Rui Filipe Gutschmidt – 4. August 2021
Das Pharmaunternehmen Bayer, dem Monsanto gehört, sieht sich zahlreichen Klagen wegen des Einsatzes von Glyphosat als Herbizid in ihrem einstigen Verkaufsschlager RoundUp ausgesetzt und beabsichtigt Fälle, in denen es beschuldigt wird, das Non-Hodgkin-Lymphom verursacht zu haben, zu lösen ohne vor Gericht zu gehen.
2018 kaufte der Pharmariese Bayer das US-Agrochemieunternehmen Monsanto. Seitdem muss sich das deutsche Unternehmen in einer Reihe von Fällen vor US-Gerichten wegen RoundUp, einem Herbizid das Glyphosat enthält, verantworten. Anwender werfen dem Unternehmen vor, den krebserzeugenden Charakter des Produkts immer schon gekannt zu haben.
Bayer hatte vergangene Woche eine Rückstellung von 3,8 Milliarden Euro für diese Klagen in den USA angekündigt. Anfang Mai hatte das Unternehmen vorgeschlagen, 1,6 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, um sich damit außergerichtlich mit den mutmaßlich durch Glyphosat geschädigten Klägern zu einigen. Ein US-Richter lehnte den Vorschlag als unzureichend ab, da er Menschen, die Roundup vor Februar 2021 angewendet haben und bei denen noch kein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert wurde, nicht ausreichend schützt.
Bayer legte Berufung beim Obersten Gerichtshof ein. In ihrer offiziellen Erklärung geben sie an, dass sie „gute Chancen“ und „solide Argumente“ haben. Dennoch hat der Konzern bereits Vorkehrungen getroffen um „ein eigenes Beschwerdemanagement-Programm zu aktivieren“, wie Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender von Bayer, der Nachrichtenagentur Lusa mitteilte. Es handele sich um ein „professionell geführtes Schadenmanagement-Programm mit vorgegebenen Entschädigungsbeträgen“.
Österreich und Luxemburg haben den Einsatz von Glyphosat bereits verboten aber in Deutschland wird das erst 2023 passieren. Gleichzeitig bestätigten die Verantwortlichen von Bayer ihre Absicht, ihre Produkte, die bislang Glyphosat verwenden, ab 2023 durch Rezepturen ohne diese Komponente zu ersetzen.
RoundUp wurde von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Das klingt verharmlosend, doch diese Einstufung ist ausreichend, um ein Produkt in vielen Ländern zu verbieten und um den Weltkonzern Milliarden zahlen zu lassen, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden. Eine Verurteilung vor Gericht wäre ein Präzedenzfall und das will Bayer auf jeden Fall vermeiden. Wäre der Konzern konsequent, würden sie RoundUp freiwillig vom Markt nehmen und nicht warten, bis sie von durch Gesetzgeber oder Gerichte dazu gezwungen werden. Dabei ist nicht nur der krebserregende Faktor ein Problem, sondern auch die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt an sich. Schon das Konzept von „Unkraut“ ist fragwürdig, aber selbst wenn man bestimmte Pflanzen an bestimmten Orten nicht haben will, so ist der Einsatz von Gift vielleicht die schnellste und eventuell auch eine günstige Art dies zu erreichen, aber das Gift geht in den Umweltkreislauf, was langfristig große Schäden verursachen kann.
In einer Zeit, in der es wenig Arbeitsplätze gibt, sollten Städte und Gemeinden wie auch Landwirtschaftsbetriebe lieber ein paar Leute einstellen um „Unkraut“ zu jäten. Oftmals sorgen Gräser und niedrige Pflanzen zwischen den Reihen der Beete dafür, dass sich Feuchtigkeit hält und man weniger gießen muss. Es gibt ökologische Alternativen, die langfristig sicher günstiger sind. Denn: „Wir haben uns die Welt von unseren Kindern nur geliehen!“
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https://rote-publisher.eu/2017/11/29/der-glyphosat-skandal-deutschland-ermoeglicht-weitere-5-jahre-umweltvergiftung-portugal-enthaelt-sich/
https://rote-publisher.eu/2017/08/22/auch-portugal-will-monsantos-glyphosat-verbieten/
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