Sklaverei als Weltgesellschaftsordnung

Sklaverei ist Realität – Pixabay.com CC 0

Sklaverei ist so alt wie die Menschheit selbst. Aristoteles beschäftigte sich in seiner „Ethik“ schon damit. Unsere innere psychische Einstellung zu dem Thema, hat seit jeher den Grund dazu geliefert und macht heute noch den Unterschied aus, ob sie angenommen wird, wie sie geschieht, oder nicht.

Von Noel Nascimento
Man kann lang über Humanismus, Aufklärung und Universalismus diskutieren, aufschlussreiche Argumente finden die unsere Haltung dazu definieren und bestimmen. Werden diese nicht als Erkenntnisse der gesellschaftlichen Ordnungen genutzt, die uns in unserer Weltgemeinschaft ermöglichen, weiter damit zu existieren, bleibt das Ungeheuer am Leben. Und das in einer Welt die dazu in der Lage ist, die Ursprünge des Universums zu studieren. Als wären dann einige Menschen gleich Tieren die wir zum Schlachten vorbestimmen und andere die wir davor bewahren!

Sklavenhandel Flickr.com CC BY 2.0

Da andere Kulturen unter Umständen auch die gleiche Haltung haben können, kann sich der Relativismus nicht bewähren. Er führt dann dazu, dass mehrere Gruppen einander gleichzeitig erkennen und ebenfalls ausschließen, auch wenn sie zusammen leben und den gleichen Lebensraum miteinander teilen. Schließlich wollen alle den anderen überlegen sein. Wo fängt das überhaupt an, und wo liegt der Hund begraben?

Die Psyche des Menschen lässt sich bis auf Forschungen des Gehirns und der Entwicklung des menschlichen Geistes in verschiedenen Phasen der Evolution erforschen. Die Überwindung des zuerst entstandenen Reptiliengehirns das alle Säugetiere gemeinsam haben und in uns auch noch drinnen ist, war je nach Situation und Ära verschieden, adäquat oder nicht überlebensfähig. Wir blieben aber Jäger und wurden Herrscher. Diese Herrschaft wurde auch durch geistige und kulturelle Eigenschaften bekräftigt. Je nach Epoche haben sich manche Gruppen durch verschiedene Ereignisse weiter entwickelt und übereinander gestellt. Die Ereignisse des 20. Jahrhunderts sind uns näher und lassen leicht darauf schließen, dass es Überlegenheitsansprüche waren, die zum Teil als Begründung für Konfrontationen zwischen Gesellschaftsordnungen führten. Ob eine dieser Gesellschaftsordnungen in der Tat einer anderen überlegen war, kann man mit Nachdruck verneinen. Sie besaßen gleiche Kenntnisse wissenschaftlichen Ursprunges, wie auch aus Philosophie und Künsten. Es waren ethische Auffassungen die sie voneinander trennten. Sie konnten mit diesen ethischen Auffassungen nicht miteinander leben.
Nimmt man eine Geschichte der kulturellen Grundlagen des Abendlandes
zur Hand, müssen wir uns damit befassen wie die Griechen sich mit der Frage der Versklavung anhand des Denkens von Aristoteles beschäftigen.
In seiner Ethik beschrieb Aristoteles das psychische Verhältnis zwischen Herr und Sklave durch das Verb Crestai in Verbindung zu verschiedenen anderen Verben die Situation bedingt sind. Es schafft eine seelische Verbindung von körperlicher Fügung und geistiger Bestimmung zwischen Herr und Sklave die eine Vereinigungdarstellt, so Aristoteles. Damit ließ sich die Frage der „Freiwilligkeit“ und Zwang der Sklavenarbeit erklären und begründen.
In der nach unserem heutigen Verständnis berechtigten Ethik der Aufklärung, ist das Einvernehmen durch diese Optik ein Eingriff in die Menschenwürde.
Mit der Psychoanalyse befasste sich Sigmund Freud mit dem Phänomen des Sadomasochismus. Später hat sich auch Michel Foucault intensiver mit diesem Thema beschäftigt, so Giorgio Agamben in Homo SacerIV, 2. Er untersuchte die Zulässigkeit des Einvernehmens des Zufügens von Schmerz und das Glück an sich als imperative Beobachtung des Lebens im Während, da wir über unser ich bestimmenals Erkenntnis hieraus lernen.

Sklaverei – Flickr.com CC BY-SA 2.0

Das unvereinbare scheint mit der Beschreibung von Erich Fromm in „Die Kunst der Liebe“ in der Beobachtung des psychischen Vorganges einer Person in einer vorgegebenen Situation der Übermacht gegenüber einem anderem Lebewesen vorhanden zu sein dem diese Person beliebig nach ihrem Spaß und Vergnügen Schmerzen zufügen kann, so wie mit einem wehrlosen Frosch zum Beispiel. Es können durch die für diese Person entstandenen Gefühle der Unschönheit der anderen Spezies, abstoßende Gefühle und Schadenfreude entstehen oder das Überwinden davon durch Mitgefühl für das individuelleLeiden des Frosches.

Wir wissen durch unser Zusammenleben,dass Tiere auch gefühlsmäßig reagieren. Wir wissen nicht ob sie auch Mitleid fühlen, was durch Beobachtungen von Traurigkeit oder durch das Vermissen einer beliebten Person ihrerseits auch zu dem Schluss kommen lassen kann. Wir können jedoch noch kein Tier auf der Couch des Psychologen analysieren. Einen Menschen können wir, und die Psychiatrie hat für Gefühlslose Menschen die Bezeichnung des Soziopathen, eines Psychopathen der in der Gesellschaft eingegliedert ist und dessen „Werk“ sich nicht offen bemerken lässt. Diese können sich in allen möglichen Verkleidungen tarnen, als Humanisten, Sozialisten, Liberale, Aufklärer, Anarchisten. Da geht es eher darum, sich aus der Affäre zu ziehen.
Im Sinne von Erich Fromm lässt sich das Empfinden des Leidens anderer nicht als Schwäche sondern als Stärke, im Einvernehmen mit Aristoteles und seinen Vorstellungen des Eins Seinmit den anderen, und ob wir uns mit der damit verbundenen Verantwortung identifizieren,die uns – ob Herren oder Sklaven – geistig und seelisch geschichtlich verbinden.
Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich habe damit nichts zu tun, ist insofern falschsolange wir uns als eine zu der gleichen Spezies oder sogar zu allen ähnlichen Lebewesen unseres Mutterplaneten ansehen, der in unserer Verantwortung liegt. Und der Unterschied zwischen schuldigund verantwortlichsein muss jedem bewussten, empfindenden Menschen sofern auch klar sein. Das Währenddes Denkens von Agamben ist zeitlich durchgehend und übersteigt Generationen in Anbetracht von Zeit und Raum der Hermeneutik, im Verlauf der Geschichte. Dass wir der Herausforderung dieser Tatsachen bewusst gegenüber stehen, und dann dazu in der Lage sind anderen diese Erkenntnisse ins Bewusstsein zu rufen, ist essentiell. Schließlich sind die gleichen ursprünglichen Neigungen in uns allen noch vorhanden.

In nichts hilft es auch jetzt, im Elfenbeinturm zu sitzen. Sonst hätte man diesen Streit schon ganz weit in der Vergangenheit andere unter sich ausmachen lassen und im Laufe der Geschichte von Anfang an eine absetzende Haltung einnehmen müssen, die jetzt nicht mehr einer distanzierenden Haltung – weder philosophisch noch politisch – entspricht.  

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