Gastbeitrag – 9. Juli 2021
Ohne Einschränkungen arbeitete das Baugewerbe während der Pandemie und den Hitzesommer durch. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft legt nun die Zahlen der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten vor. Die Zahlen zeigen, dass immer weniger auf Arbeitsschutz geachtet wird oder geachtet werden kann.
Das Baugewerbe konnte während der Pandemie stets weiterarbeiten. Schon seit Jahrhunderten ist das Baugewerbe das Gewerbe, das auch in Krisenzeiten immer gefragt ist. Während der Pandemie war es keine Seltenheit, dass mehr als fünf Menschen in engen Räumen zusammenarbeiteten. Ebenso gingen die Arbeiten trotz des Hitzesommers auf den Autobahnen weiter. Hier mussten sich die Arbeiter:innen bei intensiver Sonneneinstrahlung, glühendem Asphalt und ohne einen Schattenplatz dem Hitzesommer aussetzen, während Vorgesetzte im Homeoffice saßen und die nächste Baustelle koordinierten.
Darum ist es keine Überraschung, dass die Zahl der Berufskrankheiten ebenso gestiegen ist. Insgesamt wurde ein minimales Plus von 0,8 Prozent verzeichnet. Allerdings sind grundlegend vermeidbare Berufskrankheiten auf den ersten Plätzen: die häufigste gemeldete Berufskrankheit ist der weiße Hautkrebs mit 2.768 Meldungen. Dicht gefolgt von der Lärmschwerhörigkeit (2.86 Meldungen) und Lungenkrebs in Verbindung mit dem Giftstoff Asbest (1.411 Meldungen).
Doch nicht nur die Berufserkrankungen sind gestiegen. Auch die Todeszahlen bei Arbeitsunfällen sind auf einem Höhepunkt seit 2014: Insgesamt 97 Arbeiter:innen sind im Jahr 2020 verstorben. Zu den häufigsten Todesursachen äußert sich die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) wie folgt: „Abstürze von hochgelegenen Arbeitsplätzen führen fast immer zu schweren Verletzungen mit dramatischen Folgen für die Betroffenen und enden bei größeren Absturzhöhen oft tödlich“, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. „Hauptsächlich trifft es den Hochbau spezifisch mit Dachdecker-, Zimmerer- und Gerüstbauarbeiten. Ein weiterer Schwerpunkt sind Unfälle durch stürzende oder kippende Bauteile oder das Verschüttetwerden in Gräben“, ergänzt Bernhard Arenz von der BG BAU.
Infolge der massiven Zahlen reicht es nicht, dass das Unternehmen den Arbeiter/innen ihre „persönliche Schutzausrüstung“ (PSA) zur Verfügung stellt und sie „informiert“. Es bedarf einer grundlegenden Neuorientierung der Sicherheitsausrüstung und Strukturierung der Unternehmen. So müssen Baustellen beispielsweise bei Hitze ruhen. Außerdem muss während der Pandemie das Baugeschehen reduziert werden – ohne die Arbeiter:innen in Kurzarbeit zu schicken. Nur so kann ein effektiver Schutz erreicht und Unachtsamkeit reduziert werden.
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Erstveröffentlichung am 15. Juli 2021 auf »perspektive«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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