Amerikanische Konzentrationslager

Amerikanische KZ für japanische Bürger im zweiten Weltkrieg. Youtube screnshoot.

„Das sind keine Menschen. Das sind Tiere.“

Robert C. Koehler – 28. Juni 2019
Mit freundlicher Genehmigung von http://www.antikrieg.com/

Allein diese Worte lösen den Alarm aus – den Faschismusalarm, könnte man sagen. Donald Trump ist keineswegs die einzige Quelle für den Sturzflug der amerikanischen Demokratie, aber er ist deren aktuelle, zutiefst beunruhigende Manifestation.
Soll ich diese Woche über die Kriege schreiben, die er führen will, oder über die Flüchtlingskäfige an der Grenze, die er weiterhin füllt? Sie alle sind untereinander verbunden durch ihre Herrschafts- und Strafmentalität, ihre Unterwerfung unter Kriegsprofite und die Geopolitik des Imperiums, ihre auf Unwissenheit beruhende Gewissheit, dass der amerikanische Exzeptionalismus der Eckpfeiler der nationalen Sicherheit ist, ihre Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leiden und Bedürfnis.
„Wir waren in amerikanischen Konzentrationslagern. Wir waren auf unbestimmte Zeit eingesperrt. Wir hatten kein ordentliches Gerichtsverfahren. Wir wurden angeklagt, ohne Beweise dafür zu haben, dass wir eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen, dass wir zu einer unangleichbaren Rasse gehören, dass wir eine Bedrohung für die Wirtschaft darstellen würden.“
Die Sprecherin ist Satsuki Ina, eine Frau, die einen Teil ihrer Kindheit während des Zweiten Weltkriegs in einem japanisch-amerikanischen Internierungslager verbracht hat und die zusammen mit anderen Internierten aus der Kindheit kürzlich in Fort Sill, Oklahoma, einer US-Militärbasis, protestiert hat, die zu einem Internierungslager für 1.400 Einwandererkinder werden soll.
„Wir hören heute genau diese Worte über unschuldige Menschen, die in diesem Land Asyl suchen“, fuhr sie fort. „Und im Gegensatz zu 1942, als Amerika uns den Rücken kehrte, während wir aus unseren Häusern, unseren Schulen, unseren Farmen und unseren Arbeitsplätzen verschwanden, sind wir heute hier, um uns zu äußern, um gegen die ungerechte Inhaftierung unschuldiger Menschen zu protestieren, die in diesem Land Zuflucht suchen. Wir stehen zu ihnen und sagen: „Hört auf, die Geschichte zu wiederholen“.
Der einzige Weg, um zu vermeiden, die Geschichte zu wiederholen, besteht darin, sich ihr direkt zu stellen und für sie zu büßen. Es gibt eine Menge Geschichte, der sich dieses Land noch nicht gestellt hat, aber die Trump-Administration, mit ihrer unverhohlenen Missachtung der politischen Korrektheit bringt sie auf die Titelseiten.
Tatsächlich könnte man sagen, dass der Aufschneider Trump bestenfalls ein Amateur-Faschist ist, der es, so oft er es auch versucht, nicht schafft, die Aggression der USA hinter bekannten Klischees zu verstecken. So war während der Obama-Regierung die Internierung an den Grenzen überhaupt keine Neuigkeit, aber Trump hat es geschafft, die höllischen Bedingungen und die zerrissenen Familien der Welt vor Augen zu führen.
Vor kurzem hat beispielsweise die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez eine ungeheure Empörung hervorgerufen, als sie unter Bezugnahme auf einen Artikel in Esquire twitterte, dass die Vereinigten Staaten ein System von Konzentrationslagern geschaffen haben, um die Asylbewerber zurückzuhalten, die aus Mittelamerika in das Land strömen. Das war zu viel für Liz Cheney, die gegengetwittert hat: „Bitte @AOC tue uns allen einen Gefallen und verbringe nur ein paar Minuten damit, etwas über die tatsächliche Geschichte zu erfahren. 6 Millionen Juden wurden im Holocaust vernichtet. Du machst ihr Andenken herunter und blamierst dich mit Kommentaren wie diesen.“
Aber in Wirklichkeit handelt es sich um Konzentrationslager. Die Historikerin Andrea Pitzer, zitiert von Jack Holmes in dem von AOC zitierten Esquire-Artikel, definiert „ein Konzentrationslagersystem“ einfach und logisch genug als „massenhafte Inhaftierung von Zivilisten ohne rechtsstaatlichen Prozess“.
Das bedeutet nicht, dass sie mit nationalsozialistischen Vernichtungslagern gleichzusetzen sind, aber der Nachhall des Begriffs ist legitimerweise beunruhigend, denn der Prozess, den er definiert, ist derselbe: Entmenschlichung einer Gruppe von Menschen aufgrund von Rasse, Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder was auch immer („Das sind keine Menschen. Das sind Tiere“); Schüren der Angst, dass ihre Anwesenheit einen „nationalen Notstand“ darstellt; Durchführung von Massenverhaftungen und unbefristete Inhaftierung der Verhafteten.
Was könnte schief gehen?
Wie Pitzer in ihrem Buch One Long Night: A Global History of Concentration Camps („Eine lange Nacht: eine globale Geschichte von Konzentrationslagern“) schreibt: „Da ist diese Kristallisation, die stattfindet. Je länger sie dort sind, desto schlechter werden die Bedingungen. Das gilt universell für alle Lager.“
Einige dieser sich zum Schlechteren entwickelnden Zustände wurden kürzlich auf Democracy Now! von Anwalt Warren Binford beschrieben, der Kinder in einer Haftanstalt in Clint, Texas, befragt hatte: praktisch kümmert sich niemand direkt um diese Kinder … sie sind 24 Stunden am Tag in diesen Zellen eingesperrt. In vielen dieser Zellen gibt es offene Toiletten. Es gibt keine Seife, keine Möglichkeit, sich die Hände zu waschen. … Und viele von ihnen sind aufgrund des Mangels an Betten und Matten sowie an Schlafplätzen gezwungen, auf Beton zu schlafen. Kinder beschrieben das Schlafen auf Betonböden. Sie beschrieben das Schlafen auf Zementblöcken.“
Und, mein Gott, wenn die Kinder krank werden, werden sie unter Bedingungen in Quarantäne gestellt, die „einfach schrecklich“ sind. Diese sehr kranken Kinder, mit hohem Fieber … auf den Boden gelegt, auf Matten, weitgehend unbeaufsichtigt, tagelang zusammengepfercht.“
Und Holmes weist darauf hin: „Ein weiteres Problem ist, dass diese Lagersysteme, egal wo auf der Welt sie sich befinden, dazu neigen, Opfer von Erweiterungskriterien zu werden. Je länger sie offen bleiben, desto mehr Gründe findet eine Regierung, Menschen in sie zu stecken. Das gilt besonders, wenn ein neues Regime die Kontrolle über ein bestehendes System übernimmt, wie es die Trump-Administration mit unserem getan hat.“
So hatten Asylbewerber einst gesetzliche Rechte, aber das ist vorbei. Mit zunehmender Zahl, vor allem aufgrund der sich verschlechternden Bedingungen in Guatemala, El Salvador und Honduras (Länder, bei deren Verwüstung die Vereinigten Staaten politisch mitgewirkt haben), fing man an, fast alle Flüchtlinge als „Illegale“ zu behandeln. Und, so schreibt Holmes: „Es gibt Grund zu der Annahme, dass sich die Kriterien weiter ausweiten werden.“
Dies sind amerikanische Konzentrationslager, nicht nur in der Tradition der japanisch-amerikanischen Internierungslager oder des Zweiten Weltkriegs, sondern auch in dieser anderen Tradition auf der anderen Seite des Ozeans. Es sind keine Todeslager, aber sie entwickeln sich, fürchte ich, in einer ähnlichen moralischen und politischen Lücke.

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