Gewiss ist die Frage in dem Titel ungewöhnlich und provokant. Legt man aber die Erkenntnisse zu Grunde, zu denen Wissenschaftler im Laufe ihrer Forschungen gekommen sind, erscheint die Frage gar nicht mehr so abwegig. Vor allem dann nicht, wenn man sich folgendes Video anschaut.
von Jairo Gomez – 18.September 2018
Mancher der das tut, wird beim nächsten Waldspaziergang, die ihn umgebenden Bäume, sicherlich mit anderen Augen sehen. Nur allzu selbstverständlich hat man bisher eines der wohl größten Wunder der Natur genommen. Durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch hat man den Wald als ein grünes Warenlager angesehen und missbraucht. Römer, Spanier, Engländer, Portugiesen, Holländer und andere Völker haben auf dem Höhepunkt ihrer Macht, ganze Wälder gerodet um ihre Flotten zu bauen.
Dominium terrae
Ihnen ist nicht wirklich ein Vorwurf zu machen, sie wussten es nicht besser. Heute allerdings, sieht es völlig anders aus. Die Wissenschaft stößt in Welten, die man früher nicht einmal erahnte.Im Fall des Waldes, unabhängig wo er auf der Welt steht, ist man zur Erkenntnis gekommen, dass es sich dabei um einen Organismus handelt der sehr komplex ist, in dem Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Lebewesen stattfindet, die ihn ausmachen. Eigentlich sollte das schon Grund genug sein, um inne zu halten und den Lebewesen, die uns Menschen überhaupt das Leben erst ermöglichen, das entgegen zu bringen, was sie verdienen, Respekt.
Stattdessen scheint das Dominium terrae (lat.: Herrschaft über die Welt), gepaart mit der allseits vorhandenen Profitmaximierung, die Maxime in den Köpfen der Verantwortlichen des sich anbahnenden ökologischen Desasters im Hambacher Forstes zu sein. Man argumentiert natürlich nicht mit oben genanntem, vielmehr schürt man die Sorge, dass in Nordrhein-Westfalen teilweise die Lichter ausgehen könnten, wenn nicht schnellsten das Tagebaugebiet vergrößert würde, um die Versorgung der Kraftwerke zu garantieren. Ein ausstehendes Gerichtsurteil wird nicht abgewartet und das Ergebnis der Gespräche innerhalb der Kohlekomission auch nicht. Bei RWE will man anscheinend Tatsachen schaffen, Punkt. Respekt vor der Natur und vor der Rechtsprechung, Fehlanzeige. In diesem Zusammenhang passt ein Zitat aus dem Buch von Paul Schreyer: „Die Angst der Eliten: Wer fürchtet die Demokratie?“
Ein internationaler Konzern ist so wenig links oder demokratisch wie ein feudales Fürstentum. Entscheidungen werden an der Spitze getroffen, die Untergebenen haben zu gehorchen.
Standing Rock ist überall
Es ist meines Erachtens eine pure Demonstration der Macht. Die Politik hat gekuscht und hat Polizei aufmarschieren lassen, um den Wald zu räumen. Statt darauf hinzuweisen, dass eine Gerichtsentscheidung noch aussteht und die Polizei dort zu lassen, wo sie wirklich benötigt wird, macht man sich zum Handlanger der Industrie. Fälle wie diese, wo die Interessen der Industriekonzerne, Finanzmärkte und Banken, Vorrang vor der Gesundheit der Menschen und dem Erhalt der Natur haben, gibt es auf der Welt zu Hauf. Herausragende Beispiele dafür sind zum Beispiele dafür sind die Umweltkatastrophe 2015 in Brasilien am Rio Doce, bei der ca. 600 Kilometer seines Verlaufs durch Klärschlamm aus dem Bergbau verseucht worden. Ein Jahr später sorgte das Standing Rock Reservat für Schlagzeilen. Dort wehrten sich Angehörige der First Nation gegen den Bau einer Ölpipeline quer durch ihr Reservat, weil sie befürchteten, dass ein Leck in der Pipeline, das Wasser in der Umgebung verseuchen könne und damit auch das Ökosystem. Und nun der Hambacher Forst.
Ein Ökosystem, das es schon lange bevor gab, als unsere Vorfahren noch auf Renntierjagd gingen. 12.000 Jahre ist dieser Wald alt. Ein Wunder der Natur, denn Wälder sind nicht bloß Ansammlungen von Bäumen, sie sind viel mehr. Es sind Netzwerke, die sich vor Millionen von Jahren entwickelten, lange bevor es den Menschen gab. In diesen Netzwerken kommunizieren die Mitglieder miteinander … und anders als es in den digitalen Netzwerken der Menschen heute oft der Fall ist, man nimmt Rücksicht aufeinander. Das obige Video beschreibt es in beeindruckender Weise. Nebenher versorgen die Wälder uns mit Atemluft.
Vernichtete Zukunft
Als unsere Vorfahren damit begannen ganze Wälder zu roden, wird ihnen nicht bewusst gewesen sein, wie tiefgreifend ihre Handlungen waren und welche Wunder sie damit zerstörten. Heute aber, ist es anders, die Wissenschaft ist in bisher unbekannte Welten vorgestoßen und beginnt damit, Zusammenhänge zu erkennen. Die positive Auswirkung von Wäldern auf uns Menschen kann und darf man nicht mehr ignorieren. Genauso wenig wie man die Auswirkung der trotz aller ausgesprochenen Warnungen der ausufernden Luftverschmutzung. Auf uns und unsere Nachkommen.
Alle Bäume, aus denen die Wälder bestehen, auch der Hambacher Forst, sind nicht bloß eine Ansammlung von verholzten Pflanzen, es sind Lebewesen. Sie haben Stimmen, die wir nur nicht hören können, sie sind aber auch Garanten dafür, das wir und uns Nachfolgende Generationen nicht dahin vegetieren oder gar sterben, sondern ein lebenswertes Dasein führen können. Wer Wälder fällt, der rodet nicht einfach nur Bäume, er tötet in meinen Augen in zweifacher Hinsicht. Lebewesen die unseren Respekt verdienen und unserer Fürsorge bedürfen und er vernichtet die Zukunft unserer Kinder.
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