Solidarität mit den Studierenden an der Boğaziçi-Universität in Istanbul!

Erdal Eren* – 8. Februar 2021

Die Studierenden der Boğaziçi-Universität protestieren seit Anfang Januar gegen den von faschistischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan eingesetzten neuen Direktor Melih Bulu. Seit Inkrafttreten des Präsidialsystems im Juli 2018 ist der Präsident allein berechtigt, Rektoren an staatlichen Universitäten einzusetzen. Die Studenten kritisieren unter anderem Bulus Nähe zur islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. Sie verurteilten die Ernennung aber auch als undemokratisch und gegen die Tradition der Universität, ihre Direktoren selbst zu wählen.

Bei den Protesten von Studierenden an der Boğaziçi-Universität in Istanbul sind wieder mehrere junge Menschen festgenommen worden. Studentenvertreter sprachen von mindestens 30 Festnahmen außerhalb des Universitätscampus, später drangen Polizisten auf das Hochschulgelände vor und nahmen demnach mindestens 20 weitere Studentinnen fest. Der HDP-Abgeordnete Ömer Faruk Gergerlioğlu, der zur Unterstützung der Proteste vor Ort war, nannte die Zahl von etwa 100.

Proteste am 2. Februar 2021 auf dem Camous der Boğaziçi-Universität in Istanbul. Bild: YouTube

Vor dem Eingang der Universität nahm die Polizei mehrere Menschen in Gewahrsam. Die Polizei sperrte die Gegend um die Universität herum großräumig ab und hinderte die Studierenden daran, den Campus zu verlassen und eine Presseerklärung zu verlesen. Die Studenten/-innen hatten zu dem Protest aufgerufen, nachdem am Sonntag zwei Studierende in Zusammenhang mit einem umstrittenen Kunstwerk verhaftet worden waren.

Die faschistische Polizei setzte Tränengas und Plastikgeschosse ein, um die Menge zu zerstreuen und sperrte einen Platz am Fähranleger ab. Die Demonstranten riefen: »Wir wollen keinen Zwangsverwalter-Direktor.« Die Behörden hatten als Grund für das Versammlungsverbot die Corona-Pandemie angegeben. Bild: Yussuf Kardal

Seit Jahresanfang protestieren die Studierenden der Boğaziçi-Universität gegen den neuen rechten Direktor Melih Bulu. Er steht der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP nahe. Im Rahmen ihres Protests gegen den neuen Direktor hatten die Studenten eine Ausstellung auf dem Campus organisiert, auf der unter anderem ein umstrittenes Bild ausgestellt war. Darauf war eine Szene rund um das muslimische Heiligtum im saudi-arabischen Mekka, die Kabaa, zu sehen. Auf dem Bild war sie fast vollständig von einem mythischen Wesen verdeckt, den Rand des Bildes zierten LGBTQ-Flaggen.

Unter anderem kritisierte die islamische Gruppe der Studenten/-innen der Universität das Bild als beleidigend. Der Anwalt der verhafteten Studenten, Levent Piskin, sagte, ihnen sei zunächst „Herabwürdigung religiöser Werte“, später dann aber „Aufwiegelung des Volkes zu Hass und Feindschaft“ vorgeworfen worden. Nach Ansicht des Juristen liegt aber überhaupt keine Straftat vor.

Inzwischen hat sich auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan indirekt in den Streit eingemischt. „Wir werden unsere Jugend in die Zukunft führen, nicht als LGBT-Jugend, sondern als die Jugend, wie sie in der glorreichen Vergangenheit unseres Volkes existierte“, sagte der Fachist in einer Fernsehansprache an Jungmitglieder der AKP. Der LGBTQ-Bewegung warf er Vandalismus vor.

In früheren Jahren wurden türkische Universitätsdirektoren hochschulintern gewählt, doch nach dem Putschversuch von 2016 baute Erdoğan seinen Einfluss auf die Hochschulen aus. Seit 2017 hat er landesweit fast 30 neue, ihm genehme rechte Rektoren ernannt. Vor allem an der Boğaziçi-Universität, an der auch Lesungen auf Englisch abgehalten werden, hat sich über die Jahre eine stark linksgerichtete Studentenschaft gesammelt. Ihnen gilt unsere Solidarität und unsere Liebe. Hoch die internationale Solidarität!

Unterstützung von Studierenden
der Middle East Technical University (METU)
für die Schüler/innen, die sich gegen den neuen
rechten Rektor der Boğaziçi-Universität wehren.


* = Unsere Unterstützer/innen und Informanten aus der faschistischen Türkei müssen täglich mit Repressalien, Haft und Folter rechnen, wenn sie kritisch über die aktuellen Zustände in ihrem Land informieren. Aus diesem Grunde nennen wir stellvertretend statt ihre Namen den Namen unseres Genossen Erdal Eren der am 13. Dez. 1980, im Alter von 17 Jahren von der türkischen Militärjunta ermordet wurde. Wir werden Erdal nie vergessen und kämpfen in seinem Sinne weiter!
* = Faşist Türkiye’den destekçilerimiz ve muhbirlerimiz, ülkelerindeki mevcut durum hakkında kritik bilgiler verirlerse her gün misilleme, hapis ve işkence beklemeli. Bu nedenle 13 Aralık 1980 tarihinde 17 yaşında Türk askeri cuntası tarafından öldürülen yoldaşımız Erdal Eren’in isimleri yerine ismini kullanıyoruz. Erdal’ı asla unutmayacağız ve onun lehine savaşmaya devam edeceğiz!.

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