik oder gar, Gott bewahr, Kritik an Regierung, Kirche oder dem Kapitalismus als herrschendes System, ist unerwünscht. Aber immerhin gibt es in Europa noch etwas staatlich bezuschusste Kultur, was in vielen Ländern nicht der Fall ist. Doch letztlich kann nur das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wirklich Abhilfe schaffen. Es ist schon lange überfällig, da durch technologischen Fortschritt, vor allem aber durch Billiglohnkonkurrenz in einer globalisierten Wirtschaft nur noch hochqualifizierte und dennoch stark unterbezahlte Arbeitsplätze hierzulande übrig bleiben.
Die alte Leier vom „Sozialschmarotzer“ ist längst widerlegt. Doch wer Roboter für sich arbeiten lässt, der vergisst dass seine Produkte nur gekauft werden können, wenn die jetzt Arbeitslosen nicht gleichzeitig erwerbslos werden. Der Mensch möchte sich aber naturgemäß beschäftigen und wenn möglich noch etwas dazu verdienen. Handel funktioniert nur, wenn genug Geld in Umlauf ist. Auf das künstlerische Schaffen bezogen, wird der Künstler freier Arbeiten und der potentielle Kunde kann es sich auch mal leisten, ein Konzert zu besuchen, eine Skulptur oder eben ein Bild zu erstehen. Wie genau dies umzusetzen ist, muss noch geklärt werden. Vorschläge werden gerne entgegengenommen…
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